Die Bedrohlichkeitsprüfung ist die zweite von vier Prüfungen beim Erstkontakt.
Die Bedrohlichkeit kann sich auf verschiedenste Dinge beziehen.
Sitzen Damen in unseren Seminaren, dann bringen wir gerne folgendes Beispiel: Stellen Sie sich vor, sie sind abends alleine aus. Sie sitzen an der Theke eines Lokals und trinken ein Getränk. Was passiert? – Ein Mann taucht auf und spricht Sie an. Er ist Ihnen unsympathisch. Was passiert? Sie lassen wahrscheinlich keine weitere Kommunikation zu.
Schafft er jedoch die erste Prüfung und ist zumindest nicht ganz unsympathisch, folgt unmittelbar die Bedrohlichkeitsprüfung. “Was will denn der?“ ist sicher einer der nächsten unterschwelligen Gedanken.
Noch eindrucksvoller ist die Vorstellung einen neuen Mitarbeiter zu bekommen. Nach der Sympathieprüfung folgen Überlegungen wie: „Wer´d ich mit dem zusammenarbeiten können?“ „Wird er/sie mich überflügeln, mir meinen Job wegnehmen, schneller befördert werden,….“ Oder denken wir an einen neuen Chef: „Wird er mich respektieren, oder hetzen und quälen? Wird er mich vielleicht wegrationalisieren?“
Bedrohlichkeit kann sich aber auch ganz anders und manchmal sehr subtil äußern.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Eines Tages läutet das Telefon und eine Kundin schildert ihr Problem mit einem neuen Mitarbeiter aus dem Verkauf. „Wir haben ihn neu eingestellt, einen Tag vor der Wiener Messe. Da haben wir gedacht wir nehmen ihn gleich mit, damit er was lernt. Leider hat er uns alle Kunden vom Stand verjagt!“ Verjagt? Die Frage, warum sie sich nicht gleich von diesem neuen Mitarbeiter verabschiedet hat wurde von ihr mit persönlichen Gründen beantwortet und sind für unser Beispiel nicht wichtig. Sie hatte sich jedenfalls entschlossen ihrem neuen Mitarbeiter ein Einzelcoaching zu finanzieren. Gespannt sah´ ich diesem Treffen entgegen. Dann kam der Tag. Die Glocke läutete, ich öffnete die Tür und vor mir stand ein schlanker junger Mann, an die 23 Jahre, gepflegtes Äußeres mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Freundlich begrüßte er mich. In den folgenden Minuten lernte ich einen jungen, dynamischen und sehr umgänglichen Menschen kennen. Mir war unbegreiflich, wovon die Auftraggeberin gesprochen hatte. Das änderte sich schlagartig, als wir die Situation „Messestand“ in einem kleinen Rollenspiel nachstellten. Ich betrat als Besucher den Messestand und der junge Mann kam als Verkäufer auf mich zu, lächelnd, mit einem höflichen Gruß. Leider war dieser junge Mann cirka 195cm groß und hatte Lange Arme, wobei er nicht so recht wusste, was er mit ihnen anstellen sollte. Ein gemütlicher Typ war er ja, also verschränkt er sie vor der Brust. Abgesehen davon hat er keine Scheu vor Menschen und deshalb geht er sehr nahe ran. Da standen wir nun. Ich mit 177cm, er mit 195 cm Körpergröße und verschränkten Armen cirka 20 Zenzimeter vor mir. Trotz seiner gewinnenden Art war mir diese Nähe unangenehm. Ich trat einen Schritt zurück, – und er? Er ging noch immer freundlich auf mich einredend einen weiteren Schritt auf mich zu.
Auf meine Frage nach dieser Reaktion bekam ich die Antwort: „Es ist doch immer so laut auf diesen Messeständen. Ich will die Leute doch nicht so anschreien.“
So wird es sich dann wohl auch auf diesem Messestand abgespielt haben. Freundlich grinsend und äußerst engagiert hat er alle Besucher über den Messestand gejagt und dann letztendlich verscheucht. Ein kleiner Irrtum mit großen Auswirkungen.
Er hatte die besten Absichten, doch er wirkte BEDROHLICH.