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Frater .717. im Interview

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: Die Geschichte magischer Orden hat gezeigt, dass Hierarchien und Geheimhaltung immer wieder aufbrechen. Wie stark habt Ihr im IOT (Illuminaten von Thanateros) mit diesen scheinbar allgegenwärtigen Auflösungstendenzen zu kämpfen?

A: Relativ wenig, denn wir haben heute eben kaum noch Hierarchien und Geheimhaltung. Geheim gehalten werden lediglich die Identität der Mitglieder (sofern diese es wünschen), Zeichen, Passworte und innere Angelegenheiten, nicht aber Themen, Ziele und Arbeiten.

Unsere Gradstruktur umfasst vier Grade, die in erster Linie nur Pflichten und keine zusätzlichen Rechte beinhalten. Alle Sektionen und Tempel sind autonom. Manche dieser Tempel arbeiten beispielsweise auf bestimmte Zeit mit besonderen Glaubenssystemen und Paradigmen. Klar, dass sie bei der Aufnahme neuer Mitglieder zusätzliche Auflagen stellen, um eine effiziente magische Zusammenarbeit erreichen zu können. Wenn es deshalb in einem Tempel zusätzliche Regeln gibt, dann sind sie aber von einzelnen Mitgliedern frei und auf Zeit erwählt.

Allen Tempeln gleich ist nur eine Grundstruktur, die aus drei Ämtern besteht und einen sehr wichtigen Regelmechanismus in sich trägt.

Die ersten beiden Ämter sind:

DAS AMT DES MAGISTER TEMPLI
Die Aktivitäten eines Tempels werden vom Magister Templi koordiniert. Er trägt dafür Sorge, dass Tempelaktivitäten organisiert und strukturiert werden.

DAS AMT DES ARCHIVARS
Der Archivar führt Buch über die Aktivitäten eines Tempels. In den Aufzeichnungen werden ausschließlich die offiziellen magischen Namen oder Zahlen der Anwesenden festgehalten. Die Aufzeichnungen halten Ort und Zeit der Tempelaktivitäten fest, ebenso eine kurze Zusammenfassung der jeweiligen Arbeit und ihrer Ergebnisse.

…und das dritte Amt, das uns ein wertvolles Instrument im Umgang mit persönlichen Spielen, Amtsüberschreitungen, Nachlässigkeiten, und sonstigem Unfug ist.

DAS AMT DES INSUBORDINATORS (Der Querulant)
Jedem Magister Templi, so wie jedem 2° und 1° des Paktes wird ein persönlicher Insubordinator zugewiesen, der von sämtlichen Mitgliedern des Tempels mit Ausnahme des M.T. selbst gewählt wird.

Insubordinatoren haben folgende fünf Aufgaben:
* Sicherzustellen, dass alle Unterweisungen und Vorträge klar verständlich sind und jene, die es nicht sind, entsprechend zu kritisieren oder auf ihrer Klarstellung zu bestehen. Dies ist die Pflicht des Toren, nämlich dort Unwissenheit vorzutäuschen, wo andere Verständnis vortäuschen
* Kritik mit einer gewissen „Tollpatschigkeit“ zu übermitteln. Dies ist die Pflicht des Narren, nämlich das ins Lächerliche zu ziehen, was andere aus Gründen der Diplomatie gerne übersehen.
* Persönliche Mängel und blinde Flecken aufzuzeigen. Dies ist die Aufgabe des Korrektors, nämlich persönliche Dinge auf unparteiische Weise zu handhaben.
* Persönliche Berichte über Aspekte der persönlichen magischen Entwicklung entgegenzunehmen, diese aber nicht notwendigerweise zu kommentieren. Dies ist die Pflicht des Konfessors, dessen Existenz einen Schutz vor Trägheit oder Selbstzufriedenheit bietet.

* Das Recht auszuüben, gegebenenfalls gegen Anordnungen sein Veto einzulegen und den 1° von seiner Ausübung in Kenntnis zu setzen. Dies ist die Pflicht des Inquisitors, nämlich die Verhinderung des Amtsmissbrauchs.

Die Inhaber des Insubordinatorenamts wählen einen aus zwei Worten bestehenden Titel, um ihren Ausdruck des Amtes zu charakterisieren. Solch ein aus zwei Worten bestehender Titel kann sich aus einer beliebigen Kombination der Begriffe Tor, Narr, Korrekter, Konfessor und Inquisitor zusammensetzen. Der Überlieferung folgend wird eines der Worte gewählt, das jene Funktion bezeichnet, die dem Temperament des Kandidaten am meisten liegt, sowie eine weitere Funktion, die ihm am wenigsten liegt. Der Insubordinator kann also beispielsweise die Bezeichnungen Inquisitor-Narr, Korrektor-Tor, Konfessor-Inquisitor usw. annehmen.

… ganz schön verwirrend, was?

Im Klartext: Da gibt es immer einen, der von Amts wegen herumnörgelt, – nicht im negativen Sinne. Er kann auch hinterfragen, Input geben,… Jedenfalls sorgt er dafür, dass das Ziel seiner Subordination sicher immer wachsam bleibt.

Du musst auch bedenken, dass die Anforderungen an die höheren Grade auch laufend ansteigt. Je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr organisatorische Arbeit fällt an. Der Informationsfluss soll funktionieren, Treffen müssen organisiert werden und so weiter.

Wer mehr wissen will, der kann sich „DAS BUCH“ (des IOT) gratis aus dem Internet downloaden. Da stehen alle Details.