Wie unvollendete Aufgaben uns im Job beeinflussen und wie wir das nutzen können
Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihnen mitten in der Nacht eine unvollendete Aufgabe in den Sinn kommt? Oder warum Sie sich besser an den Cliffhanger der letzten Folge Ihrer Lieblingsserie erinnern als an das, was Sie gestern zu Mittag gegessen haben? Dahinter steckt ein psychologisches Phänomen, das als Zeigarnik-Effekt bekannt ist.
Was ist der Zeigarnik-Effekt?
Der Zeigarnik-Effekt, benannt nach der russischen Psychologin Bljuma Zeigarnik, beschreibt die Tendenz des menschlichen Geistes, sich besser an unvollendete oder unterbrochene Aufgaben zu erinnern als an abgeschlossene. Zeigarnik entdeckte diesen Effekt in einem Café, wo sie beobachtete, dass sich Kellner mühelos Bestellungen merkten, solange sie noch nicht serviert waren. Sobald die Bestellung jedoch am Tisch war, schien die Erinnerung daran zu verblassen.
In einem Experiment ließ Zeigarnik Teilnehmer verschiedene Aufgaben ausführen, wobei einige unterbrochen wurden, bevor sie abgeschlossen werden konnten. Das Ergebnis war eindeutig: Die Teilnehmer konnten sich signifikant besser an die unterbrochenen Aufgaben erinnern.
Warum funktioniert der Zeigarnik-Effekt?
Die Erklärung liegt in der Spannung, die durch eine unvollendete Aufgabe entsteht. Jede begonnene Aufgabe erzeugt ein Spannungsfeld, das sich erst auflöst, wenn die Aufgabe abgeschlossen ist. Bleibt die Aufgabe unvollendet, bleibt auch die Spannung bestehen, was dazu führt, dass wir uns besser daran erinnern. Unser Gedächtnis greift leichter auf Inhalte zurück, die noch „unter Spannung“ stehen.
Kritik am Zeigarnik-Effekt
Obwohl der Zeigarnik-Effekt weit verbreitet ist, ist er in der psychologischen Forschung umstritten. Einige Studien konnten den Effekt nicht replizieren, und in einigen Fällen zeigten sich sogar gegenteilige Ergebnisse. Dennoch gibt es viele Hinweise darauf, dass der Zeigarnik-Effekt in bestimmten Situationen relevant sein kann.
Beispiele für den Zeigarnik-Effekt im Alltag
- Filme und Serien: Cliffhanger am Ende einer Folge oder Staffel sind ein Paradebeispiel für den Zeigarnik-Effekt. Sie erzeugen Spannung und sorgen dafür, dass wir unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht.
- Zwischenmenschliche Beziehungen: Un gelöste Konflikte in Beziehungen können ebenfalls auf den Zeigarnik-Effekt zurückzuführen sein. Die anhaltende Spannung führt dazu, dass wir uns immer wieder an den Streit erinnern und das Verhältnis belasten.
- Multitasking: Wer mehrere Aufgaben gleichzeitig beginnt, aber keine zu Ende bringt, wird feststellen, dass die unvollendeten Aufgaben im Hinterkopf herumschwirren und die Konzentration auf neue Aufgaben erschweren.
Wie Sie den Zeigarnik-Effekt im Berufsleben nutzen können
Trotz der Kritik kann der Zeigarnik-Effekt ein nützliches Werkzeug sein, um Ihre Arbeitsweise zu optimieren und bessere Ergebnisse zu erzielen:
- Unterbrechen Sie Aufgaben bewusst: Wenn Sie eine Pause machen müssen, unterbrechen Sie die Aufgabe idealerweise mitten in einem Arbeitsschritt. So bleiben Sie gedanklich involviert und können nach der Pause leichter wieder einsteigen.
- Bauen Sie Spannung auf: Nutzen Sie den Zeigarnik-Effekt bei Präsentationen oder Meetings, indem Sie zu Beginn eine Frage stellen, deren Antwort Sie erst später im Verlauf geben. Dies hält das Interesse Ihrer Zuhörer wach.
- Vermeiden Sie Multitasking: Konzentrieren Sie sich stattdessen auf eine Aufgabe nach der anderen und schließen Sie diese ab, bevor Sie mit der nächsten beginnen. Dies reduziert die mentale Belastung und führt zu besseren Ergebnissen.
Indem Sie den Zeigarnik-Effekt verstehen und bewusst einsetzen, können Sie Ihre Produktivität steigern, Ihre Konzentration verbessern und Ihre Ziele effektiver erreichen.