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Bei  generalisierten Anfällen ist das gesamte Gehirn von Beginn an betroffen, was sich daran zeigt, dass der ganze Körper daran beteiligt ist.

Man unterscheidet zwischen: Grand mal – Anfällen, Petit mal – Anfällen, Status epilepticus und fokalen Anfällen

Grand mal – Anfälle (Große Anfälle)

Gehäuftes Auftreten des ersten Anfalls im frühen Erwachsenenalter. Meist geht ihnen ein bis zu Tage dauerndes Prodromalstadium mit Unruhe, Reizbarkeit und Kopfschmerzen voraus. Eventuell kann auch eine Aura vorangehen, d.h. die Wahrnehmung z.B. eines Gefühls, Geschmacks oder Geruchs.

Der eigentliche Grand mal – Anfall dauert ca. 2 Minuten und hat einen typischen Verlauf:
Der Patient stürzt zuerst, eventuell mit einem Schrei (Initiationsschrei), bewusstlos zu Boden. Es kommt zur tonischen Phase mit steif gestreckten Gliedmaßen, Atemstillstand und weiten, lichtstarren Pupillen. Nach Sekunden folgt die klonische Phase mit rhythmischen Zuckungen am ganzen Körper, häufig Harn- und Stuhlabgang. Der Pat. hat Schaum vor dem Mund, es besteht die Gefahr eines Zungen- oder Wangenbisses. Nach einigen Minuten klingen die Zuckungen wieder ab und die bis zu Stunden dauernde Schlafphase (Terminalschlaf) tritt ein. Außerdem kommt es häufig zu einer Amnesie.

Petit mal – Anfälle (kleine Anfälle)

Meist erstmaliges Auftreten im Kindesalter. Im Vordergrund stehen kurzzeitige Bewusstseinsstörungen (z.B. Absencen), oft ohne besondere motorische Phänomene. Typisch für Petit mal – Anfälle sind die so genannten altersgebundenen Anfallsformen.
Dazu gehören z.B. BNS – Krämpfe (Blitz-Nick-Salaam – Krämpfe) vom 3. bis 8. Lebensmonat, myoklonisch-astatische Anfälle vom 3. bis 5. Lebensjahr, die Absencenepilepsie (Pyknoleptische Anfälle) vom 4. bis 14. Lebensjahr sowie die Rolando-Epilepsie, die oft während des Schlafes auftritt und sich in der Pubertät oft von selbst zurückbildet.

Status epilepticus

Hierbei folgen mehrere Krampfanfälle direkt aufeinander, ohne dass der Patient das Bewusstsein wiedererlangt (Serie von Anfällen die über mehr als 20 Minuten ohne zwischenzeitliche Erholung andauern). Der Status epilepticus ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild (Kreislaufstörungen, Aspiration), das sofort medikamentös unterbrochen werden muss.

Fokale Anfälle (partielle bzw. Herdanfälle)

gehen immer von einer lokalen Veränderung des Gehirns aus (z.B. Narbenbildungen, Tumore, Verletzungen, Blutungen) Sie können in jedem Alter auftreten und sich auch zu einem generalisierten Anfall ausweiten (Fokale Anfälle mit sekundärer Generalisation). Sonst unterscheidet man einfach-fokale Anfälle mit erhaltenem Bewusstsein von komplex-fokalen Anfällen mit Bewusstseinsbeeinträchtigung.

Einfach-fokale (motorische bzw. sensible, somatosensorische) Anfälle

Auftreten von, auf eine Körperregion beschränkte, Zuckungen und/oder Parästhesien, in der Regel ohne Bewusstseinseinschränkungen.

Jackson-Anfälle (zählen meist zu den einfach-fokalen Anfällen)

Beginn von Zuckungen oder Sensibilitätsstörungen an einer bestimmten Körperregion (bei erhaltenem Bewusstsein) mit Ausbreitung meist von distal nach proximal auf benachbarte Regionen (z.B. Zuckungen v. Finger über Hand zum Arm bis zur kompletten Körperhälfte bzw. zum sekundär generalisierten Krampfanfall)

Komplex-fokale (psychomotorische) Anfälle (Dämmerattacken)

Beginnt typischerweise mit einer Aura, gefolgt von Bewusstseinseintrübung als Leitsymptom, währenddessen der Patient Nestel-, Kau-, Schluck- oder Schmatzbewegungen zeigt. Der Dämmerzustand kann im Extremfall mehrere Tage dauern. Im Anschluss folgt meist eine Reorientierungsphase, bevor wieder volle Bewusstseinsklarheit besteht.

Fokale Anfälle mit sekundärer Generalisation

Jeder primär fokale Anfall kann sich durch Ausbreitung der abnormen hirnelektrischen Aktivität zu einem Grand mal – Anfall entwickeln.