Ein Bericht über unseren Urlaub mit dem Hausboot in Venetien
Vom Lido bis Dolo.
Boot: FB Concorde 890 von Rendez-vous Fantasia
Vorausgeschickt muss werden, dass wir eigentlich immer gerne in der Vorsaison mit einem Hausboot (Mai-Juni) unterwegs sind. Da dies aber heuer nicht möglich war, fuhren wir diesmal erst im September. Und daher wollten wir nach dem wärmeren Süden, aber sicherheitshalber, nach dem kalten Sommer, auch mit warmer Kleidung ausgerüstet. Aber nun unser Logbuch:
Freitag 2.9. Abfahrt Wien 0900 Uhr. Schönwetter. Rasthausfrühstück an der Autobahn. Übernachtung: Arnoldstein Hotel Gum, einfach aber sehr freundlich.
Samstag 3.9. Abfahrt 0800. Sonne 17°C. Noch Schwarzbrot und Gebäck aus Österreich eingekauft. Autobahn flotter Verkehr. Bei der Ausfahrt längere Wartezeit. Maut € 10.50. Ankunft Chioggia 1330. (35°C im Schatten). Auto auf bewachten Parkplatz. Boot einräumen. Kleiner Stadtbummel. Supermarkt 200m von der Basis. Da die Basis direkt an der Strasse liegt und wasserseitig viel Verkehr ist (Hier werden weder am Land noch zu Wasser Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten), scheint ein Übernachten bei diesem Lärm und Geschaukel nicht sinnvoll. Wir legen also dann doch ab und fahren ca. 30 Minuten bis zu einem Liegeplatz hinter einer Mole (Visavis Dalbe 176) vor Pellestrina festgemacht. Kaltes Nachtmahl. Beim Abwaschen zeigt sich, dass der Abfluss des Waschbeckens total verstopft ist. Nach einer Stunde Arbeit rinnt das Wasser endlich, aber sehr langsam ab. Riesiges Gewitter mit Blitz und Donner. Kräftiger Regen.
Sonntag 4.9. Abfahrt 0930. Sonne. Starker Wind. Eine Böe reißt Eva die Mütze vom Kopf. „Mann über Bord Manöver“. Wegen des starken Windes war die Bergung sehr schwierig und erst nach mehreren Anläufen gelungen. Auch die von Paolo (Basismanager) aufgelegte neue Wasserkarte ist zwar besser als die offizielle, aber trotzdem gegenüber Holländischen Karten eher mager. Auch unser Boot ist, bei dem vielen Verkehr und den damit verbundenen Wellen von der Flybridge gesteuert eher mit einem Übungsgerät für Bullenreiten geeignet. 1230 Uhr an St.Francesco /Erasmo. Herr Schmid hat uns gebeten einige Zeitungsartikel und Bilder an Pater Antonino zu übergeben. Da er selbst nicht hier ist haben wir das einem Mitbruder übergeben. Da der Anlegeplatz momentan repariert wird, weiter nach Burano. An 1500 Liegeplatz für Paolos Boote in Mazzorbo. Kein Stadtspaziergang. Zu heiß und zu müde.
Montag 5.9. Sehr unruhige Nacht. Geschwindigkeitsbeschränkungen werden nicht eingehalten. Junge Burschen (13 Jahre) donnern mit Kleinbooten mit 40 Sachen und laut aufgedrehten Radios bis spät in die Nacht an uns vorbei. Boot schlägt immer wieder an die Pfeiler. „Raubüberfallgefühl“. Kleiner Einkauf. Abfahrt 1000. Torcello – Poste grandi (Schleuse) – Caposile.
Nach der Pontonbrücke vor dem Fußgängersteg zwischen tief herabhängenden Bäumen im Retourgang (wegen der Strömung) eingefädelt. Essen im Restaurant. 1400 weiter den Flumen Piave. Anfänglich glaubt man kaum, dass es hier weiter geht. Es ist eigentlich ein sehr enger und verwachsener Kanal, der sich durch die Gegend schlängelt. Die Schleuse von Consa di Musile steht mit beiden Toren offen. Aber es herrscht eine ziemliche Strömung. Bin neugierig wie das bei der Rückfahrt funktioniert, Weiter flussabwärts den Flumen Piave. Bei der beweglichen Brücke von Cortellazzo merken wir die Strömung und müssen bis zur Öffnung der Brücke gegen den Strom drehen. Die Einfahrt in den Kanal nach Torre di Fine verpassen wir und müssen, wenn wir nicht über das Meer fahren, umdrehen. Der Kanal ist laut Aufschrift gesperrt, aber wir probieren es. Es geht, aber wegen Ebbe haben wir fast Bodenberührung. Vor der Brücke von Torre di Fine finden wir um 1700 einen ruhigen Liegeplatz.
Dienstag 6.9. Ruhige Nacht. Abfahrt 0900 bei Sonne durch die Brücke (Maut € 18.- !!!). Bei Einmündung in den Canale Livenza ist ein ruhiger Liegeplatz. Caorle- Wir fahren natürlich wieder in die falsche Richtung, weil uns die richtige zu schmal erschien. Wendemanöver nur sehr schwierig, weil freier Platz vor und hinter dem Boot nur je ein Meter war. Es war aber dann doch der richtige Weg zur Brücke (tel. oo39 3385047765 oder 0039 (0) 42181087, Brückenfrau kann Englisch). Weiter dann durch ein Naturschutzgebiet, weite Wasserflächen, kilometerweise keine anderen Boote. Sonne, Sonne, Sonne. Allmählich können wir uns mit der Gegend etwas (!?!) anfreunden. Italien ist nicht unser Ding! Das Boot har viele Schwachstellen. Flybridge Sitzbank sehr nieder und Steuerrad noch niederer Man muss einen gesunden Rücken haben oder nur 1,30m groß sein, Die beiden Schlafkabinen sind wohl sehr groß, aber so wie Bad und WC weniger als 1,80 m hoch. Wie aber in diesem Boot 6 Erwachsene und ein Kind untergebracht werden sollen, ist uns schleierhaft. Der Innensteuerstand ist auch nur 1,75 hoch. Man kann sich nur auf einem 5cm breiten gepolsterten Brett mit gebeugten Knien anlehnen. Positiv ist die Handbrause im Außenbereich. Gegenüber unseren bisherigen neun Fahrten auf anderen Booten fehlten uns hier: Kaffeeuntertassen, Salatschüsserln, Weingläser, Eierbecher, Gasanzünder, etc. So, aber weiter! Kurz vor der Einmündung in den Tagliamento finden wir um 1300 eine Anlegestelle. Hier bleiben wir heute.
Mittwoch 7.9. Ruhige Nacht Abfahrt 0930. Die Strömung in den Kanälen dreht durch Ebbe und Flut um. Wir fahren gegen die Strömung in den Tagliamento, biegen dann nach links und nach 800m nach rechts in den Kanal. Auch hier ziemliche Strömung vom Tagliamento weg. Eine Schleuse steht beiderseits offen. Durch mit Strömung und dann vor einer geschlossenen Brücke. Wir können uns gerade noch mit der Achterleine an einem Dalben festmachen. Der Brückenwärter war in heller Aufregung. Wir auch. Dann geht es weiter in die Lagune. Trotz herrlicher Dalbenstraße ein Untiefezeichen. Wir spüren auch leichten Schlickkontakt. Dabei war nicht einmal volles Niedrigwasser. Eintreffen 1100 in Lignano (Marina Punta faro).
Hier liegen tolle Jachten. Ruhigen Anlegeplatz gefunden. Vorher noch aufgetankt und Wasser gebunkert. Abends Besuch bei Steffl und Tiziana, Freunde die hier ein Appartement haben, zu einem köstlichen Nachtmahl. Es war ein bezaubernder Abend. Die Wohnung ist entzückend mit einem herrlichen Ausblick auf den Strand.
Donnerstag 8.9. 0700 Tagwache. Stark bewölkt aber wenig Wind. 0900 Eintreffen von Tiziana und Steffl. Führung durch unsere „Jacht“. Begrüßungsfrizzante. Wir fahren los in Richtung Precenicco. Steffl geht ans Ruder. Strahlender Himmel und keine Wolken mehr. Vor lauter tratschen und erzählen landen wir aber in Aprilia Marittima. Also zurück den Canal Caron und dann den richtigen Canal Cialisia. Wir legen um 1215 in Precenicca beim Restaurant Rivabella an. Sehr bequem. Die Wirtin, eine Klagenfurterin, ist heute nicht da, aber Tiziana und Steffl sprechen ja perfekt italienisch und auch die Speisekarte ist in italienisch und deutsch geschrieben, Essen und Trinken hervorragend und sehr preiswert. Zurück nach Lignano. Eintreffen 1600. Wir beschließen trotz der teuren Liegegebühren ( € 35.–) noch eine Nacht hier zu bleiben. Wir müssten die Untiefe bei Ebbe passieren.
Freitag 9.9. Abfahrt 0930. Bewölkt 23°C. Kommt Regen ? Die Drehbrücke „Conca di Bevazzana destra“ tel. (2 Nummern) nicht erreichbar. Vor der Brücke hängen wir uns an und hupen. Einige Männer winken uns zu als ob die Brücke nicht geöffnet würde. Aber unser Brückenwart kommt dann doch, winkt uns zu und ruft, er käme in zwei Minuten, die aber dann 15 wurden. Weiter den Tagliamento hinunter. Die Einfahrt zur Schleuse Bevazzana sinistra ist fast nicht zu sehen. Aber wir haben uns den alten Bunker davor gemerkt. Weiter den Kanal entlang. Es regnet. Ich steuere von innen. Geht nur im Stehen, bin aber dafür zu groß (1,83). Leichte Kniebeuge und mit dem Allerwertesten anlehnen. Tolle Konstruktion. Am Campingplatz von Bibione legen wir um 1150 an. Es schüttet. Mittagspause und Essen an Bord. Abfahrt 1300. Es regnet immer mehr und gerade in der Lagune di Caorle mit den großen Wasserflächen und den weit auseinander liegenden Dalben (manchmal bis zu 800 m) bricht ein riesiges Gewitter mit Blitzen, Regengüssen und starken Böen los. Sicht weniger als 100m. Wie wissen nicht mehr wie es weiter geht und Kreisen in der Nähe einer Dalbe bei kräftigem Sturm. Es war nicht ganz einfach. Vor allem die „Kniebeuge“ war mehr als störend. Nach einer halben Stunde lässt das Unwetter nach und wir stellen fest, dass wir in Richtung Meer fuhren und die Ausfahrt Richtung Caorle verpasst haben. Also jetzt weiter nach Caorle. Die bewegliche Brücke wird nach Anruf geöffnet. Wir versuchen in Caorle einen Liegeplatz zu finden. Uns würde ein Platz mit Bootslänge plus zweimal 80 cm genügen. Aber obwohl wir bis ins Zentrum fahren war nichts zu finden. Schade. Weiter bis Brian und bei der Trattoria Emiliana um 1700 angelegt. Kleiner Spaziergang und Essen in der Trattoria. Speisekarten auch auf deutsch.
Samstag 10.9. Herrlich geschlafen. Norbert hat starkes Gewitter verpasst. Aufgewacht erst um 0830. Abfahrt 0945. Ankunft Torre di Fine 1100 Uhr. Brücke wird nach Anruf geöffnet, Wir legen nachher an. Hier ist am Ende der ersten Seitengasse links ein kleiner Supermarkt. Weiter in die Piave. Vor der Pontonbrücke, knapp vor einem großen Fischernetz links eine Anlegemöglichkeit. Hier legen wir an und warten bis 1410. Zwei Boote warten auch, aber der Brückenwärter macht keine Anstalten uns zu öffnen, obwohl niemand die Brücke passiert. Nach langer Zeit setzt er sich in Bewegung. Bei seinem Tempo hätte man ihm die Hose flicken können. Endlich die Piave hinauf. Eine schmutzige braune Brühe mit Plastikdosen, Schilf- und Baumresten. Nach eineinhalb Stunden biegen wir in die Piave vecchia ein. Vor und in der offenen Schleuse starke Strömung und Kehrwasser. Gerade, dass unser Motor das schafft. Anlagen in Caposile um 1700 unter dem ruhigen, schönen Restaurant „Alla Cacciatora“.
Irrtum!. Kaum dunkel geworden ging es los. Disco oder Hochzeit. Musik mit vielen Bässen. Aber nicht viel über 1000 db. Ende nach großer und lauter Verabschiedung um 0200 Uhr.
Den 2. Teil unserer Reise mit dem Hausboot finden Sie hier!