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Brauchen wir magischen Schutz?

Die Möglichkeiten, sich magisch zu schützen, sind beinahe unbegrenzt.
Trotzdem empfiehlt sich ein sparsamer Umgang, da jeder Mensch das Bestreben hat, unangenehmen Situationen auszuweichen. Dieses Bestreben als Vermeidungsverhalten zu verstärken und zu unterstützen, ist nicht Sinn und Zweck magischen Schutzes. Außerdem – es hat immer Konsequenzen, wenn man sich lange Zeit einer Kraft gegenüber verschließt.

Möglicherweise findet man Erleichterung durch das Ausgrenzen angsterzeugender Energien und Situationen. Anfangs ist auch das daraus resultierende Ungleichgewicht sicher nicht zu bemerken. Später fällt einem dann jedoch unvermutet alles auf den Kopf,- was allerdings nicht mit der in esoterischen Kreisen üblichen Meinung, die »böse, schwarze Magie« falle stets auf ihren Verursacher zurück, konform geht. Es gilt vielmehr: »To ignore a god, is to invoke a demon« (Einen Gott zu ignorieren, heißt einen Dämon zu erschaffen.) Es ist kein Problem, sich für einen festgelegten Zeitraum einem Spezialgebiet zu verschreiben oder ein extremes Ritual durchzuführen, doch insgesamt sollte der Magier darauf bedacht sein, aus seinem Hara (seiner inneren Mitte) heraus zu agieren und diesen Zustand durch eine gewisse Ausgeglichenheit der magischen Arbeiten zu unterstützen – das ist der einzige »gesunde« Dauerschutz.

Die Bedeutung der Schutzrituale ist mehrfacher Art. Der Magier oder Schamane benutzt diese Rituale um sich während der Arbeit vor äußeren Einflüssen oder vor Fremdbeeinflussung und magischen Angriffen zu schützen. Gleichzeitig, und das ist mindestens genauso wichtig, setzt er ein äußeres Zeichen für den Eintritt in einen veränderten Bewußtseinszustand bzw. für den Wiedereintritt in das »Alltagsbewußtsein«. Die oftmals zitierten Gefahren magischer Aktivitäten liegen meines Erachtens zu einem Gutteil an der Tatsache, daß Praktizierende nicht rechtzeitig erlernen, ihr »magisches« von ihrem »Alltagsbewußtsein« abzugrenzen. Wenn ich Pan rufe, aber nach dem Ritual nicht banne, darf ich mich nicht wundern, wenn er mich tänzelnd begleitet und (vielleicht auch auf meine Kosten) tierisch viel Spaß haben will. Darum überlege man besser mehrmals, ob man zum Beispiel die Bannung am Schluß einer Übung oder eines Rituals durch »bannendes Lachen« ersetzt, oder überhaupt ausfallen läßt.

Während Schutzmagie immer als »gut, positiv, lebensbejahend« gesehen wird, wird oft übersehen, daß Verteidigung immer Teil der Disziplin des Krieges war. Ebenso wenig wie es eine rein auf Verteidigung ausgerichtete Kriegskunst geben kann, kann es keine Schutzmagie geben, die ihre Augen vor Schadens- oder Todeszauber verschließt.

Für die tatsächliche Durchführung, gewünschte und unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen, zeichnet ausschließlich der Magier in seiner Eigenverantwortlichkeit.