Meditation, Atem und Störungen

Meditation – Gedanken und Störungen:

Tauchen nun Gedanken auf, so spielt das keine Rolle. Schenken Sie Ihnen einfach keine besondere Aufmerksamkeit. Erst wenn Sie bemerken, daß Sie einem Gedanken nachhängen, das heißt ihn weiterspinnen, gehen Sie ganz bewußt zum Mantra zurück. Ebenso verfährt man, wenn man husten oder niesen muß oder sich kratzen will. Ärgern Sie sich nicht über diese Störung. Denken Sie nicht: „Das sollte nicht sein“, sondern nehmen Sie sie nicht wertend wahr. Viele dieser körperlichen Symptome verschwinden dann augenblicklich. Und bevor ichdie halbe Meditation mit dem Gedanken: „Der Fuß juckt mich gar nicht, der Fuß juckt mich gar nicht, der…“ verbringe, kratze ich mich besser, und kehre dann zum normalen Sitz und zum Mantra zurück.

In der Wiederholung erscheint das Mantra anfangs deutlicher, später immer vager, entfernter, verschwommener, bis es schließlich in der Stille verstummt. Verfahren Sie im Prinzip mit Veränderungen des Mantras so wie mit allen Störungen während der Meditation. Die Veränderung des Mantras ist ein natürlicher Vorgang. Manche Traditionen hüten Ihre Mantren wie ein großes Mysterium. Sie behaupten, daß jeder Meditierende von seinem Lehrer ein speziell ausgewähltes Mantra erhält, obwohl die Auswahlkriterien sehr simpel sind. Trotzdem haben diese Menschen, denen es sicherlich in erster Linie um den Profit geht, recht, denn jedes Mantra wird schon nach kurzem Gebrauch ein persönliches Mantra. Es verändert und verfeinert sich. Als ich ein Mantra nach über zwei Jahren Gebrauch zum ersten Mal laut aussprach, erkannte ich es kaum wieder. Es war eigentlich nicht identisch mit meinem Mantra, obwohl der Wortlaut nach wie vor unverändert geblieben war. Deshalb befürworte ich auch die Meinung, ein einmal ausgewähltes Mantra für die Dauer des Gebrauches nicht mehr laut auszusprechen, um es nicht wieder in seine gröbste Form zu bringen. Nach längerer Praxis wird man dann bereits zu Beginn der Meditation das Mantra nicht mehr Buchstabe für Buchstabe, sondern impulshaft wahrnehmen.

Mantra und Atem:
Verschiedene Meditationstechniken schreiben Zeiten für das Einatmen, Anhalten und Ausatmen während der Rezitation des Mantras vor. In unserem Fall ist es lediglich wichtig, Atem wie Mantra geschehen zu lassen. Der Atem kommt und geht, wie er will. Manchmal spüren wir ihn in der Bauchgegend, manchmal in der Brust oder der Nase. Wir lassen alles geschehen. Wie bereits erwähnt, denken wir das Mantra in einer möglichst passiven Weise. Halb denken wir es, halb lauschen wir hin, manchmal zieht es vorbei, platzt wie eine Seifenblase, oder es schält sich aus unserem mentalen Nebel. Gleichzeitig wird es geschehen, daß sich der Atem genau wie das Mantra verfeinert, zeitweise sogar zum Stillstand kommt.

November 26th, 2009 von