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Chancen, Vorteile und Gefahren für Unternehmen mit Low-Code und No-Code:

In den letzten Jahren haben sich Low-Code- und No-Code-Plattformen zu einem der zentralen Trends in der digitalen Transformation entwickelt. Immer mehr Unternehmen setzen auf diese Technologien, um Geschäftsprozesse zu automatisieren, Applikationen schneller zu entwickeln und die Abhängigkeit von klassischen IT-Abteilungen zu verringern. Doch so vielversprechend die Vorteile klingen, so wichtig ist es auch, die möglichen Risiken und Gefahren zu verstehen.

Im Folgenden werfen wir einen umfassenden Blick auf Low-Code und No-Code, erklären die Unterschiede, die Vorteile, die Anwendungsbereiche und die potenziellen Fallstricke, die Unternehmen beachten sollten.


Was sind Low-Code und No-Code?

  • Low-Code-Plattformen ermöglichen die Entwicklung von Softwareanwendungen mit minimalem Programmieraufwand. Sie bieten eine visuelle Entwicklungsumgebung, vorgefertigte Module und Schnittstellen, sodass Entwickler schneller Applikationen erstellen können. Ein gewisses Maß an Programmierkenntnissen ist dennoch oft notwendig, um komplexere Funktionen oder Integrationen umzusetzen.
  • No-Code-Plattformen gehen einen Schritt weiter: Sie sind für Anwender konzipiert, die keinerlei Programmierkenntnisse haben. Über Drag-and-Drop-Oberflächen lassen sich Workflows, Apps oder automatisierte Prozesse erstellen – ohne eine einzige Zeile Code zu schreiben.

Beide Ansätze verkürzen den Entwicklungszyklus erheblich und machen Softwareentwicklung für eine breitere Zielgruppe zugänglich.


Vorteile von Low-Code- und No-Code-Plattformen

1. Schnelle Entwicklung und Markteinführung

Die größte Stärke liegt in der Time-to-Market. Mit visuellen Tools und vorgefertigten Bausteinen lassen sich Anwendungen in wenigen Tagen oder Wochen entwickeln, anstatt Monate auf klassische Programmierung zu warten. Für Unternehmen bedeutet das: schneller reagieren, Innovationen testen und Wettbewerbsvorteile sichern.

2. Demokratisierung der Softwareentwicklung

No-Code- und Low-Code-Tools ermöglichen es auch Fachabteilungen, eigene Lösungen zu entwickeln. Marketing, Vertrieb oder Personalwesen können eigenständig Apps und Automatisierungen erstellen, ohne ständig auf die überlastete IT-Abteilung angewiesen zu sein. Dadurch werden Mitarbeiter zu sogenannten Citizen Developern.

3. Kostenersparnis

Da weniger Entwicklungszeit und oft auch weniger spezialisierte Entwickler nötig sind, können Unternehmen signifikant Kosten sparen. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich hier die Möglichkeit, digitale Projekte umzusetzen, die sonst nicht finanzierbar wären.

4. Flexibilität und Skalierbarkeit

Viele Plattformen bieten Cloud-Integration, API-Schnittstellen und eine modulare Architektur. Damit lassen sich Anwendungen flexibel anpassen, erweitern und skalieren, wenn das Unternehmen wächst oder sich Anforderungen ändern.

5. Integration mit bestehenden Systemen

Moderne Plattformen verfügen über Konnektoren zu gängigen Tools wie Salesforce, SAP, Microsoft 365 oder Datenbanken. So können Unternehmen bestehende Systeme effizient verknüpfen und Workflows automatisieren.


Gefahren und Risiken von Low-Code und No-Code

Trotz aller Vorteile sollten Unternehmen die Risiken nicht unterschätzen.

1. Schatten-IT und Kontrollverlust

Ein wesentliches Risiko ist die Entstehung von Schatten-IT. Wenn Mitarbeiter ohne zentrale Koordination Applikationen entwickeln, entstehen Insellösungen, die schwer zu kontrollieren und zu verwalten sind. Dies kann zu Sicherheitslücken und Compliance-Problemen führen.

2. Begrenzte Individualisierung

So flexibel die Plattformen sind, stoßen sie doch irgendwann an Grenzen. Komplexe, individuelle Geschäftsprozesse lassen sich oft nur mit zusätzlicher Programmierung oder gar nicht abbilden. Unternehmen laufen Gefahr, in funktionalen Sackgassen zu enden.

3. Abhängigkeit vom Anbieter (Vendor Lock-in)

Viele Low-Code- und No-Code-Plattformen sind proprietär. Das bedeutet, dass Unternehmen stark an den jeweiligen Anbieter gebunden sind. Ein Wechsel kann teuer und technisch aufwendig sein, insbesondere wenn eigene Anwendungen tief in die Plattform integriert sind.

4. Sicherheits- und Datenschutzrisiken

Gerade wenn sensible Kundendaten verarbeitet werden, müssen Datenschutzgesetze wie die DSGVO strikt eingehalten werden. Nicht jede Plattform erfüllt die erforderlichen Sicherheitsstandards. Fehlkonfigurationen durch unerfahrene Anwender können zusätzliche Risiken schaffen.

5. Mangel an Governance

Ohne klare Richtlinien besteht die Gefahr, dass Anwendungen unstrukturiert entwickelt werden. Das erschwert Wartung, Weiterentwicklung und Support. Fehlende Governance kann langfristig die IT-Landschaft verkomplizieren, anstatt sie zu vereinfachen.


Typische Einsatzgebiete

  • Prozessautomatisierung: Automatisierte Workflows für HR, Buchhaltung oder Customer Support.
  • Prototyping: Schnelles Erstellen von Prototypen, um Ideen zu testen.
  • Kundenspezifische Anwendungen: Mobile Apps oder interne Tools für bestimmte Geschäftsbereiche.
  • Integration: Verknüpfung verschiedener Systeme, um Datenflüsse zu optimieren.

Best Practices für den Einsatz

  1. Governance etablieren: Unternehmen sollten klare Regeln und Verantwortlichkeiten definieren, um Schatten-IT zu vermeiden.
  2. Pilotprojekte starten: Kleine Projekte eignen sich, um Plattformen zu testen und Erfahrungen zu sammeln.
  3. IT einbinden: Auch wenn Citizen Developer eine wichtige Rolle spielen, sollte die IT-Abteilung involviert bleiben, um Sicherheit, Architektur und Skalierbarkeit zu gewährleisten.
  4. Schulungen anbieten: Mitarbeiter benötigen Schulungen, um die Plattformen effizient und sicher nutzen zu können.
  5. Langfristige Strategie entwickeln: Low-Code/No-Code sollte Teil einer ganzheitlichen Digitalstrategie sein und nicht als isolierte Lösung betrachtet werden.

Zukunftsausblick

Die Nachfrage nach Low-Code- und No-Code-Plattformen wird in den kommenden Jahren stark wachsen. Analysten prognostizieren, dass ein erheblicher Teil der neuen Geschäftsanwendungen bis 2030 über solche Plattformen entwickelt wird. Parallel dazu werden sich Hybride Ansätze durchsetzen, bei denen Low-Code-Elemente mit klassischer Programmierung kombiniert werden.

Unternehmen, die frühzeitig auf diesen Trend setzen, können ihre digitale Transformation beschleunigen – vorausgesetzt, sie gehen bewusst mit den Risiken um.


Low-Code und No-Code sind mehr als nur ein Hype: Sie sind ein zentraler Baustein der digitalen Transformation. Die Vorteile reichen von schneller Entwicklung über Kostenersparnis bis hin zur Demokratisierung der Softwareentwicklung. Gleichzeitig bergen diese Technologien Gefahren wie Schatten-IT, Sicherheitsrisiken oder Abhängigkeiten vom Anbieter.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer ausgewogenen Strategie: Governance, Einbindung der IT-Abteilung und gezielte Schulungen sind notwendig, um die Vorteile zu nutzen und die Risiken zu minimieren. Wer diesen Weg geht, wird in Zukunft flexibler, effizienter und innovativer agieren können.


Meta-Beschreibung:
Low-Code- und No-Code-Plattformen revolutionieren die Softwareentwicklung. Erfahren Sie die wichtigsten Vorteile, Einsatzmöglichkeiten und Gefahren – von schneller Markteinführung bis hin zu Sicherheitsrisiken und Vendor Lock-in.