Mythen des Waldviertels

Die weiße Frau

In Oberndorf war ein böses, unartiges Kind. Einmal, als das Aveläuten längst verhallt, da klopfte es ans Fenster. Die Mutter öffnete und hielt ihr schlimmes Kind ins Freie. Eine draußen stehende, weiße Gestalt nahm es rasch an sich und verschwand mit unheimlichem Lachen. Jetzt wurde der Mutter bange und als sie nichts mehr sah, wohl aber das herzzerreißende Schreien des Kindes hörte, da stürzte sie ins Freie, dasselbe zu suchen. Alles umsonst. Dort, wo der letzte Schrei des Kindes noch gehört worden ist, ließen die unglücklichen Eltern ein Marterl errichten (gegen Rossa).

Der Elfentanz

Ein Müllersbursche aus der Bau-Mühle ging oft gegen Abend nach Weikertschlag. In einer hellen Vollmondnacht war es um Mitternacht. Als der junge Mann auf dem Heimweg zu der dreieckigen Waldlichtung nächst der Schafbrücke kam, sah er im Mondenscheine die Elfen einen Reigen tanzen. Plötzlich ergriff er in seinem Obermute einen Stein, warf ihn unter die singenden und tanzenden Gestalten und lief davon. Ein entsetzlicher Schrei wurde hinter dem Burschen ausgestoßen und gellte noch die ganze Nacht in seinen Ohren nach. Von nun an fand er keine Ruhe bei Tag und keinen Schlaf in den Nächten, immer meinte er, das unheimliche Schreien der Elfen zu hören. Eines Tages war der Müllerbursche für immer verschwunden.

Beide Geschichten stammen aus der Gegend von Weikertschlag.
Dieses auch heute noch verschlafene Dorf liegt nache der Landesgrenze im nördlichen Waldviertel.

Januar 30th, 2010 von