Wie du souverän und strategisch richtig antwortest! Das Thema Gehalt ist einer der sensibelsten Punkte in jedem Bewerbungsprozess. Viele Bewerber geraten ins Schwitzen, wenn die Frage nach ihren Gehaltsvorstellungen gestellt wird. Doch wer gut vorbereitet ist, kann diese Frage nicht nur selbstbewusst beantworten, sondern sie sogar als Chance nutzen, um Kompetenz, Verhandlungsgeschick und Professionalität zu zeigen. In diesem Artikel erfährst du, wie du auf die Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch richtig reagierst, welche Strategien für unterschiedliche Situationen gelten und warum Gehalt immer im Kontext des gesamten Vergütungspakets betrachtet werden sollte.
1. Warum Gehaltstransparenz in Stellenausschreibungen so wichtig ist
In immer mehr Ländern und Branchen wird über Gehaltstransparenz gesprochen – und das aus gutem Grund. Wenn Unternehmen in ihren Stellenanzeigen eine Gehaltsspanne angeben, profitieren beide Seiten:
- Bewerber können besser einschätzen, ob sich eine Bewerbung lohnt.
- Arbeitgeber sparen Zeit, weil unrealistische Gehaltsvorstellungen frühzeitig ausgeschlossen werden.
Ist eine Gehaltsspanne angegeben, kannst du davon ausgehen, dass du als Kandidat den oberen Bereich im Blick hast, während der Arbeitgeber sich eher am unteren Ende orientiert. Das ist ein klassischer Ausgangspunkt jeder Verhandlung – und bedeutet, dass du deinen Wert klar kennen und argumentieren musst.
Fehlt hingegen eine Gehaltsangabe, fliegst du blind. In diesem Fall ist Recherche entscheidend. Plattformen wie Glassdoor, Kununu oder StepStone Gehaltsreport bieten hilfreiche Orientierung, um den Marktwert deiner Position realistisch einzuschätzen.
2. Wann du über Gehalt sprechen solltest – und wann nicht
Ein häufiger Fehler vieler Bewerber ist, die Gehaltsfrage selbst zu früh anzusprechen. Grundregel:
Lass immer den Arbeitgeber das Thema Gehalt zuerst aufbringen.
Wenn du das Thema initiierst, kann es wirken, als ginge es dir vorrangig ums Geld – und nicht um die Aufgabe selbst. In der Regel wird die Gehaltsfrage gegen Ende des ersten Gesprächs gestellt, sobald der Arbeitgeber grundsätzliches Interesse signalisiert.
Wenn der Recruiter oder Interviewer die Frage stellt, antworte direkt und selbstbewusst, ohne auszuweichen. Nichts wirkt unsicherer als vage Aussagen à la „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“ oder „Das kommt auf viele Faktoren an“.
3. Strategien für unterschiedliche Ausgangssituationen
a) Du bist derzeit angestellt
Wenn du aktuell beschäftigt bist, bist du in einer starken Verhandlungsposition. Du kannst dein aktuelles Gehalt als Referenzpunkt nehmen und darauf aufbauen. Eine mögliche Antwort lautet:
„Ich verdiene derzeit X Euro jährlich. Für einen Wechsel und die zusätzlichen Verantwortlichkeiten, die diese Position mit sich bringt, stelle ich mir eine Steigerung von etwa Y Prozent vor. Dabei berücksichtige ich auch längere Wegezeiten sowie die angebotenen Zusatzleistungen.“
Dann gilt: Schweigen.
Im Vertrieb sagt man: Wer zuerst wieder spricht, verliert. In Verhandlungen entsteht nach deiner Aussage bewusst Stille – nutze sie zu deinem Vorteil.
b) Du bist kürzlich arbeitslos geworden
In diesem Fall kannst du dich ähnlich wie ein Beschäftigter positionieren. Erkläre sachlich, was du zuletzt verdient hast, und ergänze, dass du je nach Aufgaben und Benefits offen für Anpassungen bist. Wichtig ist, dass du den Eindruck vermeidest, du würdest um jeden Preis unterschreiben.
Ein Beispiel:
„In meiner letzten Position lag mein Gehalt bei X Euro. Je nach Verantwortung und Zusatzleistungen wäre eine ähnliche Vergütung angemessen. Ich lege allerdings großen Wert auf die gesamte Benefit-Struktur, da diese einen wichtigen Teil des Gesamtpakets darstellt.“
c) Du bist länger arbeitslos
Wenn du schon eine Weile ohne Anstellung bist, ist deine Verhandlungsposition schwächer. Dennoch solltest du sachlich und strategisch antworten – niemals defensiv.
Ein überzeugender Ansatz:
„Auf Grundlage meines aktuellen Budgets habe ich berechnet, welches Nettogehalt ich benötige. Daraus ergibt sich ein Bruttogehalt von X Euro. Das berücksichtigt bereits die üblichen Abgaben und den Umfang der Benefits, die Sie anbieten.“
Diese Antwort zeigt, dass du deine Finanzen im Griff hast, realistisch kalkulierst und dich intensiv mit der Stelle auseinandergesetzt hast. Gleichzeitig beweist du Verhandlungskompetenz, ohne fordernd zu wirken.
4. Die Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch: Warum Benefits genauso wichtig sind wie das Grundgehalt
Ein häufiger Fehler in Gehaltsverhandlungen ist, nur auf das Grundgehalt zu schauen. Doch das Gesamtpaket – bestehend aus Benefits, Boni, Urlaub, Flexibilität, Weiterbildungsmöglichkeiten und Versicherungsschutz – ist oft entscheidender als die reine Zahl auf dem Gehaltszettel.
Beispiele aus der Praxis zeigen, dass ein niedrigeres Gehalt durch hervorragende Zusatzleistungen mehr als ausgeglichen werden kann:
- Ein Kandidat nahm ein um 20.000 Euro geringeres Gehalt an, weil die Krankenversicherung des neuen Arbeitgebers deutlich bessere Konditionen bot – entscheidend, da er mehrere Kinder mit hohen Medikamentenkosten hatte.
- Eine Juristin wechselte von einer Großkanzlei (500.000 Euro Jahresgehalt) zu einer Inhouse-Position für 150.000 Euro. Der Grund: Lebensqualität. Sie wollte mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen und war bereit, dafür auf Einkommen zu verzichten.
Diese Beispiele zeigen: Gehalt ist nie nur Geld. Es ist Ausdruck von Prioritäten, Werten und Lebenszielen.
5. Psychologie der Gehaltsverhandlung – wie du überzeugst
In Gehaltsverhandlungen spielen Emotionen und Körpersprache eine größere Rolle, als viele glauben. Selbst die besten Argumente wirken nicht, wenn sie unsicher präsentiert werden. Deshalb gilt:
- Selbstbewusst auftreten: Sprich ruhig, klar und ohne zu rechtfertigen.
- Begründungen liefern: Verknüpfe deine Gehaltsforderung immer mit Leistung, Verantwortung oder Marktdaten.
- Verhandlungsbereitschaft zeigen: Erwähne, dass du Benefits und Entwicklungsmöglichkeiten berücksichtigst. Das signalisiert Flexibilität.
- Nie defensiv werden: Wenn dein Gegenüber nachhakt, bleib sachlich. Beispiel: „Ich habe mich intensiv mit vergleichbaren Positionen beschäftigt und halte meine Vorstellung für marktüblich.“
Ein souveräner Auftritt vermittelt, dass du deinen eigenen Wert kennst, aber auch die Perspektive des Arbeitgebers verstehst – die perfekte Balance.
6. Fazit: Gehalt ist Kommunikation – nicht Konfrontation
Die Gehaltsfrage ist kein Machtspiel, sondern ein gegenseitiges Abtasten von Wert und Erwartungen. Wer vorbereitet ist, sachlich bleibt und die eigene Position realistisch einschätzt, kann in jedem Gespräch punkten.
Die Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch: Der Schlüssel liegt in drei Punkten
- Faktenbasierte Vorbereitung – kenne deinen Marktwert.
- Selbstbewusste Kommunikation – formuliere klar und ruhig.
- Ganzheitliches Denken – betrachte das Gesamtpaket aus Gehalt, Benefits und Lebensqualität.
Wer diese Prinzipien verinnerlicht, kann jede Gehaltsverhandlung strategisch führen – egal, ob er sich in einer starken oder schwächeren Position befindet. Letztlich geht es darum, einen fairen Ausgleich zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung zu finden.
