Mit dem Hausboot in Venezien 2

Den ersten Teil unserer Hausbootreise finden Sie hier !

Sonntag 11.9. Tagwache daher erst um 0830. 23°C , trüb. Abfahrt 0945. Ankunft Le Vignole 1330. Sonne sehr heiß. Wir wollen hier liegen bleiben und von hier aus Venedig und Murano besichtigen.

Einige größere Boote sind dabei anzulegen, aber einige Skipper kämpfen noch heftig um festmachen zu können. Nach Erklärungen mit Händen und Füssen und einigen Hinweisen gelingt es doch. Wir gehen noch zur Trattoria alle Vignole, Süssigkeiten und Getränke mit Selbstbedienung. Mann bekommt dort auch zu essen, aber nicht nach unserem Geschmack, Interessant ist, dass man bei Speisenkonsumation für ein Tischtuch (weißes Packpapier) und zwei Papierservietten € 1.– verlangt.

Montag 12.9. Sonne. Blauer Himmel. 0730 Wecken, Frühstück und auf nach Venedig. Linie 13. Es gibt keine Seniorenkarte, keine Tageskarte nur für eine Fahrt, ob nach Murano oder Venedig €3,50. 1300 Heimfahrt. Uns tun die Füße weh. Am Vaporetto lernen wir zwei Schweizer kennen. Die besuchten uns dann am Boot. Um 1900 kommen die zwei Franzosen, denen wir schon zweimal beim Anlegen geholfen haben und laden uns zu einem Gläschen Wein auf Ihr Boot (Crown Clipper) ein.

Es sind beide sehr lustige Leute aus der französischen Justizverwaltung. Sie sprechen nur französisch. Wir aber nicht. Aber trotzdem ein netter Abend mit Händen und Füssen. 2045 wieder zu Hause.

Dienstag. 13.9. Blauer Himmel. 0930 Abfahrt. Wir wollen die Brenta hinauf. Sicherheitshalber nochmals tanken. Die Treibstoffanzeige spinnt. Die in der Karte eingezeichnete Tankstelle bei S. Elena gibt Diesel nur an Clubmitglieder. Daher zur Tankstelle am Lido. Dann durch Bacino di San Marco. Hier ist wirklich ein wilder Verkehr. Obwohl kaum ein Lüftchen weht, schaukelt und stampft unser Boot, wegen der vielen anderen und schnelleren Boote, wie wild. Bullenreiten auf der Flybridge. Hier ist Hausbootfahren wirklich kein Vergnügen. Oder liegt das an der Bauweise unseres Bootes???

Weiter den Canale nuovo di Fusina, Fusina, Moranzani, Malcontenta, Oriago. Viele bewegliche Brücken und einige Schleusen. Wir fahren vier Boote im Konvoi. Vorbei an prunkvollen (???) Villen. Vom Boot aus erscheinen die meisten sehr renovierungsbedürftig, und da fast nirgends Anleger vorhanden sind mit denen man das Ufer erreichen kann, bleibt uns die innere Pracht verborgen. Man sollte diese Villen, wie Oskar Schmid in seinem wirklich hervorragenden Reiseführer „Bootsurlaub in Venetien“ schildert, mit dem Auto besichtigen. An Dolo 1630. Sehr schöner und idealer Liegeplatz gleich rechts nach der Schleuse.

Kleiner Bummel und Einkauf. Toller Obst- und Gemüsestand neben dem Spital. In der Nacht starker Regen.

Mittwoch 14.9. Sehr angenehme Nacht. Boot lag ganz ruhig. Morgens Sonne und wolkenloser Himmel. Retour ab Dolo 0845. Die Schleusen- und Brückenwärter haben nur auf uns gewartet. Maximale Wartezeit nur 5 Minuten.

Wir begegnen unseren französischen Freunden. Lautes Hallo. In der Lagune ruhiges Wasser. Aber dann. Wir fahren im Bazino di San Marco nah an die Häuser heran. Hier sind „relativ“ wenig Wellen und wir haben weniger Angst vom Boot geschmissen zu werden. Man muss nur bei den Vaporettostationen auf die An- oder ablegenden Boote achten. Ankunft in La Vignole 1315. Gemütlicher Nachmittag..

Donnerstag 15.9. Sonne, es ist wieder sehr heiß. Fahrt nach Murano (€ 3,50). Da wir bereits um 0912 nach Murano fuhren, war es noch relativ ruhig. Glasmuseum besucht. Seniorenkarte € 2,50. Sehr schöne und alte Exponate zu sehen. Aber in manchen Vitrinen liegt der Lurch von Jahrzehnten,

Nach einem kleinen Spaziergang setzen wir uns in eine Trattoria und trinken ein kleines Bier und ein Cola. Dafür nehmen die hier € 8,–. Rückkehr 1300. Wir sind das einzige Boot an dem Liegeplatz von Paolo in La Vignole. Wir duschen im Freien. Dann gemütlicher Nachmittag. Ruhige Nacht.

Freitag 16.9. Sonne. Hier am Liegeplatz kein Wind. Abfahrt 0900. Unsere Franzosen sind wieder da und hängen sich hinter uns und sind sehr froh, weil sie sich nicht um die Wasserkarte kümmern müssen, Gegenüber unseren bisherigen Hausbootfahrten ist das Kartenmaterial hier eher dürftig, bzw. unübersichtlich. Eintreffen in Chioggia 1200. Wir gehen nach dem Einpacken in die Stadt und wollen noch etwas Essen gehen. Obwohl beim Lokal Al Buon Pesce laut Anschlagtafel Essen ab 1800 Uhr möglich ist, werden wir vom Kellner um 1815 sehr unwirsch wieder zum Aufstehen und weggehen aufgefordert, da es Essen erst ab 1900 Uhr gäbe. Andere Lokale geben gleich an, dass man erst ab 1900 Uhr essen kann. Wir sind aber hungrig und finden in einer Seitengasse nach der Osteria Penzo (die hat überhaupt geschlossen) einen Chinesen. Hier werden wir sehr freundlich aufgenommen. Bekommen rasch und sehr, sehr preiswert hervorragende Gerichte und köstliche Nachspeisen. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Italiener nur sehr widerwillig Ausländer bedienen wollen.

Resümee:

Die Basismannschaft: Freundlich, entgegenkommend und hilfsbereit,

Das Boot:

Positiv: die Dusche im Freien. Bequeme Doppelbetten.
Negativ: Für 6 Erwachsene und ein Kind unzumutbar. Kopfhöhe in den Schlafkojen, WC, Waschraum unter 1,80 m. Innensteuerstand zu nieder und ohne Sitzmöglichkeit. Flybridge Sitze sehr nieder (wie auf einem Schemel). Steuerrad noch tiefer so dass man nur mit gebeugtem Rücken steuern kann. Küchenausstattung sehr einfach. Boot nicht mit vollem Wassertank übergeben. Treibstoffanzeige zeigt falsche Werte. Ausstattung (Geschirr, Gläser etc.) sehr dürftig

Die Route:
Die Lagune von Venedig: Man muss sich erst daran gewöhnen. Dass man auf einer riesigen Wasserfläche der Lagune nur in sich schlängelnden Dalbenstraßen fahren kann, weil die Wassertiefe daneben für ein Befahren nicht ausreicht. Daher landschaftlich wenig ergiebig. Der ideale Liegeplatz für Inselhüpfen ist La Vignole. Da sich niemand an Geschwindigkeitsbegrenzungen hält ist das Befahren der näheren Umgebung mit dem von uns gewähltem Boot mit einem Bullenreiten vergleichbar.

Die Fahrt nach Lignano:
Ab Canale Silone fährt man, ausgenommen das Naturschutzgebiet von Lagunare di Caorle fast nur in Kanälen und Flüssen, die oft mit Wegwerfgütern, leeren Plastikflaschen und Ölfilmen verschmutzt sind. Jesolo, Bibione, Caorle können nur von der Hinterseite (der schmutzigen) gesehen werden, weil es bei unserer Fahrt keine freien Liegeplätze gab. Und wir benötigen wirklich nicht mehr als Bootslänge sowie vorne und hinten noch 80 cm dazu. Lignano bietet mit der Marina Punta Faro einen wirklich hervorragenden, mit allem Komfort ausgestatteten Liegeplatz, der allerdings € 35.— pro Tag kostet.

Auf Grund der mangelnden Infrastruktur und der doch etwas schwierigeren Situationen für Hausbootfahrer ist Venetien nur für erfahrenere Skipper zu empfehlen.

Januar 1st, 2010 von