Den ersten Teil unserer Erfahrungsberichte zum Thema Hausboot in Holland gibts hier.
Sonntag 1.6.2003: Sonne 27°C. Abfahrt 0945. In der Nacht war es angenehm kühl. Weesp ist eine liebe kleine Stadt. Viel Verkehr. Alles will zu den Seen (Spiegel Polder, Loosdrechtse Plassen). Weiter nach Breukelen, Maarssen. Vor uns fährt ein Holländer, der immer sehr freundlich zu uns her lächelt und auch bemerkt hat, wie einer mit einem großen Boot offensichtlich überfordert ist. Vor einer geschlossenen Brücke rückt er uns immer näher auf den Pelz. Dann steht er quer. Es ist jetzt fürchterlich eng. Ich drehe um (Milimeterarbeit) und reihe mich hinten an, bevor uns der Löli noch rammt. Wir haben den vorher schon zweimal überholt, weil er sehr langsam fährt. Doch bei jeder Brücke drängt er sich nach vorne. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Ja, jetzt geht es dann über den Vechtkanal nach Utrecht.
Laut Karte haben alle festen Brücken nur 3,25m Durchfahrtshöhe. Laut Angaben der Basis hat die Sheba 3,20. Wir haben aber heute Früh nachgemessen. Eine Schneerute wurde an eine Schnur gebunden und dann bis zum oberen Rand im Wasser versenkt. Die Schnur dann bis zum höchsten Punkt des Bootes (Fahrhebel) gehalten und dort abgeschnitten. Mit der Schnur zum Hafenmeister und gemessen. Dabei kam weniger als 3,00m heraus. Also wir riskieren Utrecht. Die Brücken sind bogenförmig gemauert und in der Mitte ca. 3,60m hoch.
Wir haben das nicht bereut. Der Kanal liegt ca. 4m unter dem Straßenniveau und hat an beiden Seiten noch ein breites Ufer, so dass dort viele Grillstuben, Kellerlokale und Kaffeehäuser Platz haben. Sonntagnachmittag ist alles voll. Dazwischen immer wieder Tunnels mit bis zu 30m Länge. Venedig hat mich nicht so beeindruckt. Wer das versäumt hat viel versäumt. „Unser“ freundlicher Holländer führt uns zur Stadsbuitengracht, mitten in der Stadt, aber in einer „Sackgasse“ und daher kein Bootsverkehr. Hier werden wir die Nacht verbringen und morgen zu Fuß Utrecht erkunden. Um 1930 hat es 28°C.
Montag 2.6.2003: Spaziergang und Einkauf. Um 0900 Uhr schon 25°C. Abfahrt 0930. Weiter Merwedekanal, Nieuwegein. 29°C. Ringsherum dunkle Wolken. Wir legen im Zentrum an. Gerade richtig. Wolkenbruch mit Blitz und Donner. Das Gewitter ist jedoch rasch vorbei und wir fahren weiter. Ijsselstein. Aber es ist schon wieder schwarz rings herum. Wir legen nach der Brücke in Oranjeburg um 1415 wieder an und beschließen hier zu bleiben. Der Liegeplatz ist unscheinbar, aber es gibt saubere Dusch-, Wasch- und WC-Einrichtungen. Duschen ging sich gerade noch aus, dann ein neues Gewitter mit starkem Hagel. Temperatur sinkt auf 20°C. Regen. Nachtmahl an Bord: Backhuhn mit Kartoffelsalat. Nachher Räuberromy (Norbert lässt mich anscheinend wieder gewinnen, um in den letzten Tagen dann umso gnadenloser zuzuschlagen).
Dienstag 3.6.2003: Angenehm kühle Nacht. 0730 Sonnenschein 15°C. Abfahrt 0915, 20,5°C. Wir sind schon zwei besondere Persönlichkeiten. Statt Fische zu fischen, fischen wir unseren Sonnenschirm. Ein Windstoß hat ihn uns während der Fahrt aus dem Ständer gerissen. Wir haben ihn gerade noch vor dem totalen Absaufen erwischt. 1130 an Oudewater. Hexenwaage besucht. Da Hexen ja auf einem Besen reiten müssen, dürfen sie nicht zu schwer sein. Im Mittelalter wurden hier fragwürdige Frauenspersonen gewogen und entweder zur Hexe erklärt oder sie bekamen eine Urkunde, dass sie keine Hexe waren. Eva ist keine Hexe. Der übliche Süssigkeiten-tic ist eingetreten. Sprich: Noch jedes Jahr haben wir nach einigen Tagen einen Heißhunger auf etwas Süßes bekommen. Diesmal haben wir bei appetitlichen Torten zugeschlagen. 1245 Abfahrt (diesig, 28°C). Ankunft Gouda 1630. Viele Liegeplätze im Zentrum aber alle besetzt. Endlich finden wir einen ganz schmalen zwischen anderen Booten. Mit Bug voraus laufen wir vorsichtig ein. Es beginnt zu tröpfeln. Nachher kleiner Spaziergang. Wir sind hundemüde. Nach einigen Partien Räuberrommy fallen wir in die Kojen und sind bis nächsten Tag um 0715 weg.