Abfindung als Benefit – Strategischer Vorteil statt letzter Ausweg: Wenn viele an eine Abfindung denken, taucht vor dem inneren Auge oft ein Szenario vom Jobverlust auf – das „letzte Kapitel“ einer Anstellung. Doch die Realität verändert sich: Eine Abfindung kann heute den Beginn eines neuen beruflichen Kapitels markieren. Für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen gleichermaßen bietet sie Chancen – als strategischer Benefit im Recruiting und als motivierender Faktor beim Jobwechsel.
Abfindung im Wandel – von der Notlösung zum Gamechanger
Laut einer aktuellen Umfrage von stellenanzeigen.de hat sich die Sichtweise auf Abfindungen deutlich verschoben:
- 51 % sagen: Eine mögliche Abfindung beschleunigt ihre Entscheidung für einen Jobwechsel.
- 50 % würden sich aktiv zum Wechsel motivieren lassen, wenn eine Abfindung in Aussicht steht.
- 41 % würden das Thema sogar selbst im Vorstellungsgespräch ansprechen.
Diese Zahlen zeigen: Abfindungen sind längst nicht mehr nur ein „Exit-Notfall“. Sie können ein entscheidender Faktor für Karriereentscheidungen sein.
Das Informationsdefizit – ein unterschätztes Risiko
Trotz der positiven Effekte fühlen sich nur 37 % der Befragten gut über gesetzliche Regelungen zu Abfindungen informiert.
Diese Wissenslücke kann für Arbeitgeber:innen teuer werden – etwa durch Missverständnisse oder Fehlanreize – und für Arbeitnehmer:innen zu Verunsicherung führen.
Tipp: Unternehmen sollten klare Informationsmaterialien bereitstellen und das Thema transparent kommunizieren. Für Bewerber:innen ist es ratsam, sich vor einem Wechsel über die rechtlichen Grundlagen und steuerlichen Folgen zu informieren.
Abfindung als Benefit – Chancen für Arbeitgeber:innen
Im War for Talents reicht es längst nicht mehr, nur mit Obstkorb und Homeoffice zu werben. Wer heute Talente gewinnen oder halten will, sollte finanzielle Sicherheit als Teil der Employer Value Proposition verstehen.
Mögliche Strategien:
- Abfindung als Vertragsbestandteil – klar geregelt, mit Bedingungen und Beträgen.
- Leistungsabhängige Abfindungspakete – bei Zielerreichung oder Projektabschluss.
- Abfindung als „Wechselprämie“ – ähnlich einem Signing Bonus, aber mit Ausstiegsoption.
Abfindung klug verhandeln – Tipps für Arbeitnehmer:innen
Wer einen Jobwechsel plant, kann das Thema Abfindung proaktiv in die Verhandlung einbringen.
Dabei wichtig:
- Timing: Im richtigen Moment ansprechen – meist nach der Angebotserstellung.
- Rahmenbedingungen klären: Auszahlung, Steuerlast, eventuelle Sperrzeiten beim Arbeitslosengeld.
- Verhandlungsposition stärken: Branchenvergleich, Marktwert und persönliche Leistung belegen.
Trennungskultur und Fairness
Eine Abfindung ist nicht nur Geld – sie ist ein Signal für Wertschätzung. Unternehmen, die Trennungen fair gestalten, profitieren langfristig von besserem Ruf, positiven Bewertungen auf Plattformen wie Kununu und einer höheren Empfehlungsbereitschaft ehemaliger Mitarbeitender.
Abfindungen sind kein Tabu mehr – sie sind ein strategisches Werkzeug im Recruiting und Personalmanagement.
Wer sie offen, fair und transparent einsetzt, schafft nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern stärkt das Vertrauen zwischen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen. In einer Zeit, in der Talente Auswahl haben, kann das den entscheidenden Unterschied machen.
