2009 öffnet die PDH Polizei- und EMP-Archive

Die Aktensammlung der Nationalpolizei

und andere Interessante Dokumente

(Ein Beitrag vom Verein Fijakte)

Im historischen Archiv des Menschenrechtsprokurats (PDH) lagern neben der Aktensammlung der Nationalpolizei (PN) auch digitale Dokumente des im Oktober 2003 endgültig aufgelösten Präsidialen Generalstabs (EMP). Die mehr als 650´000 Fotografien von Schriftstükken aus dem Archiv des EMP sollen im nächsten Jahr für Studienzwecke freigegeben werden. Zu den Akten gehören Operationspläne, Einkaufsbelege, Zuweisungen für Missionen, um den „internen Feind“ zu bekämpfen, Registrierungen von Ein- und Ausfahrten von Fahrzeugen, Personalbestellung, Gehaltsabrechnungen und Angaben zur geheimdienstlichen Struktur, so PDHLeiter Sergio Morales.

Eines der Dokumente, die Licht ins Dunkel der während des internen bewaffneten Konflikts begangenen Verbrechen bringen könnte, ist die so genannte Direktive 3 „F“, vier Seiten, die als „geheim“ eingestuft und im Juni 1978 aufgezeichnet wurden. Darin werden Vorgaben und logistische Angaben für Operationen in der Nordwestlichen Zone des Landes beschrieben. Zweck der Aktionen war die Ablösung und das Aufrechterhalten eines Bataillons in der Gegend, dessen Mitglieder ein spezielles Training erhielten, Operationen gegen die Guerilla durchführten und die Kontrolle der Bevölkerung sicherten. Dafür würden psychologische Aktionen, aber auch gemeinschaftliche Aktivitäten mit den AnwohnerInnen sowie  statistische Erhebungen der landwirtschaftlichen Produktion durchgeführt.

Die Mission bestand darin, die taktische Gruppe Centauro abzulösen, die die Region vom Fluss Ixcán, über Todos Santos, San Luis Ixcán, Xejuyeu, Cerro San Antonio, Río Copón und Río Negro bis zur Grenze zu Mexiko abdeckte, um zu lokalisieren und auszuschalten und Kontrolloperationen durchzuführen, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.

Die Personen, die das Archiv derzeit unter die Lupe nehmen, weisen gleichwohl darauf hin, dass dieses offensichtlich unvollständig, weil bereits manipuliert ist, ausserdem gebe es keine Karteien von Personen, wie im Archiv der Nationalpolizei. Lange war nichts mehr zu hören von diesem Archiv des Generalstabs EMP, das bereits gegen Ende der Regierungszeit von Ex-Präsident Alfonso Portillo Ende 2003 bei einem Besuch der Gebäude des EMP entdeckt worden war.

In einem Schuppen, der dem Militär gehörte, fanden sich stapelweise ungeordnete Papiere und zahlreiche Kinofilmrollen. 2004 rief das Menschenrechtsprokurat einige Menschenrechtsorganisationen zusammen, um die Dokumente zu sichern. In dem schlecht beleuchteten Raum fotografierten Freiwillige stundenlang mit digitalen Kameras die Dokumente ab und schafften es, 60% des Papierwustes zu registrieren. Doch von einigen Zwischen-Jahrgängen fehlen jegliche Dokumente. Unbeantwortet ist die Frage, nach welchem Kriterium oder mit welcher Intention diese Akten vernichtet wurden.

Bei den Einträgen hinsichtlich der Ein- und Ausfahrten der Fahrzeuge des EMP, das auch geheimdienstliche Funktionen hatte, finden sich die Namen des Fahrers und seiner Begleitpersonen von jedem Wagen, der einer bestimmten Wache zugeordnet war. Viele der Fahrten hatten zum Ziel oder Abfahrtsort die so genannten Spezial-Tribunale, in denen Verhöre durchgeführt wurden, nicht selten unter Folter. Ein weiteres Detail, das die Aufmerksamkeit der PDH auf sich zieht, betrifft die Ausgabenpraxis des EMP: Es sind die bürokratischen Vorgänge, in denen die Anschaffung von ganzen Kästen von Likör angeordnet wurde.

Dezember 24th, 2009 von