Juli 28th, 2009 von Erfolgsamer

Frater .717. im Interview

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: Besonders im Internet war immer wieder etwas davon zu hören, dass es im I.O.T (Illuminaten von Thanateros) kriselt und auch Mitglieder ausgeschlossen wurden. Arbeiten Chaosmagier automatisch auch unter chaotischen Verhältnissen?

A: Der IOT ist keine auf Erlösung wartende Jüngerschar, sondern ein Haufen von Individualisten, die unentwegt am experimentieren sind. Da liegt´s wohl auf der Hand, dass es auch zu Spannungen kommt.

Bei Terry Pratchet steht irgendwo, dass die ideale Gruppengröße für Magier und Hexen immer 1 ist … und dass sie nur deshalb zu größeren Treffen erscheinen, weil sie wissen, dass die Gruppenenergie eine größere ist.

Zudem werden unsere internen Beziehungen immer wieder missverstanden. Wir sind eben keine Kuschelgruppe, in der man alle Brüder und Schwestern lieb haben muss. Es gibt eine ganze Reihe Leute im Pakt die ich ausschließlich aus magischen Gründen treffe und privat nie sehe. Hab´ kein Interesse daran – wozu auch.

Ich denke, dass diese Krisen-Gerüchte auch deshalb zustande kommen, weil die Zusammenarbeit verschiedener Mitglieder im IOT manchmal nur von kurzer Dauer ist. Bei uns passiert es immer wieder, dass Tempelmitglieder nach ein bis zwei Jahren Zusammenarbeit feststellen, dass sie jetzt lieber andere Ziele verfolgen wollen, oder dass ein Arbeitszyklus abgeschlossen ist und sich kein neuer gemeinsamer Ansatz findet. Hört man dann, dass sich eine Gruppe getrennt oder aufgelöst hat, wird gleich impliziert, dass es Streit gegeben haben muss, oder dass das gleichbedeutend mit einem Austritt aus dem Pakt wäre.

Manchmal sehen Mitglieder aber auch ein, dass sie den Ansprüchen des IOT nicht mehr entsprechen können – oder wollen, und trennen sich in Freundschaft von uns.

Zu deiner Frage: Arbeiten Chaosmagier automatisch auch unter chaotischen Verhältnissen?

Die gemeinsame Arbeit und der Erfahrungsaustausch im IOT läuft überraschend geordnet ab, von chaotisch kann hier keine Rede sein.

F: Magische Orden stehen oft in dem Ruf, patriarchale Männervereinigungen zu sein. Wie stark ist der Einfluss weiblichen Gedankenguts im I.O.T. und wie hoch ist der Anteil weiblicher Mitglieder?

A: Wir führen keine internationalen Mitgliederlisten. Die genaue Anzahl der Mitglieder ist gerade den Leitern der einzelnen Sektionen bekannt. Bei den internationalen Treffen sind im Durchschnitt mehr als 40% der Teilnehmer Frauen.

Das Wort Chaos-Magie schreckt viele weibliche Interessenten ab und in früheren Jahren des IOT war die Qualität vieler Rituale sicherlich auch sehr männlich. Mittlerweile ist der Pakt aber stolz auf viele unerschrockene Frauen, die ihre Magie in die gemeinsame Arbeit einbringen. Eine große Bereicherung, die ich vorher nie so intensiv erfahren durfte.

F: Sind Chaosmagier unpolitisch?

A: Keinesfalls, ein magisches Bewusstsein die Auseinandersetzung mit diesem Thema ohnehin voraus. Parteipolitik hat bei uns allerdings nichts verloren und Menschen, die auf Grund ihrer Gesinnung zu weit rechts oder auch links stehen scheitern bezüglich einer Aufnahme in den Pakt daran, dass sie sich weder mit unseren Auffassungen von persönlicher Freiheit, noch dem Satz: „Möglicherweise gibt es keine absolute Wahrheit“, oder auch der Tatsache, dass „die größte Anforderung, die ein Mitglied an ein anderes stellen kann die Bitte ist“ identifizieren können.

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Juli 27th, 2009 von Erfolgsamer

Interview mit einem Chaosmagier

F: Kann es eine Magie geben, die sich mit dem Status Quo der Gesellschaft nicht abfindet und ihn zu verändern trachtet (etwas wie es Stephen Mace vorschlägt)?

A: Ich denke, dass sich jeder, der in der modernen Welt unpolitisch lebt und sich mit dem Status Quo der Gesellschaft einfach zufrieden gibt sehr unverantwortlich und dumm verhält. Deshalb liegt es für mich auf der Hand, dass es einem Magier gut zu Gesicht steht, seine Kräfte auch in diese Richtung zu lenken.

F: Hat magisches Denken und Tun in dieser Welt der ausufernden Massenunkultur noch eine Zukunft? Verbindest Du etwas mit dem Gedanken eines Neuen Äons?

A: Magie war nie etwas für die Masse und ich denke, sie wird es – falls überhaupt – noch lange nicht sein. Magisches Denken und Tun hingegen wird immer sinnvoll sein. Vielleicht sagen wir einmal nicht mehr „Magie“ dazu, sondern es gibt verschiedene wissenschaftliche Fachausdrücke für unser Tun. Wir streben alle danach keine Getriebenen mehr zu sein, das Schicksal selbst zu bestimmen. Magisches Denken und Tun funktioniert nur, wenn wir es von unserem übrigen Sein nicht abkoppeln. Freizeitmagier können sich vielleicht einmal eine schwarze Kutte umhängen und mächtig die Sau rauslassen, werden aber nicht sehr weit fortschreiten. Wer aber den magischen Weg tatsächlich verfolgt, der wirkt auch im täglichen Leben. Geschäftsbeziehungen, Freundschaften, 2er-Beziehungen, Überzeugungen, Skripte und Paradigmen werden in Frage gestellt, überprüft, neu definiert….das gehört auch zur Politik. Magier ist man 24h am Tag. Es wird experimentiert und – wenn auch manchmal etwas chaotisch – evaluiert. Pionierarbeit auf der Schwelle zum neuen Aeon .

F: Der Chaos- oder pragmatischen Magie wird immer wieder nachgesagt (oder vorgeworfen), dass sie rein zweckgebunden und ohne jeden spirituellen oder ethischen Hintergrund arbeitet. Kannst Du dazu etwas sagen?

A: (grinst) … und, wo ist das Problem? Wir stehen dazu, denn das macht die Arbeit wesentlich einfacher für uns. Das soll nicht heißen, dass wir keine Ethik oder Spiritualität kennen. Jeder Einzelne von uns hat sehr wohl seine ganz persönliche Moral, Ethik und Spiritualität. Wenn zum Beispiel bei einem internationalen Treffen ein Ritual vorgeschlagen wird, hat jeder die Möglichkeit frei zu entscheiden, ob er teilnehmen will oder nicht. Wer mit dem Thema, Aufbau, oder aber mit dem ethischen, moralischen oder spirituellen Hintergrund nicht konform geht, der spricht sich einfach dagegen aus und nimmt nicht teil. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit der Annahme, dass wir keinen spirituellen, ethischen, oder moralischen Background hätten. Es ist nur nicht immer derselbe und nicht immer für alle Mitglieder.

Unser Ansatz ist vielleicht am Besten mit diesem Satz erklärt:

„Der Chaosmagier benutzt Paradigmen und Glaubenssätze wie ein Chirurg sein Besteck.“

F: Ihr betrachtet das Chaos als etwas Schöpferisches. Im Gegensatz dazu empfinden viele Menschen starke Ängste beim Verlust von Kontrolle und Sicherheiten. Wie geht Ihr mit Ängsten um?

A: Es ging nie um den Verlust der Kontrolle um Chaos als Verwirrung zu erleben.
Da stehen wir jetzt am Anfang eines langen Gesprächs über Chaos, das glaube ich den Rahmen dieses Interviews sprengt.

Aber zum Thema Angst:

Lehne dich zurück, schließe die Augen, atme tief durch, entspanne dich und …….bitte denk jetzt eine Minute nicht an einen Affen………..na? …. Affenhorden ziehen vorbei! Das klappt nicht.

Genauso ist es mit Ängsten. Sich einzureden man hätte keine, funktioniert nicht. Klar, man kann sich ablenken und viele andere Flucht- und Vermeidungsstrategien bis zur Perfektion entwickeln.

Oder, man stellt sich seinen Emotionen, geht bewusst hinein, erlebt sie. Illuminaten von Thanateros (Thanatos/Tod, Eros/Erotik,Sex) Bei uns steht ja schon der Name für die Arbeit mit Gegensätzen. So bearbeiten wir beispielsweise Emotionen oft paarweise, (Liebe-Hass, Freude-Leid,…). Durch die Erfahrung der Gegensätze ergibt sich eine neue Möglichkeit des Umgangs mit ihnen.

Das erklärt sich am Besten mit einem Bild.

Jeder kennt dieses schwarze Loch von Depression oder Angst in das man fallen kann. Fällt man erst einmal, gibt es nur zwei Alternativen. Die erste, die wir normalerweise verfolgen ist der verzweifelte Versuch irgendwo Halt zu finden, den Sturz zu bremsen und dann unter Aufbieten aller Kraft langsam wieder empor zu klettern.

Die andere Alternative ist sich fallen zu lassen. Fallen lassen mit „geöffneten Augen“, den Sturz zu erleben und auch den Schrecken zu sehen. Fällt man mit „offenen Augen“, kann man sich ohne am Boden des Strudels zu verschwinden oder zu zerschellen, leicht wieder hochkatapultieren. Oft gelangt man dann sogar weiter hinaus, als man denkt. Ich will damit nicht sagen, dass das Erlernen dieser Technik ermöglicht einen Sturz in die Angst in lustvolle Extase zu verwandeln. Unbestritten ist, dass sie dich nach und nach dazu ermächtigt, viel besser mit den eigenen Emotionen umgehen zu können. Interessant dabei ist, dass dies nicht über den Faktor: „totale Kontrolle“ passiert, sondern durch ein Ausnützen der Dynamik von Emotionen, gepaart mit der Erkenntnis, dass die extremsten Extreme ganz schön nah beieinander liegen .

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Juli 25th, 2009 von Erfolgsamer

Frater .717. im Interview

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: Die Geschichte magischer Orden hat gezeigt, dass Hierarchien und Geheimhaltung immer wieder aufbrechen. Wie stark habt Ihr im IOT (Illuminaten von Thanateros) mit diesen scheinbar allgegenwärtigen Auflösungstendenzen zu kämpfen?

A: Relativ wenig, denn wir haben heute eben kaum noch Hierarchien und Geheimhaltung. Geheim gehalten werden lediglich die Identität der Mitglieder (sofern diese es wünschen), Zeichen, Passworte und innere Angelegenheiten, nicht aber Themen, Ziele und Arbeiten.

Unsere Gradstruktur umfasst vier Grade, die in erster Linie nur Pflichten und keine zusätzlichen Rechte beinhalten. Alle Sektionen und Tempel sind autonom. Manche dieser Tempel arbeiten beispielsweise auf bestimmte Zeit mit besonderen Glaubenssystemen und Paradigmen. Klar, dass sie bei der Aufnahme neuer Mitglieder zusätzliche Auflagen stellen, um eine effiziente magische Zusammenarbeit erreichen zu können. Wenn es deshalb in einem Tempel zusätzliche Regeln gibt, dann sind sie aber von einzelnen Mitgliedern frei und auf Zeit erwählt.

Allen Tempeln gleich ist nur eine Grundstruktur, die aus drei Ämtern besteht und einen sehr wichtigen Regelmechanismus in sich trägt.

Die ersten beiden Ämter sind:

DAS AMT DES MAGISTER TEMPLI
Die Aktivitäten eines Tempels werden vom Magister Templi koordiniert. Er trägt dafür Sorge, dass Tempelaktivitäten organisiert und strukturiert werden.

DAS AMT DES ARCHIVARS
Der Archivar führt Buch über die Aktivitäten eines Tempels. In den Aufzeichnungen werden ausschließlich die offiziellen magischen Namen oder Zahlen der Anwesenden festgehalten. Die Aufzeichnungen halten Ort und Zeit der Tempelaktivitäten fest, ebenso eine kurze Zusammenfassung der jeweiligen Arbeit und ihrer Ergebnisse.

…und das dritte Amt, das uns ein wertvolles Instrument im Umgang mit persönlichen Spielen, Amtsüberschreitungen, Nachlässigkeiten, und sonstigem Unfug ist.

DAS AMT DES INSUBORDINATORS (Der Querulant)
Jedem Magister Templi, so wie jedem 2° und 1° des Paktes wird ein persönlicher Insubordinator zugewiesen, der von sämtlichen Mitgliedern des Tempels mit Ausnahme des M.T. selbst gewählt wird.

Insubordinatoren haben folgende fünf Aufgaben:
* Sicherzustellen, dass alle Unterweisungen und Vorträge klar verständlich sind und jene, die es nicht sind, entsprechend zu kritisieren oder auf ihrer Klarstellung zu bestehen. Dies ist die Pflicht des Toren, nämlich dort Unwissenheit vorzutäuschen, wo andere Verständnis vortäuschen
* Kritik mit einer gewissen „Tollpatschigkeit“ zu übermitteln. Dies ist die Pflicht des Narren, nämlich das ins Lächerliche zu ziehen, was andere aus Gründen der Diplomatie gerne übersehen.
* Persönliche Mängel und blinde Flecken aufzuzeigen. Dies ist die Aufgabe des Korrektors, nämlich persönliche Dinge auf unparteiische Weise zu handhaben.
* Persönliche Berichte über Aspekte der persönlichen magischen Entwicklung entgegenzunehmen, diese aber nicht notwendigerweise zu kommentieren. Dies ist die Pflicht des Konfessors, dessen Existenz einen Schutz vor Trägheit oder Selbstzufriedenheit bietet.

* Das Recht auszuüben, gegebenenfalls gegen Anordnungen sein Veto einzulegen und den 1° von seiner Ausübung in Kenntnis zu setzen. Dies ist die Pflicht des Inquisitors, nämlich die Verhinderung des Amtsmissbrauchs.

Die Inhaber des Insubordinatorenamts wählen einen aus zwei Worten bestehenden Titel, um ihren Ausdruck des Amtes zu charakterisieren. Solch ein aus zwei Worten bestehender Titel kann sich aus einer beliebigen Kombination der Begriffe Tor, Narr, Korrekter, Konfessor und Inquisitor zusammensetzen. Der Überlieferung folgend wird eines der Worte gewählt, das jene Funktion bezeichnet, die dem Temperament des Kandidaten am meisten liegt, sowie eine weitere Funktion, die ihm am wenigsten liegt. Der Insubordinator kann also beispielsweise die Bezeichnungen Inquisitor-Narr, Korrektor-Tor, Konfessor-Inquisitor usw. annehmen.

… ganz schön verwirrend, was?

Im Klartext: Da gibt es immer einen, der von Amts wegen herumnörgelt, – nicht im negativen Sinne. Er kann auch hinterfragen, Input geben,… Jedenfalls sorgt er dafür, dass das Ziel seiner Subordination sicher immer wachsam bleibt.

Du musst auch bedenken, dass die Anforderungen an die höheren Grade auch laufend ansteigt. Je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr organisatorische Arbeit fällt an. Der Informationsfluss soll funktionieren, Treffen müssen organisiert werden und so weiter.

Wer mehr wissen will, der kann sich „DAS BUCH“ (des IOT) gratis aus dem Internet downloaden. Da stehen alle Details.

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Juli 14th, 2009 von Erfolgsamer

Frater .717. im Interview 2

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: Du hast zuvor von einem Buch über ein Spezialthema gesprochen. Was könnte das sein? Es interessiert mich auch, wie du dich und deine Arbeit heute selbst definierst.

A: Uh, …. Das waren jetzt mindestens 2 ½ Fragen. Wie ich mich selbst definiere? Nach wie vor als Suchender, Forscher oder Adept. Psychonaut gefällt mir auch sehr gut…..

Zu meiner Arbeit: Nun, seit längerer Zeit beschäftige ich mich intensiv mit Astralarbeit und Experimenten zu Zeit und Raum. Ob das aber jemals ein Buch wird weiß ich nicht. Ein weiteres persönliches Schwerpunktthema ist Vodoo, Palo, IFA und Santeria.

F: Vodoo? Lässt sich das mit Chaosmagie vereinbaren?

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A: Klar doch. Ich sehe viele Aspekte der Chaosmagie im Vodoo. Natürlich darf man nicht all die vielen verschiedenen Richtungen in einen Topf werfen. Manche sind stärker durch Religion bestimmt, manche weniger. Jede Richtung ist für sich sehr strikt, ja oft sogar extrem dogmatisch, was wohl kaum mit Chaosmagie zu tun hat. Wenn man jedoch genauer hinsieht, erkennt man schnell wie viele verschiedene Richtungen und Traditionen beteiligt sind, bzw. in diese Systeme integriert wurden. Auch der natürliche Zugang zu den verschiedenen „heiligen Ritualgegenständen und richtigen Korrespondenzen“. Zum Beispiel Reinigungsriten. In der klassischen Literatur findest du hier Vorgaben über die RICHTIGEN Mittel, zumeist Wasser oder auch Salz. Im Vodoo habe ich Reinigungsriten kennen gelernt, die mit Palmöl eingeriebenen Eiern durchgeführt wird. Unlängst durfte ich an einer Yoruba Zeremonie teilnehmen. Wir mussten uns mit Salat reinigen. Ja warum denn nicht mit Eiern oder Salat?

Ein anderes Beispiel sind Heiligenfiguren . Die dürfen hier ruhig auch mal aus Plastik sein und sie fügen sich neben Knochen, Muscheln und alten Ritualgegenständen, die bereits seit Generationen weitergegeben werden perfekt in das Gesamtbild ein.

Ich habe durch die Beschäftigung mit Vodoo auch ganz andere Dinge gelernt.

In der Magie, die ich davor kannte war es immer existenziell wichtig zwar möglichst tief in Trance zu sein, aber letztendlich immer die Kontrolle zu bewahren. Im Vodoo funktioniert das nicht, oder nur teilweise. Dort gibt es zumeist ein Eröffnungsritual, in dem Exu – Papa Legba die Tore für alle anderen Loas öffnet. Ohne den läuft da einfach nichts!

Sind die Tore geöffnet, werden verschiedene Loas eingeladen zu kommen. Wenn dann ein Loa kommt, erscheint er nicht im klassischen Dreieck und wird auch nicht „kontrolliert“ invoziert. Der Loa reitet dich. Du musst es geschehen lassen. Es handelt sich also mehr um eine Besessenheit ohne wirkliche Kontrolle. Undenkbar in der klassischen Magie, kaum praktiziert in der Chaosmagie. Ich kenne das vom Clanwesen, aber das ist ja auch keine magische oder chaosmagische Erfindung, sondern kommt aus dem indianischen Schamanismus.

Die Vodoo-Loas werden jedenfalls eingeladen wie willkommene Gäste. Sie bekommen Speis und Trank, Alkohol, Tabak, Kräuter, Blumen, Musik,…. Dann werden sie gebeten Wünsche zu erfüllen.

Gut, das ist jetzt extrem vereinfacht ausgedrückt, zeigt aber den prinzipiellen Zugang.

Mir selbst hat das anfangs großes Unbehagen bereitet, wo ich doch so darauf bedacht war die berühmte Kontrolle nie zu verlieren.

Ich musste auf´s Neue lernen los zu lassen. Das hat mir allerdings ein paar meiner stärksten magischen Erfahrungen beschert und mich dazu ermuntert auf diesem Gebiet weiter zu forschen.

F: Gibt es denn auch praktizierende Vodoo-Gruppen im deutschsprachigen Raum?

A: Sicherlich! Ich durfte erst vor wenigen Wochen eine Maman kennen lernen, eine große und kraftvolle Frau, die in Wien wohnt und praktiziert. Ich bin sicher es gibt noch einige andere, doch die meisten arbeiten wahrscheinlich eher versteckt. Vodoo ist ja wie auch Chaosmagie, noch lange nicht gesellschaftsfähig bei uns.

Umso mehr freue ich mich über ein neues Projekt. Ich arbeite mit „Vodoo-Freunden“ aus Benin an einem Portal im Internet . Sie wollen erstmals verschiedenste Informationen über Ritual und Religion der Öffentlichkeit preisgeben.

In und um den Pakt hat sich eine Gruppe gefunden, die sich bereits seit Jahren mehr oder weniger autodidakt und mit einem sehr chaosmagischen Zugang mit Voodoo befasst. Wir haben es Alpenvoodoo genannt, um unseren speziellen Zugang zu verdeutlichen.

F: Wie stellt sich Deiner Meinung nach ganz allgemein die Situation von MagierInnen oder magischen Orden im deutschsprachigen Raum dar? Gibt es gravierende Unterschiede zu den englischsprachigen Ländern?

A: Die Unterschiede sind so groß, wie die Menschen selbst. Abgesehen davon sehe ich kaum Unterschiede. Logen, Zirkel und Zusammenschlüsse haben nicht mehr nur damit zu tun ihre Magie zu finden und zu erforschen, sondern auch noch damit zu kämpfen ihre Muster und Strukturen laufend zu überdenken. Alle in der modernen Welt müssen ihre Magie mit der rasenden Entwicklung von Technik und Wissenschaft neu abstimmen und positionieren.

(lacht)… oder dann, wenn sie plötzlich mit anderen Paradigmen – wie zum Beispiel dem vodooistischen – konfrontiert werden.

Wir dürfen bei der Bewertung der Situation nicht vergessen, dass es in den letzten Jahren, wie es sehr typisch für die Zeit vor der Jahrtausendwende ist, einen „großen“ Aufschwung der Magie im Allgemeinen gab. Kino- und Fernsehfilme, ja sogar Endlosserien wurden zu magischen und mystischen Themen gedreht. Rollen- und Fantasyspiele mit magischem Hintergrund tauchten in Massen auf. Harry Potter und der Herr der Ringe ziehen uns in ihren Bann. Sachbücher und Romane zu einschlägigen Themen wurden veröffentlicht. Der Zulauf zu magischen Gruppierungen stieg an, viele wurden neu gegründet, oder zu neuem Leben erweckt. Dabei wurden sicherlich eine Menge Menschen angelockt, die den magischen Weg zwar interessant finden, sich aber nie wirklich dafür entschieden haben. Das sind die Wankelmütigen, die Wochenend- und Freizeitmagier, die, die zwei Mal pro Jahr ein magisches Event besuchen, oder zum Beispiel die, deren einziges Ziel es geblieben ist für möglichst viel erotische Ausstrahlung zu zaubern. Die mag es immer geben, aber ich bin überzeugt davon, dass viele dieser Menschen aus den magischen Vereinigungen wieder ausscheiden werden und dass die Nachfrage nach Magie prinzipiell wieder abnehmen wird. Diejenigen, die sich dazu berufen fühlen werden leichter den Weg zu Gleichgesinnten finden. Das ist der große Fortschritt. Wie viele daran beteiligt sind ist zweitrangig.

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Juli 11th, 2009 von Erfolgsamer

Frater .717. im Interview 1

Handbuch der Chaosmagie

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: Vorerst die Frage, die mich im Kontext mit deinem Buch am meisten interessiert:
Warum diese Neuauflage und Erweiterung deines Buchs „Handbuch der Chaosmagie“?

A: Das Handbuch der Chaosmagie entstand aus meiner persönlichen praktischen Arbeit. Ursprünglich habe ich nie daran gedacht ein Buch zu veröffentlichen. Erst als ich bemerkte, dass ich immer öfter Rituale und Anleitungen für Freunde und magische Bekannte niederschrieb und kopierte, kam mir die Idee des Buches. Die ersten Zeilen dieses Buches habe ich im Jahr 1986 niedergeschrieben. Immerhin ist das jetzt bereits 17 Jahre her. Im Laufe dieser Zeit hat sich eine Menge neues Material angesammelt.

F: Warum dann kein zweites Handbuch der Chaosmagie?

A: Das wollte ich ursprünglich. Dann habe ich jedoch erkannt, dass sich zwar manche meiner Ansichten und Einstellungen und zum Teil auch mein Zugang zur Magie geändert haben, dass aber im Großen und Ganzen ein Buch dabei herauskäme, dass mit anderen Worten und weiteren Ritualbeispielen die selbe Botschaft vermitteln würde. Das wär´ doch langweilig. Ich bin nicht daran interessiert jedes Ritual und jede Variation meiner persönlichen Arbeit zu veröffentlichen. Mir geht es nach wie vor darum zu zeigen, was man unter Chaosmagie verstehen kann und dass jeder seinen eigenen Zugang dazu finden kann. Deshalb kam ich letztendlich zum Schluss nur ein paar Seiten anzufügen.

F: Was ist dann mit dem ganzen Material das du gesammelt hast?

A: Es verbleibt mal in meinem privaten und im internen IOT- Archiv. Vielleicht veröffentliche ich ja auch noch mehr davon. Wenn, dann aber sicher kein zweites Handbuch, sondern ein Buch zu einem Spezialthema.

F: Du hast vorher von einem veränderten Zugang zur Magie gesprochen. Was hat sich denn verändert?

A: Magie ist nach wie vor dieselbe. Ritualkonzepte haben sich verändert. Lass mich ein Beispiel bringen. Vor 15 Jahren haben wir viele Rituale durchgeführt, die lediglich eine Art chaosmagische Betrachtung von ganz klassischen Ritualen war. Ich erinnere mich an Situationen wie:

Einer in der Mitte, hyperventilierend, invozierend,….. faszinierte Magier und Magierinnen, und solche die´s noch werden wollten im Kreis. Eine Person in der Mitte führte das Ritual durch, die Teilnehmer im Kreis durften bestenfalls ein Mantra summen, oder bewegte Dekoration darstellen. Das stimmt nicht in allen Fällen, aber viele der Rituale die wir durchführten, erdachten und adaptierten waren sehr stark an die klassische Rolle des Priesters/Priesterin in der Mitte – der die ganze Arbeit macht – gebunden. Pete Carrolls Rituale fielen schon vor vielen Jahren etwas aus dem Rahmen. Allerdings gab es damals auch noch nicht sehr viele Teilnehmer, die fähig waren wesentlich mehr zu tun, als eben nur im Kreis zu stehen und zu versuchen sich auf das Geschehen zu konzentrieren.

Versteh´mich nicht falsch! Nicht dass klassische Rituale, oder Ableitungen von selbigen uninteressant wären. Ich spreche nur davon, dass eine starke Tendenz zu einer neuen Art von Ritualen zu bemerken ist, und dass sich auch meine Rituale zusehends verändern.

F: Verstehe, aber wie sehen denn deine und eure Rituale heute aus?

A: Ich denke es gibt zwei Unterscheidungsmerkmale.
1) Heute lernen bereits junge Novizen im Pakt (Illuminaten von Thanateros) wie wichtig eine „runde“ Ritualkonzeption ist. Unter rund verstehe ich eine Konzeption, die wirklich alle Teilnehmer beschäftigt hält. Stehen zum Beispiel Teilnehmer längere Zeit im Kreis und haben nichts zu tun, ist die Chance relativ groß, dass der geistige Zensor plötzlich zu zweifeln beginnt, oder Alltagsgedanken die Konzentration stören. Mehr aktive Beteiligung erfordert natürlich mehr Wissen und persönlichen Einsatz der Teilnehmer. Die Anforderungen an den Einzelnen sind eindeutig gestiegen.

2) Jahrelang waren wir bemüht „klassische“ Rituale für uns zu adaptieren und vor allem zu vereinfachen. So haben wir uns darum bemüht allen unnötigen Zierrat abzuwerfen. Das führte uns oftmals zu sehr kurzen, einfachen und doch effizienten Ritualen.

Auf der anderen Seite gab es aber eine sehr interessante Gegenentwicklung. Aus simplen Ideen entstanden plötzlich komplexere. Jemand stellte ein Ritual, oder eine Ritualidee bei einem Treffen vor, ein anderer nahm diese Idee mit und entwickelte sie weiter. So wurden aus einfachen Ideen Rituale, mit denen in verschiedenen Ländern und Gruppen auf unterschiedlichste Weise gearbeitet und experimentiert wurde.

Ich denke dabei an die großartigen Chaotron-Arbeiten , oder an die Starfish-Arbeiten , die wirklich über Jahre hinweg von den verschiedensten Leuten bearbeitet und weiterentwickelt wurden.

Manchmal entstanden auch sehr komplexe Systeme, wie zum Beispiel Fra. K´s „Italienische Küche – und die Kunst Pizza zu backen“. Diese Rituale und Ritualreihen erscheinen für den Leser sicherlich zuerst genauso schwer durchführbar wie irgendein altes Ritual von Crowley. Als Arbeit in Tempeln und bei mehreren größeren Treffen sind diese Rituale allerdings genial. Man baut Stück für Stück auf und wächst in ein System, das viel eher unserer heutigen Symbolwelt und unseren heutigen, ganz persönlichen Vorstellungen entspricht, hinein.

F: Ich sehe da aber keinen Unterschied zur klassischen Situation. Wenn ich Franz Bardon, Crowley, oder Douval– Rituale durchführen möchte, muss ich auch mehr oder weniger das ganze System erlernen, um zu begreifen worum es tatsächlich geht?

A: Ja, das stimmt. Ich habe ja auch von einer gegenläufigen Entwicklung gesprochen. Heute existiert beides im Pakt. Auf der einen Seite sehr kurze, einfache und eigenständige Rituale und auf der anderen Seite komplexe Systeme und durchstrukturierte, aufeinander aufbauende Arbeiten. Diese verschiedenen Ritualreihen sind jedoch genauso eigenständig wie alle anderen im Pakt vorgestellten arbeiten,….und sie sind genauso wahr, oder unwahr – wie alle anderen.

Ich find´das toll!

F: Wie sieht´s mit den Techniken der Kampfmagie aus? Praktizierst du Riten wie den Tempelwächter, oder das Netz der Spinne?

Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass es bessere Möglichkeiten für mich gibt mich zu schützen oder zu wehren. Nicht dass diese Techniken nicht mehr effektiv wären, aber ich spreche davon, dass mit Feuer zurückzuschlagen meist sehr viel Energie kostet. Einen Schutzwall um sich aufzubauen und aufrecht zu erhalten ist mit viel Aufmerksamkeit und Konzentration verbunden. Hat man´s dann endlich geschafft findet man sich aber in gewisser Weise vom eigenen Schutzwall eingeschlossen wieder ….. blöde Sache das! Da ist es doch viel interessanter vielleicht Mal mit Wasser- oder Lufttechniken zu reagieren. Du machst damit jeden Angriff zäher, langsamer, unwirksam, oder du wirst durchlässig und bleibst unbeschadet von negativen Einflüssen. Schutz durch Spiegelmagie halte ich auch für eine grandiose Sache, doch ist die Frage ob es wirklich notwendig ist dafür gleich die schlimmsten Dämonen anzurufen. Es ist sicher wichtig sich mit seinen eigenen Dämonen zu befassen, (lacht) aber es müssen ja nicht immer die Dämonen der anderen sein.

Damals als ich das Buch geschrieben habe war´s anscheinend sehr wichtig, bzw. ein sehr kraftvoller Zugang für mich. Es gibt aber noch viel mehr Möglichkeiten. Die effizienteste ist sicher die, zu erkennen, dass ich nicht in jede mögliche Konfliktsituation laufen muss um ein großer Magier zu sein.

Befinde ich mich tatsächlich in einer Konfliktsituation, ist es wesentlich unberechenbar zu bleiben und immer mehr als eine Strategie zu kennen und zu beherrschen.

Der Meister des Schwertes weiß wann er es wegwirft, um zu siegen.

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Juli 9th, 2009 von Erfolgsamer

Im Interview mit Frater .717.

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: In Deinem „Handbuch der Chaosmagie“ findet sich auch das allbekannte „Tu was Du willst sei das ganze Gesetz“ wieder. Gibt es eine direkte Traditionslinie des I.O.T. zu Crowley und Thelema?

A: Direkte Traditionslinie ist übertrieben. Viele Gründungsmitglieder des IOT (Illuminaten von Thanateros) haben Crowley gelesen, manche arbeiteten auch nach seinen Anleitungen. „Tu was Du willst sei das ganze Gesetz“ ist einfach ein großartiger Satz und macht sich auch gut neben: „Nichts ist wahr, alles ist möglich.“

F: Nun hätte ich es fast vergessen. Du hast vorhin ein Buch angesprochen, dass verschiedene Rituale des Pakts beinhalten soll. Ist das eine neue Version des Liber Null und Psychonautik?

A: Nein, keinesfalls. Eine kleine Gruppe von Paktmitgliedern arbeitet derzeit an einer Zusammenstellung verschiedener Übungen und Rituale, die in den letzten Jahren im Pakt vorgestellt und erfolgreich durchgeführt wurden. Die wollen wir als Buch veröffentlichen, um mit dem Erlös Paktmitglieder zu unterstützen, die sonst bei internationalen Treffen nicht teilnehmen könnten, oder auch ganz neue Projekte zu finanzieren. Wie du weißt gibt’s bei uns ja keine Mitgliedsbeiträge, oder andere Einkünfte, die wir dafür verwenden könnten.

F: Was hat es mit DAS BUCH auf sich?

A: Der Pakt ist gewachsen, hat sich verändert und weiterentwickelt. Liber Null und Psychonautik von Pete Carroll haben viele Jahre lang den Pakt definiert, haben aber heute nicht mehr den Stellenwert für den Pakt, den sie einstmals hatten. Sie gehören zu unserer Geschichte und wir stehen auch heute noch zu vielen Inhalten. So haben wir nach vielen Jahren unsere „Minimalstatuten“ im schon vorhin zitierten „DAS BUCH“ neu formuliert und arbeiten derzeit an einem Handbuch für Novizen, das vom Liber MMM inspiriert, den Novizen eine Hilfestellung bringen soll sich auf die praktische Arbeit als Mitglied des Paktes vorzubereiten.

F: Eng mit dem I.O.T. verbunden ist oder war euer Projekt „Caput Corvi“. Was ist Sinn und Zweck dieser Sache

A: Das ist eine lange Geschichte. Ich fass das mal ganz kurz.

Begonnen hat es im Jahr 1985 – da war der IOT für mich noch kein Thema. Später gabs Caput Corvi, ich glaube im Jahr 1986 – nichts weiter, als ein Postfach, ein paar privat organisierte chaosmagische Workshops und Events und einige wenige Leute die Kontakt zu anderen Gleichgesinnten suchten. Zettel mit magischen Statements wurden in Lokalen verteilt, Freunde wurden angesprochen. Caput Corvi entwickelte sich zu einer Art Kontaktzentrale für magische und vor allem chaosmagische Themen. Später haben wir auch über eine Webseite verschiedene Kontakte vermittelt und Infos ausgetauscht.

Daraus sind auch offene Veranstaltungen und Seminare unter dem Namen Magic Circle entstanden. Die Drum Days zum Beispiel: Eine dreitägige Veranstaltung mit Nonstop-Trommeln und verschiedensten schamanischen und anderen erdverbundenen Riten. Eine großartige Sache. Hat mich Tage gekostet wieder ganz zu landen. (grinst) Dann waren da die ersten Veranstaltungen des Alpenvoodoo, da war Chaoveda und noch eine Reihe anderer Events.Einige Jahre später habe ich mit Blackpete eine Chaos Datenbank eröffnet und im Jahr 2001 meine eigene magische Seite .  So war es nicht mehr notwendig die alten Seiten zu behalten. Alle Inhalte von Caput Corvi sind im Sommer 2002 übersiedelt.…und das Postfach war ich endlich los!

F: Eure Internetaktivitäten sind nicht zu übersehen. Ist das Internet ein ideales chaosmagisches Medium?

A: Ideal? …weiß nicht. Ich sehe das Internet nicht als DAS NEUE MEDIUM in der Magie, aber es bietet eine Menge neuer Forschungsmöglichkeiten. Wir haben zum Beispiel schon oft Rituale an verschiedensten Orten durchgeführt. Alle Teilnehmer treffen einander in einem Chat mit Webcam und vereinbaren und diskutieren die durchzuführende Arbeit. Dann gehen alle in ihre Tempel und führen die Arbeiten zeitsynchron durch. Bei einem anschließenden Chat werden die Erfahrungen ausgetauscht. Grossartig!

(Ein Teil des Interviews wurde in der Zeitschrift Golem veröffentlicht.)

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