Europas erste Porzellanmanufaktur wurde 2010 300 Jahre alt. Die berühmte Marke hat bisher viel überlebt – Aristrokatie, Bürgertum, Faschismus, zwei Weltkriege und den Sozialismus in der DDR. Zuletzt auch noch das „Freischwimmen“ in der globalen Marktwirtschaft.
Der im Jahr 1710 gegründete Betrieb Meissen steht für Streublümchen und Zwiebelmuster, Sonntagstee und bürgerliche Stuben. Genau dagegen kämpft die heutige Geschäftsführung an.
Bis zum heutigen Tage hat sich an der kunsthandwerklichen Herstellung der kostbaren Porzellanstücke kaum etwas geändert.
Sogar die so genannte Karolinerde zur Herstellung des begehrten Porzellans wird aus dem eigenen Bergwerk, das gleichzeitig das kleinste Bergwerk Europas ist, gewonnen.
Jedes Stück wird von Hand gefertigt.
Doch der derzeitige Umsatz von 35 Millionen Euro pro Jahr ist nicht genug.
Meissen erfindet sich neu.
Der Manager Christian Kurtzke meint dazu: “ Wir haben 800000 verschiedene Formen. Das gleicht einem klassischen Notenrepertoire, aus dem der Jazzpianist ständig etwas völlig neues schafft.“
Tauschbörse
Verschiedene alte Stücke werden auf Tauschbörsen zu horrenden Preisen gehandelt. Meissen Porzellan wird nie billig sein, ist aber doch preiswert zu erstehen, wenn man es eben nicht gerade auf die antiken Stücke abgesehen hat.
Rund 200.000 verschiedene Produkte finden sich in der klassischen Palette von Meissen. Die 10000 typischen Farbmischungen werden im eigenen Labor hergestellt. Heute ist Meissen mit über 300 Fachhändlern und Boutiken in über 30 Ländern der Welt vertreten. Etwa die Hälfte der Produkte gehen in das Ausland, wobei die wichtigsten Märkte Europa und Japan sind. Was sich geändert hat ist, dass Meissen jetzt viel mehr Produkte anbietet und sich nicht mehr nur auf Küchenartikel beschränkt. Schaltücher, Seidenkrawatten, Tischdekorationen, Kissen, Leuchten, Kaschmirdecken, Spiegel, Gemälde und mehr werden da im typischen Meissen – Stil angeboten.