Trotzdem es auf der ganzen Welt die verschiedensten Äußerungen sowie das unterschiedlichste Verständnis von Trauer gibt, wurde bei der Begleitung trauernde Menschen erkannt, dass es trotz aller Verschiedenheit und Individualität eine gewisse „voraussehbare Bandbreite“ an Gefühlszuständen gibt. Anhand verschiedener Phasenmodelle hat man den Verlauf des Trauerweges, bzw. die Phasen des Trauerprozesses beschrieben. Da sich die Modelle insgesamt sehr ähnlich sind, werde ich nur beispielhaft drei mir wichtig erscheinende Konzepte anführen. Eine der wohl bekanntesten beschriebenen Sterbephasen und das daraus resultierende Trauermodell ist jenes von Elisabeth Kübler-Ross, welches die fünf Phasen der seelischen Entwicklung schwer kranker Menschen beschreibt.
Sie hat immer nachdrücklich darauf hingewiesen, dass hier zwar ein möglicher Weg aufgezeichnet ist, der jedoch viele Abweichungen kennt. Sie unterscheidet dabei zwischen:
– 1. Phase: Nicht wahr haben wollen
– 2. Phase: Zorn
– 3. Phase: Verhandeln
– 4. Phase: Depression
– 5. Phase: Zustimmung
Stark angelehnt an dieses Modell ist auch jenes von Verena Kast, nennt jedoch speziell den Trauerprozess:
– 1. Nicht wahr haben wollen, Starrsein
– 2. Aufbrechende Emotionen
– 3. Suchen, finden, sich trennen
– 4. Neuer Selbst- und Weltbezug
Auf ein weiteres, vielleicht nicht ganz so bekanntes Modell möchte ich näher eingehen und zwar von Hilarion Petzold:
– 1. Schock, Verleugnung
Innerlich verunsichert durch eine Veränderung im Leben, befindet sich der Betroffene in einem schockartigen Zustand, der ihn unfähig macht Entscheidungen treffen zu können. Oft wird die Wirklichkeit des Verlustes verleugnet. Diese Phase dauert meist jedoch nur kurz.
– 2. Kontrolle
Diese Phase steht ganz im Sinne dessen, die Anforderungen des Alltags wieder zu bewältigen.
– 3. Turbulenz
Man könnte sagen, das ist die schwierigste, jedoch auch die wichtigste Phase. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem „Warum“, die Verzweiflung, der Schmerz, ja der Beginn des Abschieds.
– 4. Akzeptanz und Neuorientierung
Nach ausreichender Turbulenz beginnt der Trauernde zu akzeptieren und verbleibende Möglichkeiten wahrzunehmen.
Die Phasen der Trauer führen Schritt für Schritt dazu Abschied zu nehmen. Abschied nehmen ist ein aktiver, bewusster Prozess; er passiert nicht einfach. Das kann man nur, wenn man sich auch ablösen und loslassen kann. Abschied nehmen heißt auch, man nimmt sich seine Anteile wieder, die man z.B. bei dem Verstorbenen gelassen hat („Ein Teil von mir ist mit ihm gegangen“; „Ein Teil von ihm lebt noch in mir“). Man muss die Wunde, die dieser Verlust für einen darstellt, heilen lassen, vernarben lassen; dann sind die Gefühle die man hat, wenn man die Wunde berührt, Erinnerungen.
Negative Faktoren
Doch wenn man nun so viel von Trauerphasen und Trauerbewältigung hört, fragt man sich doch auch früher oder später, ob es nur diese „positiven“ Formen der Trauer gibt oder ob es auch Faktoren gibt, die den natürlichen Trauerprozess negativ beeinflussen können. Unter Anderem werden zwei Hauptformen unterschieden, die jedoch folgende Gemeinsamkeiten aufweisen:
– Verlust wird unbewusst für reversibel gehalten
– Trauerverlauf bleibt unvollständig
Chronische Trauer
Merkmale: Kaum/geringe Reaktionen nach dem Verlust, große Wut, falsche Lokalisierungen (z.B. Projektion auf andere Personen), etc.
So lange diese Reaktionen anhalten, kann keine Reorganisation stattfinden!
Fehlen bewussten Kummers
Merkmale: Zwanghafte Fürsorge für andere, der Jahrestag als Beispiel für den Auslöser eines Zusammenbruchs.
Seltene Form – Euphorie
DGKP/DPGKP Daan Toffel