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Prinzipiell kann man sagen, dass Kinder den gleichen Trauerprozess durchlaufen wie Erwachsene, dennoch gibt es einige nennenswerte

Unterschiede zwischen kindlicher Trauer und der Erwachsener

– Das Kind ist meist darauf angewiesen, was ihm gesagt wird. Es ist angewiesen auf verbleibende Bezugspersonen
– Faktische Bedürfnisse sind besonders wichtig (Alltagsroutine, „Wer sorgt für mich?“)
– Kinder können ihre Situation nicht so leicht verbalisieren, sind oft „sprachlos“ und können sich nicht so leicht Unterstützung holen wie Erwachsene
– Kinder besitzen weniger Wissen und Verständnis bezüglich des Todes
– Da Kinder stärker in der Gegenwart leben, ist die bewusste Situation kürzer, ihre Stimmung ist wechselhafter und sie sind leichter ablenkbar. Aber: Kinder erleben die Zeit der Trauer subjektiv länger!
– Der Tod benötigt in allen folgenden Entwicklungsstufen eine erneute Beschäftigung (neue Aspekte, Fragen).

Diese genannten Unterschiede wirken sich wiederum auf folgende Ausdrucksformen aus:

Ausdrucksformen von Trauer

– Gefühle und Gefühlsregungen sind nicht so konstant wie bei Erwachsenen, das Kind „vergisst“ immer wieder Trauer und Schmerz und kann spielen und lachen.
– Kinder leben in der Gegenwart und können sich leicht immer wieder dem Gefühl der Umgebung anpassen und seine Trauer vergessen.
– Je nach Alter des Kindes kann die Endgültigkeit von Zuständen nicht begriffen werden, sie tun so als „wäre nichts geschehen“.
– Vorsicht vor der Vorstellung von der „Allmacht der Gedanken“ – Kinder können Schuldgefühle quälen, z.B. wenn sie einer anderen Person etwas Böses gewünscht haben.
– Grosse Wut und Zorn als Reaktion auf das geschehene, viel direkter als Erwachsene
– Kinder können schwerer Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit ziehen und „träumen“ den Verlust für einige Zeit wieder in ihr Leben.
– Kinder übernehmen immer wieder Verhaltensweisen, Redewendungen oder typische Merkmale, in diesem Fall, der verstorbenen Person.

Kindliche Trauerreaktionen
– körperliche Beschwerden, Bauch-, Kopfweh, krank sein
– Essstörungen; sowohl Appetitlosigkeit als auch Essen als Trost
– Schlafstörungen
– Umkehr der Gefühle: übertriebene Fröhlichkeit
– Lern-, Konzentrationsschwierigkeiten
– Regression, z.B. Daumenlutschen, Verluste der bereits erlernten Fähigkeiten
– Sozialer Rückzug
– Anpassung
– „Reife“
– etc.

Jedoch sind die Reaktionen und der Verlauf des Trauerprozesses abhängig von Faktoren wie:
– Alter des Kindes und erreichte Entwicklungsstufe, Persönlichkeitsstruktur
– Entwicklung des Todesbegriffes bzw. Informationsstand
– Verhalten des überlebenden Elternteils
– Ursache und Umstände des Verlustes
– Art der Beziehung zwischen verstorbener Person und Kind
– Beziehungsmuster innerhalb der Familie vor dem Verlust
– Anzahl der bereits bewältigten Verluste
– Beibehalten der Alltagsroutine
– etc.

Je nach Alter und Entwicklungsstand macht sich das Kind völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Tod, wobei sich herausgestellt hat, dass Kinder vier Elemente des Todes ganz besonders schwer verstehen:

Irreversibilität – Der Tod ist nicht mehr rückgängig zu machen
Universalität
– Alle Lebewesen müssen irgendwann sterben
Kausalität
– Die Ursachen des Todes sind biologisch
Nonfunktionalität
– Der Tod bedeutet völligen Stillstand der Körperfunktionen

DGKP/DPGKP Daan Toffel