Die Deutschen sind Weltmeister, Geld zu verschenken, indem sie ihr Geld vor allem auf Girokonten und Sparbüchern bunkern. Dabei ließe sich schon bei der Nutzung eines Tagesgeldkontos die Rendite mehr als verdreifachen.
Was ist ein Tagesgeldkonto?
Tagesgeld ist eine flexible Form der Kapitalanlage, die sich durch tägliche Fälligkeit und Verfügbarkeit auszeichnet. Technisch gesehen ist ein Tagegeldkonto ein Girokonto mit Guthabenverzinsung, das jedoch nicht für tägliche Geldgeschäfte genutzt werden kann, sondern an ein Referenzkonto geknüpft ist. Im Vergleich zu anderen Anlageformen wie Sparbüchern bietet das Tagesgeldkonto höhere Zinssätze an, die durch Zinseszinseffekte die Rendite weiter vergrößern können.
Wie setzen sich Zinsen zusammen?
Zinsen werden stets als Prozentsatz angegeben, der auf das Guthaben des Kontos angerechnet wird. In der Theorie entstehen so Zinseszinseffekte, da die angefallenen Zinsen des Vorjahres im Folgejahr in die Zinsberechnung einfließen und über lange Laufzeiten das Guthaben exponenziell ansteigen lassen – ausgehend von einem gleichbleibenden Grundbetrag. Da sich dieser jedoch in der Praxis häufiger ändert, wirkt sich ein möglichst kurzes Intervall der Zinsausschüttungen positiv auf die Zinszahlungen aus, da somit beispielsweise auch Beträge durch Zinseszinsen ertragreich sind, die lediglich für einen kurzen Zeitraum auf dem Konto deponiert waren.
Zinsberechnungsmethoden
Wenngleich die Zinsmethode für die Mehrzahl der Anleger kaum einen Unterschied bedeuten dürfte, so spielt auch diese eine geringe Bedeutung bei der tatsächlichen Rendite: Zinsen werden nur anteilig zum Kalenderjahr vergütet, in der Praxis wird jedoch nicht unbedingt die eigentlich korrekte Anzahl von Kalendertagen herangezogen, wenn es um die Ermittlung der Zinstage geht. So geht die immer noch vielfach angewandte Deutsche Zinsmethode davon aus, dass ein Monat unabhängig von seiner tatsächlichen Tageanzahl 30 Tage hat. Zur Berechnung der Verzinsung werden in der Praxis weltweit neun anerkannte Zinsberechnungsmethoden angewandt:
- ACT/360 und ACT/365 (Eurozinsmethode, französische Zinsmethode und englische Zinsmethode): Zinstage werden kalendergenau bestimmt, das Zinsjahr hat also 365 bzw. 366 Tage; das Basisjahr hat bei ACT/360 360 und bei ACT/365 entsprechend 365 Tage; Bei der Eurozinsmethode wird der erste Anlagetag verzinst, der letzte Anlagetag hingegen nicht; bei der französischen Zinsmethode verhält es sich umgekehrt. Diese Methode findet z. B. im EURO-Raum und der Schweiz im Geldmarkt, bei der Berechnung von Hypotheken bei Floating Rate Notes in Deutschland Anwendung.
- ACT/ACT stellt eine tagesgenaue oder Effektivzinsmethode dar, die Zinstage und das Basisjahr werden kalendergenau bestimmt. Der erste Anlagetag wird nicht verzinst, der letzte Anlagetag wird verzinst. Diese Methode findet z. B. im EURO-Raum im Kapitalmarkt und bei Anleihen ihre Anwendung.
- 30/360 bzw. 30E/360 (deutsche (kaufmännische) Zinsmethode): Der Zinsmonat umfasst immer 30 Tage, das Zinsjahr wie auch das Basisjahr umfassen immer 360 Tage. In Monaten mit 31 Tagen werden der 30. und 31. als insgesamt ein Tag gezählt. Bei Geschäften, die im Februar enden, werden die Tage kalendergenau gezählt. Bei Geschäften, die nicht im Februar enden, wird der Februar mit 30 Tagen gezählt. Je nach Anlageart wird entweder der erste Anlagetag oder der letzte Anlagetag verzinst und der andere nicht. 30/360: Diese und die 30E Methode finden z. B. im Kapitalmarkt der Schweiz, in Deutschland u. a. bei Sparbüchern und Termingeldern, ihre Anwendung.
Nominal- und Effektivzins
Bei einem Angebotsvergleich ist zu beachten, dass einige Anbieter mit unterschiedlichen Zahlen zu Zinsen und Renditen operieren: Die Rendite (Effektivverzinsung) zeigt dabei den Gewinn des Guthabens in einem Zeitraum X über die gesamte Anlagedauer an und berücksichtigt dabei eventuelle Bonuszahlungen, z. B. für die Kontoeröffnung. So kann die Rendite bei einem nominalen Zinssatz von 2,4 Prozent durchaus 6,10 Prozent betragen. Berechnen lässt sich die Rendite hierbei durch:
Rendite = Gewinn/eingesetztes Kapitel
Beispiel: Als Starteinlage werden zum Jahresbeginn 1.000 Euro eingezahlt, die am Jahresende mit 2,4 % verzinst werden. Bei der Eröffnung des Kontos erhält der Neukunde eine einmalige Bonuszahlung. Der Gewinn aus Zinsen und Bonuszahlung am Jahresende beträgt 74 Euro, die Rendite 1074/1000 = 1,074, d. h. 7,4 Prozent. Dieser Wert eignet sich vor allem für einen Vergleich verschiedener Anlageformen mit unterschiedlichen Boni und Zinssätzen.
Dabei lässt sich unterscheiden zwischen der Brutto- und der Nettorendite: Während die Bruttorendite den jährlichen Gesamtertrag einer Geldanlage ohne Berücksichtigung von Steuern, Inflation oder anderen Einflussgrößen angibt, spiegelt die Nettorendite alle relevanten Einflussgrößen wider und fällt dementsprechend niedriger aus. Bei der Auswahl von Anlageformen sollten nur jene in Betracht gezogen werden, deren Nettorendite nach Steuern und Inflation positiv ist, denn nur dann erfolgt ein realer Wertzuwachs. Ist die Rendite nach Steuern und Inflation gleich Null, bleibt die Kaufkraft des eingesetzten Kapitals zwar erhalten, es erfolgt jedoch kein realer Wertzuwachs.
Faktoren, die Zinssätze beeinflussen
Abhängigkeit vom Leitzins der EZB
Zinssätze für Tagesgeldkonten können aufgrund ihrer Orientierung am Leitzins der EZB täglichen Schwankungen unterliegen, was sie für langfristige Anleger unberechenbar erscheinen last. Derzeit herrscht eine Niedrigzinsphase, die vor allem langfristige Anlageformen wie Festgelder unattraktiv macht, da die aktuell niedrigen Zinssätze über die gesamte Laufzeit gelten. Dies wiederum steigert die Attraktivität des Tagesgeldkontos, das dazu genutzt werden kann, Gelder vorübergehend zu deponieren, bis die Zinsen gestiegen sind. Wenngleich bereits 2009 ein Ende der Talsohle in Aussicht gestellt wurde, ist ein Ende der Niedrigzinsen derzeit jedoch nicht absehbar, da mit dem Austritt Griechenlands aus der Eurozone eine weitere Senkung des Leitzinses droht.
Lockangebote für Neukunden
Gerade wenn sich Finanzinstitute refinanzieren müssen, steigen Zinsen und damit auch die Tagesgeld-Rendite. Hohe Zinsen werden dabei oft als Lockangebot zur Neukundengewinnunggenutzt. Diese sind jedoch entweder auf eine Maximaleinlage beschränkt, sodass über diesem Betrag wieder niedrige Zinssätze zum Tragen kommen, oder nur für einen kurzen Zeitraum nach dem Vertragsabschluss garantiert, werden danach dann aber drastisch gekürzt. Insbesondere bei Angeboten mit relativ hohem Zinssatz ist es üblich, dass nach 6 bis 12 Monaten das Angebot wieder an den aktuellen Markt angepasst wird und deutlich niedriger verzinst wird. Wer dauerhaft hohe Renditen erzielen möchte, sollte sich regelmäßig informieren und rechtzeitig die Bank wechseln.
Zinseszinseffekte
Einen besonders großen Effekt auf die Renditen hat die Laufzeit des jeweiligen Tagesgeldkontos. Diese gibt Auskunft über die Intervalle der Zinsausschüttungen und damit Zinseszinseffekte. Meist sind die Laufzeiten jährlich angesetzt, doch gibt es auch Banken, die eine halb- oder vierteljährliche Verzinsung vornehmen. Dementsprechend addieren sich die Zinsen zum Guthaben und steigern die folgende Zinszahlung weiter.
“versteckte Kosten“ schmälern die Rendite
Negativ auf die Rendie auswirken können sich versteckte Kontoführungsgebühren, insbesondere wenn die Eröffnung eines Tagesgeldkontos an ein Depotkonto geknüpft ist. Auch Filialbanken, die eine Vielzahl von Mitarbeitern unterhalten, bieten in der Regel geringere Zinssätze an als Online-Banken.
Erfolgt ein Kontoabschluss im Ausland, wirken sich unter Umständen schwankende Wechselkurse auf die Renditen aus.
Zu guter letzt sollte bei der Planung der Finanzen nicht vergessen werden, dass laut Abgeltungssteuergesetz von 2009 auch Zinserträge aus Tagesgeldgewinnen mit 25 Prozent zu versteuern sind.
Zahlreiche Vergleichsdienste bieten dem Verbraucher die Möglichkeit, das beste Angebot zu finden. Dabei lohnt es sich, den Vergleich häufiger durchzuführen und ggf. das Konto zu wechseln. Dabei sollten neben dem Zinssatz stets die wichtigsten Faktoren berücksichtigt werden:
- Laufzeit (Turnus der Verzinsung)
- Zinssatz
- Beschränkungen auf maximale Anlagehöhe
- evtl. Zinsbindung für Neukunden
- Einlagensicherung
- evtl. Gefahr von Wechselkursschwankungen
Bei einigen Vergleichsrechnern im Internet fließen diese Optionen direkt in die Rechnung ein.