Redefiguren gezielt einsetzen

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Redefiguren gezielt einsetzen: Stilmittel, die Sprache lebendig machen
Redefiguren, auch rhetorische Stilmittel genannt, sind das Salz in der Suppe unserer Sprache. Ob in Politik, Werbung, Journalismus oder Alltagskommunikation – sie verleihen Aussagen mehr Wirkung, Emotionalität und Überzeugungskraft. In diesem Beitrag stellen wir dir die wichtigsten Redefiguren vor, erklären ihre Wirkung und geben aktuelle Beispiele. So wirst du sie nicht nur erkennen, sondern auch gezielt einsetzen können – etwa in einem überzeugenden Text, einer gelungenen Rede oder einem wirkungsvollen Werbeslogan.

Was sind Redefiguren?

Redefiguren sind sprachliche Gestaltungsmittel, die über den normalen Informationsgehalt hinaus eine bestimmte Wirkung erzielen sollen. Sie dienen dazu, Aussagen zu verstärken, abzuschwächen, zu emotionalisieren oder zu strukturieren. Besonders häufig kommen sie in der Rhetorik, Literatur und Werbung zum Einsatz. Viele Redefiguren begegnen uns täglich, oft unbewusst – zum Beispiel in Nachrichten, Social-Media-Posts oder politischen Reden.


Beispiele für Redefiguren gezielt einsetzen mit Erklärung und aktuellen Beispielen

1. Euphemismus – Beschönigung

Ein Euphemismus verharmlost etwas Negatives oder Unangenehmes.

  • Beispiel: „In Tschernobyl hat sich ein Vorfall ereignet.“
    → Statt „Atomkatastrophe“ spricht man verharmlosend von einem „Vorfall“.
  • Aktuelles Beispiel: „Personalanpassungen“ statt „Entlassungen“ in Unternehmen.

2. Antithese – Gegensatz

Hierbei werden gegensätzliche Gedanken oder Begriffe gegenübergestellt.

  • Beispiel: „Es stimmt, dass dieses Gerät teuer ist. Aber ich empfehle es Ihnen, weil es die dreifache Lebensdauer hat.“
  • Werbeslogan: „Nicht alles, was glänzt, ist Gold – aber alles, was hält, ist Qualität.“

3. Ironie – Das Gegenteil sagen

Ironie bedeutet, das Gegenteil dessen zu sagen, was man meint.

  • Beispiel: „Geld, nein, das würde ich nicht aufheben, wenn ich es auf der Straße finde.“
  • Aktueller Kontext: „Na super, wieder Montag.“ (meint: Ich hasse Montage.)

4. Kausalkette – Ursache-Wirkung-Kette

Die Kette zeigt eine logische Abfolge von Ursachen und Folgen.

  • Beispiel: „Schlechtes Sitzen führt zu falschen Möbeln, die wiederum die Wirbelsäule schädigen, was Schmerzen verursacht.“
  • Alltag: „Schlechte Ernährung → Übergewicht → Gelenkprobleme → Bewegungseinschränkung.“

5. Paradoxon – Scheinwiderspruch

Ein scheinbar widersprüchlicher Satz, der jedoch eine tiefere Wahrheit enthält.

  • Beispiel: „Wer langsam fährt, kommt schnell ans Ziel.“
  • Aktueller Bezug: „Weniger ist mehr“ – z. B. bei minimalistischer Werbung oder Designtrends.

6. Sarkasmus – Beißender Spott

Sarkasmus ist oft verletzend und verwendet Ironie mit spöttischer Absicht.

  • Beispiel: „Sie wissen nicht, wo das Krankenhaus ist? Sie sind mir ein Taxifahrer!“
  • Alltag: „Toll gemacht, wirklich sehr professionell …“ (wenn jemand gerade Mist gebaut hat)

7. Sprichwörter – Volksweisheiten

Sie verdichten Erfahrungen und Lebensweisheiten in knapper Form.

  • Beispiel: „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“
  • Modernisiert: „Was online steht, bleibt online.“

8. Klimax – Steigerung

Hierbei wird eine Aussage in mehreren Stufen intensiviert.

  • Beispiel: „Unsere Pralinen sind nicht einfach gut – sie sind besser, sie sind die besten.“
  • Politik: „Wir kämpfen nicht nur für Gerechtigkeit. Wir kämpfen für Freiheit. Wir kämpfen für die Zukunft.“

9. Paraphrase – Umschreibung

Eine Aussage wird umschrieben oder verdeutlicht.

  • Beispiel: „Der Nord-Süd-Dialog könnte besser sein.“
  • Erweitert: „Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten weist noch große Defizite auf.“

10. Untertreibung

Hier wird eine Sache bewusst abgeschwächt dargestellt.

  • Beispiel: „Auf der Bergspitze war es nicht so kalt – nur minus zwei Grad.“
  • Witzig: „Ein bisschen Chaos im Büro“ (wenn alles im völligen Durcheinander liegt).

11. Hyperbel – Übertreibung

Gegenteil der Untertreibung: starke Überzeichnung.

  • Beispiel: „Ein feineres Essen werden Sie im Leben nicht mehr bekommen.“
  • Werbung: „Das schnellste Netz der Welt.“ (für Internetanbieter)

12. Vergleich

Ein Sachverhalt wird durch einen anderen, ähnlichen veranschaulicht.

  • Beispiel: „Der Staat ist wie ein Haushalt – man kann nicht mehr ausgeben, als man hat.“
  • Alltag: „Seine Stimme klingt wie eine kaputte Geige.“

13. Personifikation – Vermenschlichung

Gegenständen oder abstrakten Dingen werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben.

  • Beispiel: „Loben Sie doch Ihren Computer, wenn er gut gearbeitet hat.“
  • Medien: „Der Frühling klopft an die Tür.“

14. Prokatalepsis – Einwand vorwegnehmen

Ein erwarteter Einwand wird direkt angesprochen und entkräftet.

  • Beispiel: „Sie denken jetzt vielleicht, das sei unmöglich. Aber Projekt XY hat genau das geschafft – in nur sechs Monaten.“
  • Reden: Häufig in politischen Debatten oder Präsentationen.

15. Diäresis – Aufzählende Erklärung

Ein Begriff wird durch mehrere Eigenschaften konkretisiert.

  • Beispiel: „Ein typischer Pfarrer – seriös, geradlinig, ethisch denkend, sozial.“
  • Marketing: „Unsere Produkte – nachhaltig, regional, fair produziert.“

16. Wortspiel

Spiel mit ähnlichen oder doppeldeutigen Wörtern.

  • Beispiel: „Lieber Konsens als Nonsens.“
  • Werbung: „Hier sparen Sie bares Geld – und bares Geld spart Nerven.“

17. Verzögerung

Ein Gedanke wird hinausgezögert, um Spannung zu erzeugen.

  • Beispiel: „Sie fragen sich sicher, warum ich dieses Thema bisher nicht angesprochen habe …“
  • Storytelling: Beliebt in Reden und Einleitungen von Texten.

18. Zitat

Ein bekannter Ausspruch verstärkt die eigene Aussage.

  • Beispiel: „Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie.“ – Wilhelm Busch
  • Tipps: Zitate von Philosophen, Autoren, Politikern wirken oft besonders überzeugend.

Redefiguren gezielt einsetzen

Redefiguren sind kraftvolle Werkzeuge der Sprache. Sie schaffen Aufmerksamkeit, wecken Emotionen und steigern die Verständlichkeit komplexer Themen. In Reden, Texten, Werbung und Gesprächen helfen sie, den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen oder das Publikum zu überzeugen.

Unser Tipp zum Redefiguren gezielt einsetzen: Beobachte bewusst, wie Redefiguren in den Medien oder in der Werbung verwendet werden – und experimentiere selbst mit ihnen. Denn: Wer rhetorisch glänzt, überzeugt nicht nur mit Inhalt, sondern auch mit Stil.