Interview mit einem Chaosmagier 8 – Die Illuminaten

Im Interview mit Frater .717.

Niederschrift eines Gesprächs  (2002)

F: In Deinem „Handbuch der Chaosmagie“ findet sich auch das allbekannte „Tu was Du willst sei das ganze Gesetz“ wieder. Gibt es eine direkte Traditionslinie des I.O.T. zu Crowley und Thelema?

A: Direkte Traditionslinie ist übertrieben. Viele Gründungsmitglieder des IOT (Illuminaten von Thanateros) haben Crowley gelesen, manche arbeiteten auch nach seinen Anleitungen. „Tu was Du willst sei das ganze Gesetz“ ist einfach ein großartiger Satz und macht sich auch gut neben: „Nichts ist wahr, alles ist möglich.“

F: Nun hätte ich es fast vergessen. Du hast vorhin ein Buch angesprochen, dass verschiedene Rituale des Pakts beinhalten soll. Ist das eine neue Version des Liber Null und Psychonautik?

A: Nein, keinesfalls. Eine kleine Gruppe von Paktmitgliedern arbeitet derzeit an einer Zusammenstellung verschiedener Übungen und Rituale, die in den letzten Jahren im Pakt vorgestellt und erfolgreich durchgeführt wurden. Die wollen wir als Buch veröffentlichen, um mit dem Erlös Paktmitglieder zu unterstützen, die sonst bei internationalen Treffen nicht teilnehmen könnten, oder auch ganz neue Projekte zu finanzieren. Wie du weißt gibt’s bei uns ja keine Mitgliedsbeiträge, oder andere Einkünfte, die wir dafür verwenden könnten.

F: Was hat es mit DAS BUCH auf sich?

A: Der Pakt ist gewachsen, hat sich verändert und weiterentwickelt. Liber Null und Psychonautik von Pete Carroll haben viele Jahre lang den Pakt definiert, haben aber heute nicht mehr den Stellenwert für den Pakt, den sie einstmals hatten. Sie gehören zu unserer Geschichte und wir stehen auch heute noch zu vielen Inhalten. So haben wir nach vielen Jahren unsere „Minimalstatuten“ im schon vorhin zitierten „DAS BUCH“ neu formuliert und arbeiten derzeit an einem Handbuch für Novizen, das vom Liber MMM inspiriert, den Novizen eine Hilfestellung bringen soll sich auf die praktische Arbeit als Mitglied des Paktes vorzubereiten.

F: Eng mit dem I.O.T. verbunden ist oder war euer Projekt „Caput Corvi“. Was ist Sinn und Zweck dieser Sache

A: Das ist eine lange Geschichte. Ich fass das mal ganz kurz.

Begonnen hat es im Jahr 1985 – da war der IOT für mich noch kein Thema. Später gabs Caput Corvi, ich glaube im Jahr 1986 – nichts weiter, als ein Postfach, ein paar privat organisierte chaosmagische Workshops und Events und einige wenige Leute die Kontakt zu anderen Gleichgesinnten suchten. Zettel mit magischen Statements wurden in Lokalen verteilt, Freunde wurden angesprochen. Caput Corvi entwickelte sich zu einer Art Kontaktzentrale für magische und vor allem chaosmagische Themen. Später haben wir auch über eine Webseite verschiedene Kontakte vermittelt und Infos ausgetauscht.

Daraus sind auch offene Veranstaltungen und Seminare unter dem Namen Magic Circle entstanden. Die Drum Days zum Beispiel: Eine dreitägige Veranstaltung mit Nonstop-Trommeln und verschiedensten schamanischen und anderen erdverbundenen Riten. Eine großartige Sache. Hat mich Tage gekostet wieder ganz zu landen. (grinst) Dann waren da die ersten Veranstaltungen des Alpenvoodoo, da war Chaoveda und noch eine Reihe anderer Events.Einige Jahre später habe ich mit Blackpete eine Chaos Datenbank eröffnet und im Jahr 2001 meine eigene magische Seite .  So war es nicht mehr notwendig die alten Seiten zu behalten. Alle Inhalte von Caput Corvi sind im Sommer 2002 übersiedelt.…und das Postfach war ich endlich los!

F: Eure Internetaktivitäten sind nicht zu übersehen. Ist das Internet ein ideales chaosmagisches Medium?

A: Ideal? …weiß nicht. Ich sehe das Internet nicht als DAS NEUE MEDIUM in der Magie, aber es bietet eine Menge neuer Forschungsmöglichkeiten. Wir haben zum Beispiel schon oft Rituale an verschiedensten Orten durchgeführt. Alle Teilnehmer treffen einander in einem Chat mit Webcam und vereinbaren und diskutieren die durchzuführende Arbeit. Dann gehen alle in ihre Tempel und führen die Arbeiten zeitsynchron durch. Bei einem anschließenden Chat werden die Erfahrungen ausgetauscht. Grossartig!

(Ein Teil des Interviews wurde in der Zeitschrift Golem veröffentlicht.)

Juli 9th, 2009 von