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Kreativ schreiben, oder der Wandel des Kreativitätsbegriffs

70er Jahre: Kreativität galt als divergentes Denken, als Ausbruch aus gewohnten Mustern. Im Deutschunterricht ist der Begriff auf das Durchbrechen sprachlicher Normen bezogen worden. Spielen mit Sprache, Verfassen von Unsinntexten und Verfremden von Textvorlagen waren typische Unterrichtsverfahren.

80er Jahre: Subjektivierung des Kreativitätsbegriffs – Unter Kreativität wird nun in erster Linie Selbstausdruck, Entäußerung der verborgenen inneren Weit und Entwurf einer neuen subjektiven Wirklichkeit verstanden.

Merkmale des Kreativen Schreibens

Als Hauptcharakteristikum des Kreativen Schreibens kann die bewusst gestaltete Inszenierung von Schreibanlässen genannt werden, die die kindliche Phantasie aktiviert und zum Verfassen meist fiktionaler Texte anregt.

Der Schreiber nützt seinem Ausdrucksbedürfnis und der Prozess der Schreiberfahrung steht im Mittelpunkt. Im Schreiben wird nicht Erfahrenes und Erlebtes abgebildet, sondern es entsteht durch die Aktivierung der Imaginationskraft etwas Neues, zumindest eine neue Sicht auf etwas Bekanntes. Das Kind überarbeitet seine Texte. Das Kreative Schreiben basiert auf den Prinzipien der Imagination, der Irritation und der Expression.

Die drei Prinzipien des Kreativen Schreibens

Imagination: Vorhandene Gefühle und Vorstellungen werden nicht bloß abgebildet, sondern die Phantasie wird angeregt, so dass innere Kräfte angesprochen werden und somit während des Schreibens etwas Neues entsteht.

Irritation: Es wird bewusst mit Hindernissen gearbeitet. Dem Schüler werden scheinbar nicht zusammenpassende Ideen angeboten, die ungewohnte oder widersprüchliche Erfahrungen erzeugen. Dies bewirkt, dass er gewohnte Denk- und Vorstellungsmuster durchbricht und offen ist für Neues.

Methodische Vielfalt
– Schreiben zu künstlerischen Ausdrucksformen (Bild, Musik, literarische Texte…)
– Schreiben nach sinnlichen Wahrnehmungen (Gerüche, Geräusche, haptische Reize …
– Assoziatives Schreiben (Cluster, Reizwörter …
– Schreiben zu einem oder mehreren Gegenständen
– Schreiben nach einer Meditation, Phantasiereise
– Schreibspiele in der Gruppe

Literatur:

Fritzsche, Joachim- Zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Band 2: Schriftliches Arbeiten.
Stuttgart: Klett 1994.

Fritzsche, Joachim: Schreibwerkstatt. Geschichten und Gedichte: Schreibaufgaben, -übungen, -spiele.
Stuttgart: Klett 1989.