Die Mittel zum Sieg
Das Zuvorkommen:
Sollte meiner Meinung nach auch in zwei Kategorien unterschieden werden, da es sich um unterschiedliche Konzepte handelt, wenn auch das selbe Prinzip angewandt wird.
Strategisch: Es gibt keine Schlacht weil das um es zu kämpfen gilt bereits entschieden ist. Es gibt keine Schlacht mehr um die Festung “Versuchesbloß”, da sie in der vorhergehenden Nacht durch ein Fallschirmkommandoaktion genommen worden ist und es für den nicht mehr Sinn macht, seine Truppen nach dem fait accompli zu riskieren.
Oder rhetorisch: Es gibt keine Preisverhandlungen mit dem Kunden mehr, weil man auf der Produktebene einen Weg gefunden hat, einen solchen Mehrwert zu generieren/Kostenersparnis zu erreichen, dass die Preisdiskussion nicht mehr relevant ist.
Taktisch: Ist das was in der militärischen Literatur auch als “preemptive strike” bezeichnet wird. Ist der Versuch eines entscheidenden Schlages gegen den Gegner bevor die Kriegshandlungen eigentlich begonnen haben. Hierbei ist Timing alles und so dieser Schlag nicht erfolgreich und entscheidend ist, wird meist ein prolongierter Waffengang mit moralischem Nachteil die Folge sein. In der militärischen Geschichtsschreibung sind hier besonders die Römer als Meister dieses Schachzuges hervorzuheben. Nicht zuletzt wohl durch den Einfluss der christlichen Theologie und der damit verbundenen Morallehre ist dieses vorgehen geradezu in Verruf geraten. In der rhetorischen Auseinandersetzung ist damit gemeint, das Gegenüber bereits zu einem Zeitpunkt anzugreifen, wo sich dieses noch gar nicht darüber bewusst ist, dass es sich bereits in einer sprachlichen Kampfsituation befindet. Man überrumpelt das Gegenüber, und setzt alles daran, dass es sich die Schnelligkeit und Entschlossenheit des Angriffs besiegt fühlt und somit sich so verhält.
Dislozieren: Ist die Kunst die jeweilige Stärke des Gegners irrelevant werden zu lassen. In der Strategie der West-Allierten während der Operationen nach D-Day ist dies klar zu Tage getreten. Deutsche Panzerverbände und Panzergrenadierverbände haben sich i.d.R. als überlegen erwiesen, nicht zuletzt auf der durch die Russlandfeldzüge verbesserten und in für sie optimalem Terrain operierenden Tiger- und Panthereinheiten. Durch den bewussten und intensiven Einsatz von Luftstreitkräften dislozierten die West-Allierten diese Verbände funktional.
Dabei werden zwei grundsätzlich Möglichkeiten gegeben sein, ohne Analogien zu weit zu treiben:
Positionales Dislozieren: Man manövriert den Gegner an solch eine Stelle des Argumente-Terrains, da er sich nicht gegen die Stärken der eigenen Argumente bzw. Fragen verwehren kann.
Funktionales Dislozieren: Stellt die Möglichkeit des Ebenenwechsels dar. D.h. wenn man auf z.B. sachliche Fragen mit emotionalen Antworten reagiert od. normativ-moralische Argumente logisch zerpflückt.
Unterbrechen: Ist die Konzentration des Angriffs auf die kritische Verwundbarkeit des Gegners. Es wird also nicht versucht, die schwer befestigten Artilleriestellungen von vorne zu nehmen, sondern das Munitionsdepot für diese zu zerstören. Die Kanonen stehen dann zwar immer noch herum, aber haben maximal noch Dekorwert. In der Rhetorik ist wiederum hier die Logik manchmal auch die nicht so logische emotionale Intelligenz von hohem Wert, die uns helfen zu bestimmen, diese kritische argumentative Verwundbarkeit zu bestimmen. N.B. Das schlagkräftigste Argument (kritische Stärke des Gegners) uns gegenüber ist meist eben nicht gleichzeitig die kritische Verwundbarkeit des Gegners. “The principle of Disruption” will uns also auffordern unsere Stärke mit seiner Schwäche zu messen und die Stärke des Gegners ”unangetastet” zu lassen.