Lesedauer 2 Minuten

Magie und Impulse

»Das Bewußtsein kann auf die Materie einwirken und sie transformieren. Diese letztendliche Umwandlung von Materie in Bewußtsein und vielleicht eines Tages sogar von Bewußtsein in Materie ist das Ziel des supramentalen Yoga. Aber es gibt so viele Entwicklungsstufen der Bewußtseinskraft, angefangen beim Suchenden oder Adepten, bei dem gerade der innere Wunsch nach Erwachen entsteht, bis hin zum Yogin, und selbst unter den Yogins gibt es viele Stufen – genau hier beginnt die wahre Hirarchie.«
Satprem – Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewußtseins

In der unwirtlichen und eisigen Bergwelt des Himalaja sollen Schüler des Hatha-Yoga, welche die Technik des Tum-mo praktizieren, in der Lage sein, ausreichend Körperwärme zu produzieren um auf Kleidung verzichten zu können. Die Praktizierenden imaginieren ein kleines Feuer an der Basis ihrer Wirbelsäule, das sie zuerst durch ihr Rückrad aufsteigen lassen und dann über die Grenzen des Körpers auf das ganze Universum ausdehnen. Die Meister verlangen von ihren Schülern, in einer Winternacht nackt auf einem Berghang zu sitzen, um mit ihrer Körperwärme Tücher zu trocknen, die in Eiswasser getaucht wurden. Alexandra David-Neel berichtet auch von wetteifernden Tum-mo Novizen, die versuchten, in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang möglichst viele Tücher zu trocknen. Vollendete Yogins sollen sogar in der Lage sein, mehrere Zentimeter dicke Eisplatten zu schmelzen, indem sie sich einfach daraufsetzen.

Gehen wir davon aus, daß wir die Welt erträumt haben. Der Tum-mo Adept sitzt unempfindlich gegenüber der Witterung und Kälte da. Tum-mo könnte allerdings nur ein schwacher Abklatsch der Kräfte sein, die dem menschlichen Bewußtsein zur Verfügung stehen. Sowohl die tibetanisch-, als auch die hinduistisch-tantrische Mystik sagt viel über die Struktur der Materie aus, was auch der Weltsicht der Quantenphysiker entspricht. Energie und Materie sind austauschbar; Materie ist gleichbedeutend mit hochverdichteter Energie; E = mc2, lehrte uns Einstein. Diese Weltsicht wurde auch von den Tantrikern vertreten. Materie ist verdichtete Energie des Bewußtseins. »Durch die Energie des Bewußtseins erhält Brahma Masse; daraus wird Materie geboren, und aus der Materie Leben und Geist und die Welten.«, steht in den Mundaka-Upanischaden. Tantra weist jedoch darauf hin, daß die Realität letztlicheine Illusion oder Maya ist. So gesehen können wir uns Materie nicht entweder als existent oder als nicht-existent vorstellen. Das Bewußtsein kann Materie erschaffen, es gibt so etwas wie Materie nicht.

Don Juan sagt Castaneda, daß das Tonal nicht alles erschaffe. Das Tonal ist lediglich Zeuge. Nach ihm ist es das Nagual, das erschafft. Es ist die Realität, die alle möglichen Realitäten umfaßt. Unsere Kreativität ist demnach nur die Entscheidungsfähigkeit unseres Bewußtseins sich für ein Tonal zu entscheiden, das es wahrnehmen möchte.