Künstliche Intelligenz in der Bildung

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Künstliche Intelligenz in der Bildung: Wie LLMs wie ChatGPT das Lernen verändern – und was es kostet!


KI als Lernhilfe – Fluch oder Segen?

Mit dem Siegeszug von KI-Systemen wie ChatGPT durch OpenAI ist der Einsatz sogenannter Large Language Models (LLMs) aus dem Alltag von Schülern, Studierenden und Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Doch so praktisch diese Werkzeuge erscheinen – sie sind nicht ohne Nebenwirkungen. Eine aktuelle Studie untersucht nun, welchen kognitiven Preis das Schreiben mit LLMs tatsächlich haben kann – und wie sich das auf Lernprozesse auswirkt.


Künstliche Intelligenz in der Bildung
Aufbau der Studie: Drei Gruppen, vier Sitzungen

Für die Untersuchung wurden 54 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt:

  • LLM-Gruppe: schrieb Aufsätze mit Unterstützung eines KI-Modells (ChatGPT)
  • Suchmaschinen-Gruppe: nutzte klassische Online-Recherchetools
  • Brain-only-Gruppe: arbeitete komplett ohne digitale Hilfsmittel

In drei Sitzungen blieb die Gruppenzugehörigkeit konstant. In einer vierten Sitzung wurden die Rollen vertauscht: Die LLM-Nutzer arbeiteten ohne KI („LLM-to-Brain“), die „Brain-only“-Gruppe durfte erstmals ChatGPT verwenden („Brain-to-LLM“).

Zur Analyse wurden EEG-Daten (Hirnströme) erhoben, die Texte per NLP ausgewertet und die Teilnehmenden anschließend befragt. Zusätzlich erfolgte eine Bewertung der Essays – durch Lehrkräfte und ein speziell entwickeltes KI-Jurysystem.


Die Ergebnisse: Schwächere Hirnaktivität, geringeres Erinnerungsvermögen

Die Ergebnisse sind eindeutig – und alarmierend:

  • Neuronale Konnektivität: Die kognitive Aktivierung nahm mit wachsender externer Hilfe ab. Die Brain-only-Gruppe zeigte die stärksten, weitreichendsten neuronalen Netzwerke. Die Suchmaschinen-Gruppe lag dazwischen. Die LLM-Gruppe wies die geringste Aktivierung auf.
  • Sitzung 4 („LLM-to-Brain“): Ehemalige KI-Nutzer taten sich schwer, ohne Hilfe zu schreiben – ihre Gehirnaktivität war signifikant geringer, insbesondere in den für Aufmerksamkeit und Gedächtnis zuständigen Alpha- und Beta-Netzwerken.
  • Gedächtnisleistung: Teilnehmer aus der LLM-Gruppe konnten sich schlechter an Inhalte ihrer eigenen Texte erinnern – teilweise schon wenige Minuten nach der Abgabe.
  • Subjektives „Ownership“: Die emotionale Verbundenheit zum selbstgeschriebenen Text war in der LLM-Gruppe am niedrigsten. Die „Brain-only“-Gruppe fühlte sich deutlich stärker mit ihren Texten verbunden.

Was bedeutet das für die künstliche Intelligenz in der Bildung?

Die Studie zeigt: Die Nutzung von LLMs kann die Lernleistung messbar beeinträchtigen. Trotz kurzfristiger Effizienzgewinne verschlechterten sich die Resultate langfristig – auf linguistischer, kognitiver und inhaltlicher Ebene. Wer regelmäßig auf ChatGPT setzt, riskiert eine Abschwächung seiner kognitiven Strategien.

Ein zentrales Ergebnis: LLMs wie ChatGPT scheinen das Gehirn entlasten, aber nicht fördern – zumindest beim Essay-Schreiben. Die potenzielle Folge: geringere Selbstständigkeit beim Denken und Formulieren.


Einschränkungen und Ausblick

Wie jede Studie hat auch diese ihre Grenzen:

  1. Teilnehmerkreis: Die Teilnehmer stammten aus einer geografisch begrenzten Region (mehrere Hochschulen in räumlicher Nähe). Zukünftige Studien sollten diversere Gruppen einbeziehen.
  2. Modellwahl: Es wurde ausschließlich ChatGPT untersucht. Andere LLMs oder multimodale Systeme (z. B. Audio) könnten zu abweichenden Ergebnissen führen.
  3. Aufgabenstruktur: Die Schreibaufgabe wurde nicht in Teilschritte (z. B. Ideensammlung, Formulierung) zerlegt – eine Aufteilung könnte differenziertere Ergebnisse ermöglichen.
  4. EEG-Limitierungen: Die räumliche Auflösung von EEG schränkt tiefere Analysen ein. Künftige Studien sollten fMRT einsetzen.
  5. Kontext: Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf das Schreiben von Essays im Bildungskontext – eine Übertragbarkeit auf andere Tätigkeiten ist nicht garantiert.
  6. Langzeitwirkung: Die Studie lief über vier Monate – über Langzeiteffekte auf Kreativität, Schreibflüssigkeit und Gedächtnis lässt sich bisher nur spekulieren.

Fazit: KI – Werkzeug mit Nebenwirkungen

LLMs wie ChatGPT sind zweifellos leistungsstarke Werkzeuge. Doch diese Studie warnt eindrücklich vor einem zu unkritischen Umgang im Bildungsbereich. Wenn KI die kognitive Arbeit übernimmt, verliert der Mensch die Fähigkeit, sie zu leisten.

Wichtig ist daher ein bewusster Einsatz – mit dem Ziel, LLMs als Unterstützung zu nutzen, nicht als Krücke.


Künstliche Intelligenz in der Bildung:

Der zugrundeliegende Forschungsbericht wurde im Juni 2025 auf arXiv veröffentlicht und ist bislang nicht peer-reviewed. Die hier dargestellten Erkenntnisse sind daher als vorläufig zu betrachten.

>>> KI als Persönlicher Lern-Coach

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