Januar 2nd, 2010 von Erfolgsamer

Es kreisen die wildesten Gerüchte darüber wie man Burnouterfahrungen macht und warum es dazu kommt. Die meisten sind wie der Titel schon sagt Mythen und haben nur wenig Wahrheitsgehalt.

Burnout-Mythen

• „Burnout hat ausschließlich äußere Ursachen“ (z.B.:Arbeitsüberlastung)

o Ob es zu Burnout kommt oder nicht ist in jedem Fall auch davon abhängig wie sehr eine Person bereit ist, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und welche Ressourcen sie zur Bewältigung schwieriger Lebenssituationen bereitstellen kann.

• „Burnout ist eine Krankheit“

o Laut ICD ist Burnout weder eine Krankheit , noch ein Syndrom. Wird jedoch der Prozess der chronischen psychischen Fehlbelastung nicht aufgehalten kann in Burnout in schweren psychischen und Physischen Krankheiten enden. (Depression, Herzinfarkt)

• „Burnout ist nicht heilbar“

o Aus der Burnoutspirale kann man jederzeit aussteigen. Im fortgeschrittenen Stadium ist dies ohne Hilfe von außen nicht mehr möglich.

• Burnout ist ein ganz neues Phänomen

o Viele Wissenschaftler meinen „Mit Sicherheit nicht!“. Ein gutes Beispiel dafür ist die Figur des Lübecker Senators Thomas Buddenbrook aus dem Roman den Thomas Mann in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben hat.

o Im Alten Testament (1. Könige 17-22) findet sich die Geschichte des Propheten Elias der nach einer „Erfolgssträhne“ im Namen des Herrn vollbrachter Wunder und Siege beim ersten Anzeichen einer drohenden Niederlage in tiefe Verzweiflung stürzt den Tod herbeiwünscht und in einen tiefen Schlaf verfällt. Schall schreibt dass diese Art von Krise früheren Generationen als „Elias-Müdigkeit“ bekannt war.

Nun ist Thomas Buddenbrook eine Figur der Literatur. Aber Thomas Mann der geniale Amateur-Psychologe hat sich an leibhaftigen Personen seiner Heimatstadt orientiert. Und die Bibel ist bekanntlich eine reiche Quelle für menschliche Grenzerfahrungen.

Dennoch zwei reale historische Personen als weiteren Beleg.

o Folgt man Goethes Biograph Ipser, dann musste der spätere Olympier die Italienische Reise (1786-1788) vor allem darum antreten, weil er im engen Weimar die ersten Stadien eines Burnout-Prozesses durchlitten hatte. Er musste fliehen, um nicht geistig auszutrocknen und physisch krank zu werden

o Und Ludwig Wittgenstein ,den viele für den bedeutendsten Philosophen unseres Jahrhunderts halten, hat während eines wenig bekannten Lebensabschnittes 1920-1926 das Ausbrenner-Schicksal vieler Lehrer der 68er Generation vorweggenommen. Ausgezogen mit dem romantischen Ziel als Landschulmeister die Kinder ehrlicher und einfacher Bauern „aus dem Dreck zu ziehen“ – so seine eigenen Worte – wurde er am Ende von niederösterreichischen Dörflern regelrecht vertrieben desillusioniert bitter und am Ende seiner Nerven.

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Oktober 11th, 2009 von Erfolgsamer

Burnout ist immer als ein Prozess zu verstehen, den man in Phasen einteilen kann. Da kein typischer Verlauf des Burnouts beobachtet werden konnte, gibt es zahlreiche Phasentheorien. z:B.von Herbert Freudenberger, Lauderdale, Jerry Edelwich, Christine Maslach, Stefan Hobfoll und Cary Cherniss

Burnout als Prozess

Burnout als Prozess beginnt strenggenommen mit der ersten fehlgeschlagenen und unbewältigten Handlungsepisode – und kann jederzeit durch innere oder äußere Veränderungen gestoppt werden. In diesem Sinne ist es nicht übertrieben zu sagen, dass jeder von uns schon einmal die Frühstadien eines Burnout-Prozesses erlebt hat.

Ob dieser Prozess gestoppt wird oder nicht, hängt sehr stark von der Übernahme der Eigenverantwortung für die anhaltende psychische Fehlbelastung ab und von den Ressourcen die für die Bewältigung schwieriger Lebenssituationen vom Betroffenen bereitgestellt werden können.

Der Weg der Erschöpfung nach Matthias Burisch 1994:

1.)Warnsymptome der Anfangsphase
• Vermehrtes Engagement für Ziele
• Hyperaktivität
• Freiwillige, unbezahlte Mehrarbeit
• Gefühl der Unentbehrlichkeit
• Gefühl, nie Zeit zu haben
• Verleugnung der eigenen Bedürfnisse
• Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen
• Beschränkung sozialer Kontakte auf Klienten
• Erschöpfung
• Chronische Müdigkeit
• Energiemangel
• Unausgeschlafenheit
• Erhöhte Unfallgefahr

2.) Reduziertes Engagement

a) für Klienten und Patienten
• Desillusionierung
• Verlust positiver Gefühle gegenüber Klienten
• Meidung von Kontakt mit Klienten und/oder Kollegen
• Aufmerksamkeitsstörungen in der Interaktion mit Klienten
• Verschiebung des Schwergewichts von Hilfe auf Beaufsichtigung
• Schuldzuweisungen für Probleme an Klienten
• Höhere Akzeptanz von Kontrollmitteln wie Strafen oder Tranquilizern
• Sterotypisierung von Klienten, Kunden, Schülern etc.
• Betonung von Fachjargon, Dehumanisierung
• für andere allgemein
• Unfähigkeit zu geben
• Kälte
• Verlust der Empathie
• Unfähigkeit zur Transposition
• Verständnislosigkeit
• Schwierigkeiten anderen zuzuhören
• Zynismus

b) für die Arbeit
• Desillusionierung
• Negative Einstellung zur Arbeit
• Widerwillen und Überdruss
• Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen
• Ständiges Auf-die-Uhr-Sehen
• Fluchtfantasien
• Tagträume
• Überziehen von Arbeitspausen
• Verspäteter Arbeitsbeginn
• Vorverlegter Arbeitsschluss
• Fehlzeiten
• Verlagerung des Schwergewichts auf die Freizeit, Aufblühen am Wochenende
• Höheres Gewicht materieller Bedingungen für Arbeitszufriedenheit
• Erhöhte Ansprüche
• Verlust von Idealismus
• Konzentration auf die eigenen Ansprüche
• Gefühl ausgebeutet zu werden
• Eifersucht
• Partnerprobleme
• Konflikte mit den eigenen Kindern

3.)Emotionale Reaktionen, Schuldzuweisungen

• Depression
• Schuldgefühle
• Reduzierte Selbstachtung
• Insuffizienzgefühle
• Gedankenverlorenheit
• Selbstmitleid
• Humorlosigkeit
• Unbestimmte Angst
• Abrupte Stimmungsschwankungen
• Verringerte emotionale Belastbarkeit
• Bitterkeit
• Abstumpfung
• Schwächegefühl
• Neigung zum Weinen
• Ruhelosigkeit
• Gefühl des Festgefahrenseins
• Hilflosigkeits-, Ohnmachtsgefühle
• Pessimismus, Fatalismus
• Apathie
• Selbstmordgedanken
• Aggression
• Schuldzuweisungen an andere oder „das System“
• Vorwürfe an andere
• Verleugnung der Eigenbeteiligung
• Ungeduld
• Launenhaftigkeit
• Intoleranz
• Kompromissunfähigkeit
• Nörgeleien
• Negativismus
• Reizbarkeit
• Ärger und Ressentiments
• Defensive/paranoide Einstellungen
• Misstrauen
• Häufige Konflikte mit anderen

4.) Abbau

a) der kognitiven Leistungsfähigkeit
• Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
• Unfähigkeit zu komplexen Aufgaben
• Ungenauigkeit
• Desorganisation
• Entscheidungsunfähigkeit
• Unfähigkeit zu klaren Anweisungen

b) der Motivation
• verringerte Initiative
• verringerte Produktivität
• Dienst nach Vorschrift

c) der Kreativität
• verringerte Fantasie
• verringerte Flexibilität
• Entdifferenzierung
• Rigides Schwarz-Weiß-Denken
• Widerstand gegen Veränderungen aller Art

5.) Verflachung des emotionalen Lebens
• Verflachung gefühlsmäßiger Reaktionen
• Gleichgültigkeit
• des sozialen Lebens
• weniger persönliche Anteilnahme an anderen oder excessive Bindung an Einzelne
• Meidung informeller Kontakte
• Suche nach interessanteren Kontakten
• Meidung von Gesprächen über die eigene Arbeit
• Eigenbröteleien
• Mit sich beschäftigt sein
• Einsamkeit
• des geistigen Lebens
• Aufgeben von Hobbys
• Desinteresse
• Langeweile

6.) Psychosomatische Reaktionen

7.) Verzweiflung

Burisch betont, dass diese Liste einerseits nicht vollständig ist und andererseits nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen, damit von Burnout gesprochen werden kann.

Es können sich auch einzelne Phasen überlagern oder zu anderen als den erwähnten Zeitpunkten auftreten. Sie können auch aufhören und später wiederkehren. Alle Symptome können auftreten, müssen es aber nicht. Sie können zeitlich aufeinander folgen, müssen es aber nicht. Manche Symptome schließen einander auch aus. Einige Symptome können bei einer Person in einer frühen Phase auftreten, andere Menschen erleben sie später………

Die Grenze zwischen einer vorübergehenden Erschöpfungsphase und beginnendem Burnout ist schwer zu ziehen.

Vorsicht : Oft wird Burnout angenommen es handelt sich aber um eine Depression.

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