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Wer mit dem Gedanken spielt, seinen Job als Angestellter endgültig an den Nagel zu hängen und freiberuflich tätig zu werden, muss sich mit den durchaus sinnvollen und nicht einfachen Fragen rund um das Thema Existenzgründung befassen. Die wichtigsten Tipps werden nachfolgend präsentiert.

1. Der Wille zum Erfolg

Wer bereits ist, 50 oder 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, auf Freizeit und Urlaub weitestgehend zu verzichten und öfters auch nachts erreichbar sein wird, für den ist der Job des Freelancers ideal. Das gelingt aber auch nur, wenn die Familie komplett hinter dem Vorhaben steht.

2. Selbstvertrauen

Nur wer an sich glaubt, der kann sich im harten Berufsleben durchsetzen. Gerade in der Welt der Freiberufler erhält derjenige den Auftrag, der die bessere Leistung erbringen kann. Wichtig ist es in diesem Berufsfeld eine gehörige Portion Optimismus, den Glauben an die Zukunft und Weitblick zu besitzen.

3. Eine erfolgversprechende Geschäftsidee

Jeder Mensch hat Ideen, leider sind sie nicht alle erfolgversprechend. Wer auf lange Zeit sein eigener Chef sein will, der muss alle Stärken und Schwächen seiner Geschäftsidee sowie die aktuelle Markt- und Konkurrenzsituation berücksichtigen. Wichtig ist zudem die Orientierung an den Kundenwünschen – schließlich ist der Kunde König.

4. Gründungszuschüsse nicht einplanen

Gründer neuer Unternehmen hatten lange Zeit ein Recht auf Zuschüsse. Leider ist seit 2012 Schluss mit dem Überbrückungsgeld und dem Existenzgründungszuschuss. Die Pflichtleistung, die eigentlich jedem Empfänger von Arbeitslosengeld I zustand, ist zur Ermessensleistung geworden. Die Zahl der Geförderten geht drastisch zurück: Im Januar 2012 wurden nur noch 5.400 Personen gefördert, ein Jahr zuvor waren es 13.200. Die Chancen auf einen Zuschuss sind eher schlecht, für den Start in die Selbstständigkeit sollte diese Hilfe also nicht erwartet werden.

5. Die Rechtsform wählen

Die Rechtsform „Einzelunternehmen“ bietet sich für viele Neulinge an, da sie mehrere Vorteile bietet: Pro Jahr muss lediglich eine Steuererklärung erstellt werden. Der Gewinn wird wie bei jedem Angestellten nach dem Einkommensteuertarif versteuert. Die Buchführungspflicht fällt bis zu einem Umsatz von 500.000 Euro und einem Gewinn unter 50.000 Euro weg. Das senkt die Kosten für einen Steuerberater. Ab einem regelmäßigen Umsatz von mehr als 100.000 Euro wird die Rechtsform als Einzelunternehmen UG(h) aus steuerlichen Gründen interessant.

6. Einen Businessplan erstellen

Wie zuvor erwähnt, wird eine gute Geschäftsidee benötigt. Diese muss allerdings auch in einem Businessplan zu Papier gebracht werden. Der Plan beinhaltet die Zielgruppe, mögliche Risiken und Chancen. Alles in einem ist der Businessplan eine Art Wirtschaftlichkeitsstudie der Geschäftsidee und wird für eventuelle Partner oder Investoren benötigt, um ihnen zu zeigen, warum und weshalb sie mit dem eigenen Unternehmen kooperieren bzw. in die Firma investieren sollten.

7. Sparsam sein

Ein neues Notebook, eine hochwertige Büroausstattung, einige Hundert Visitenkarten – all das ist nicht ausschlaggebend für den Erfolg, sondern eher für das eigene Ego. Auf Image-Investitionen sollte jeder Freiberufler verzichten.

8. Im Internet bekannt werden

Gerade als Freelancer muss die eigene Persönlichkeit in den Weiten des World Wide Web zu finden sein. Je nach Geschäftsmodell gehören dazu:

  • eine moderne Webseite
  • Profile auf diversen Netzwerken (Facebook, Twitter, Xing etc.)
  • eventuell Konten auf diversen Foren

9. Kleinliche Buchhaltung

Als Selbstständiger müssen Dinge wie die Buchhaltung, Finanzen und Steuern selbst erledigt werden. Wer nicht einen teuren Steuerberater damit beauftragen will, benötigt Zeit und Disziplin. Berufliche und private Aspekte müssen streng getrennt werden, Stichwort: Geschäftskonto.

10. Das Sparschwein füllen

Geiz ist nicht unbedingt der attraktivste Punkt eines Menschens. Wenn allerdings das Geschäft brummt und das erste Geld auf dem Konto eintrifft, dann sollten die Situation auch genutzt werden, um Rücklagen zu bilden. Was übrig bleibt, kann ohne Zweifel auf einem Tages- oder Festgeldkonto angelegt werden. Diese bieten aktuell recht gute Zinsen und sind im Gegensatz zu anderen Finanzprodukten ungefährlich.

11. Lohndumping nicht fördern

Ob im Webdesign oder beim Schreiben von Texten, Dumpinglöhne sind Gang und Gebe. Gerade neue Freelancer akzeptieren oftmals unmenschlich niedrige Stundenlöhne, um ein Portfolio aufzubauen. Auf eine ausgewogene Preisgestaltung sollte nicht verzichtet werden. Wer von Anfang an billig arbeitet, wird diese Identität nur noch schwer los. Qualität hat ihren Preis!

12. Arbeit einteilen

Wer sein eigener Boss ist, der arbeitet viel, kann sich die eigene Arbeit aber auch individuell einteilen. Besonders praktisch ist das Arbeiten im Home Office. Hier sollten allerdings Dinge wie Fernseher, Fußballtische etc. nicht ablenken. Ansonsten geht die Produktivität schnell in den Keller. Auf ausreichende Erholung sollte aber nicht verzichtet werden.

13. Aufträge dürfen abgelehnt werden

Auch wenn es noch so unhöflich scheinen mag, Selbstständige müssen nicht jeden Auftrag annehmen. Oftmals besteht die Angst, dass man den Auftraggeber durch eine Absage zur Konkurrenz treibt. Aus anderer Sicht: Wer zu viele Aufträge annimmt, bei dem könnte die Qualität leiden und den Kunden erst recht vertreiben. Qualität geht immer vor Quantität.

14. Wochenende ist Wochenende

50 bis 60 Stunden die Woche ist bei Selbstständigen keine Seltenheit. Das Wochenende sollte allerdings für eine Verschnaufpause genutzt werden. Stehen doch mal wichtige Aufträge an, können wenige Überstunden nicht schaden. Wichtig ist es von Anfang an Freitag abends einen konsequenten Schlussstrich zu ziehen.

15. Marketing

Selbstständige kennen den Markt, in den sie einsteigen wollen. Ebenfalls bekannt ist die Konkurrenz sowie die Wünsche der Kunden. Diese Kenntnisse müssen genutzt werden, um die Konkurrenz zu schlagen und das Interesse der Kunden zu wecken. Aber Achtung: Marketing wird heute vor allem online betrieben. Hierzu gehört natürlich auch Social Media.

16. Kundenbindung

Wurde ein Kundenkreis aufgebaut, sollten Bestandskunden niemals vernachlässigt werden. Dieses Problem ist häufig bei großen Unternehmen zu sehen, die ausschließlich Neukunden mit guten Angeboten anlocken. Partnerschaften mit Bestandskunden haben den Vorteil, dass bereits eine sichere Beziehung aufgebaut wurde, die auch in schlechten Situationen nicht beendet wird. Bestehende Kunden sollten dementsprechend regelmäßig kontaktiert und angesprochen werden.

17. Mundpropaganda

Viele Selbstständige nutzen ausschließlich Online-Werbemittel für Marketing Zwecke. Die gute alte Mundpropaganda, die zu den effektivsten Methode zur Neukundengewinnung gehört, wird oftmals unterschätzt. Bestandskunden empfehlen jemanden nur selten weiter, aus diesem Grund müssen Freelancer hier etwas forcieren. Sehr empfehlenswert an dieser Stelle ist das Buch „Endlich Empfehlungen”.

18. Referenzen erstellen und pflegen

Kaum ein Jobinterview verläuft ohne dass der potenzielle Arbeitgeber einen Blick auf das Curriculum Vitae wirft. Als Selbstständiger kann man Referenzen von seinen bestehenden Kunden oder auch eigenen Projekten sammeln und in einem Portfolio öffentlich zugänglich machen. Aber auch die vergangene Berufserfahrung könnte interessant für potenzielle Kunden und Geschäftspartner sein.

19. Die Technik

Erfolgreiche Unternehmen nutzen in der Regel immer die neusten und bewährtesten Technologien. Wer beispielsweise als Freelance-Webdesigner arbeiten will, kann dementsprechend nicht auf einem Windows 95 PC arbeiten. Ein iMac wäre hier definitiv die bessere Wahl. Durch alte Hardware ergeben sich Probleme und Wartezeiten, die den Selbstständigen im Endeffekt mehr kosten, als neue Geräte. Auch in puncto Software sollte nicht gespart werden, denn auch sie kann im Idealfall viel Zeit und Geld sparen.

20. Weiterbildung, auch Erwachsene lernen

Man lernt nie aus – auch wenn die meisten Menschen nicht zurück in die Schulbank wollen. Nur wer sich ständig weiterbildet, der kann darauf hoffen, dass er neue Aufträge erhält, neue Beziehungen schließt und letztendlich mehr verdient. Weiterbildung ist in jedem Berufsfeld wichtig und sollte in jeden Arbeitsalltag einkalkuliert werden.

Fazit

Diese 20 Tipps sind nur einige Ausschnitte einer langen To-do-Liste auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Viele Menschen sind diesen Weg gegangen und bereuen es nicht. Wenn Sie die obigen Punkte nicht abgeschreckt haben, dann steht einem Start in die Selbstständigkeit nichts mehr im Wege.

Weitere Informationen rund um einen soliden Start in die Welt der Freiberufler finden Sie auf Arbeitstipps.de.

Artikelbild: © Rainer Sturm / pixelio.de