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Den ersten Teil des Artikels über unsere Tour mit dem Hausboot nach Berlin finden Sie hier.

IN BERLIN, UM BERLIN, UND UM BERLIN HERUM

Donnerstag 3.6.2004 Sonne! Warm! Um 0846 Uhr holt Norbert unsere Freunde vom S-Bahnhof Heiligensee ab. Bootsführung. Begrüßungssekt und dann geht’s los. Herrliches Wetter. Fast schon zu heiß.

Bei der Spandauer Schleuse 1 Stunde Wartezeit. Beim Anleger Schifferbauerdamm Spandau finden wir ein freies Plätzchen. Bei herrlichem Wetter geht es weiter. Die Havel hinunter, am Wannsee und der Pfaueninsel vorbei. Durch den Jungfernsee. Zwischen Jungfernsee und dem Tiefen See wollen wir bei der berühmten Brücke, über die West- und Ostspione ausgetauscht wurden, anlegen. Das geben wir aber schnell auf. Die vielen Fahrgastschiffe machen solche Wellen, dass unsere geplante Cafepause nicht möglich ist. Daher weiter. Kurz danach finden wir eine Marina an der Steuerbordseite bei der wir anlegen. Die Hafenmeisterin stürzt herbei und will sofort von uns die Liegegebühr für die ganze nächste Nacht, obwohl wir nur eine Cafepause machen wollen. Wir belegen ja einen Platz und es könnten andere kommen, die über Nacht bleiben wollen. Erst nach Zusicherung, dass wir in einer Stunde wieder weg sind, dürfen wir unseren Cafe verzehren. Na ja, manche wollen halt abzocken. Weiter gehts bis zum Jachthafen in Potsdam. Wir legen an und verbringen bei strahlender Sonne einen netten Spätnachmittag bei Sommerspritzer an Bord. Dann bringt uns Norbert mit zwei Fahrten zum Börsianer. Wieder gut gegessen. Und nachher mich zur Basis und die anderen zur S-Bahn. Um 2130 ist bei uns wieder Nachtruhe.

Freitag 4.6.2004 Sonne. Soll aber laut Wetterbericht nicht so bleiben. Wir fahren mit dem Boot Diesel nachtanken. (Die Pumpe hört nicht auf. 139,4 Liter macht € 138.- , und das ist angeblich ein niederer Spritpreis. Die Grünen wollen offensichtlich zu Lande nur mehr Fußgeher oder Radfahrer und zu Wasser Schwimmer). Abfahrt von der Tankstelle nächst der Basis um 1030. Vor der Schleuse Spandau nach Osten die Spree hinauf. Hinauf ist gut. Man merkt nur an den Bojen oder den Schleusen wo es rauf oder runter geht. Alle Gewässer sind eigentlich stehend und eine Strömung nicht zu erkennen. Um 1445 legen wir beim Anleger Friedrichstrasse an. Gerade noch ein Platz frei. Für Bootstouristen hat die Berliner Stadtverwaltung offensichtlich nichts über. Es gibt nur ganz wenige öffentliche Anleger und die nur für 3 oder 4 Boote. Am Kai gibt es zwar schöne Restaurants, Cafehäuser und Konditoreien mit Tischen und Stühlen im Freien. Dort darf und kann aber niemand anlegen. Auch bei den pompösen Neubauten und Uferanlagen im Regierungsviertel ist das unmöglich.

Aber dazu noch später mehr. Kleiner Spaziergang mit Einkäufen. Wir wollen ein paar Freunden schreiben, aber es gibt nirgends Ansichtskarten von Berlin, von der Spree schon gar nicht. Es kühlt etwas ab. Bewölkt, später Regen.

Samstag 5.6.2004 In der Nacht hat es geregnet. Um 0800 Uhr hat es 17°C und es ist trüb. Um 0900 Abfahrt Richtung Müggel-See. Um 1000 hat es nur mehr 15°C. Wir übersiedeln von der Flybridge nach unten. Gerade rechtzeitig, denn es beginnt zu regnen. Gott sei Dank, dass wir mit unseren Freunden so herrliches Wetter hatten. Nach einer halben Stunde ist wieder alles vorbei, wir gehen hinauf und überqueren den Müggelsee. Am kleinen Müggelsee legen wir um 1200 Uhr beim Cafe-Restaurant L+B an. Wir dürfen hier über Nacht liegen bleiben, und das kostet nicht einmal was. Wir essen hier sehr gut und preiswert zu Mittag. ½ Ente mit Kartoffeln und Salat und ich, na was? Matjesfilet nach Hausfrauenart. Mittagschläfchen und am Nachmittag Spaziergang in den Auen und Räuberrummy. Abends kaltes Essen.

Sonntag 6.6.2004 Sonne, warm. Abfahrt Müggelspree (Klein Venedig). Wieder kleinste Parzellen mit 100 m² und darauf ein Häuschen mit 15 m². Manche total verwahrlost, manche liebevoll gepflegt. Norbert war vor der Wende durch eine Einladung der NVA (die wollten im drauffolgenden Jahr in den goldenen Westen eingeladen werden) bereits mit einem Marineboot hier unterwegs und hat das noch in guter Erinnerung. Es hat sich nicht viel geändert. Weiter über den Gosener Kanal, Seddinsee. Spree-Oder Kanal, Krossinsee, Großer Zug, ein Stück nach Niederlehme und zurück, Zeuthenersee bis Karolinenhof an der Dahme. Dort war Norbert in einem Gästehaus der NVA untergebracht. Dies wollten wir finden. Bei einem Steg eines privaten Wassersportvereins legten wir an. Wir mussten jemand älteren fragen. Endlich fanden wir einen Herrn, der, wie sich im Gespräch herausstellte, früher bei der Wasserschutzpolizei war und derartige Delegationen mit seinem Boot begleitet hatte. Er erklärte uns genau wo dieses Gästehaus, das jetzt total verfallen ist, sein sollte. Wir haben es aber trotzdem nicht gefunden. Bei einem Western Restaurant machten wir eine Mittagspause. Weiter bis zur Marina Brise an der Steuerbordseite. Zwar nur für Segelboote ausgelegt aber an der Topseite können wir festmachen. Es ist ziemlich windig, aber ich kann doch bis 1730 in der Sonne an Deck einen Roman lesen.

Mittwoch 7.6.2004 Sonne, aber auch einige Wolken. Abfahrt 0900 Uhr. Wir tuckern dahin. Treptower Spree, Insel der Jugend. Dort war heute Nacht ein Fest und entlang des Ufers liegen noch etliche Alkohol- bzw. Haschleichen. Ein Wasserflugzeug liegt an einem Steg. Wir wollen näher heran. Wassertiefe laut Wasserkarte 2,00 m. Trotzdem leichter Bodenkontakt. Die Wasserkarten sind überhaupt äußerst ungenau und veraltet. Berliner Spree. Zwischen Hausruinen und wilden Gebüschen entdecken wir etliche Male einen 200-300m² großen Fleck, auf dem 10 cm Sand aufgestreut wurde und nun Strandkörbe und Liegestühle stehen, die man mieten kann. Jedoch kein Zugang zum Wasser. Trotzdem stark frequentiert. Caorle am Kanal. Wir wollen nochmals quer durch Berlin. Die Bibliothek und der Berliner Dom sehen vom Wasser her sehr renovierungsbedürftig aus.

Das neue Regierungsviertel, es wird immer noch gebaut, ist gewöhnungsbedürftig. Hier haben sich Architekten austoben dürfen. Gigantomanie, Glasmonster, Betonkolosse zeigen fast überzogene Geltungssucht. Wo waren hier die Grünen?

Ausflugsschiffe sind sich gegenseitig im Weg. Bis zum Landwehrkanal gibt es drei öffentliche Anleger für 3 bis 4 Boote und die sind alle besetzt. Dabei wäre genügend Platz für Anleger, um die Möglichkeit zum Einkaufen oder dem Besuch von Gaststätten oder Konditoreien zu schaffen. Der Wassersport ist hier noch nicht entdeckt. 1300 Uhr: Am Anleger Charlottenburger Ufer finden wir einen freien Platz und gehen spazieren. Auch hier sind die Ansichtskarten gerade ausgegangen. Schräg vis a vis vom Anleger finden wir am Kai eine kleine Imbissbude: Es gibt kleine Köstlichkeiten. E: Vorspeisenteller (diverse Aufstriche, Pfefferoni, Salat und gerollte Weinblätter). N: Bratwurst. Alles sehr gut, sehr freundlicher Budenbesitzer. Und wer ist der Besitzer??? Ein Türke!!!

Dienstag 8.6.2004 Haben heute Nacht schlecht geschlafen. Beleuchtete Fahrgastschiffe und Wasserschutzpolizei haben für heftige Bootsbewegungen gesorgt. Schönes Wetter. Abfahrt 0830. Wir wollen nochmals durch Berlin und zwar durch den Landwehrkanal. Laut Wasserkarten ist die niedrigste Brücke bei MW 3,30m. Unser Boot hat nach den Papieren 3,37m. Wir legen einmal das Toplicht um und sollte es knapp werden, schieben wir, so wie in Südholland, unser Boot langsam händisch durch. Aber es klappt. Bei der Charlottenbrücke kommen wir einwandfrei durch und dann wird alles höher. Oberschleuse und dann wieder die Spree hinunter. Die wunderschöne Oberbaumbrücke ist sehenswert. Bei der Friedrichstrasse ist noch ein Plätzchen zwischen zwei Booten frei. Wird es gelingen? Vor dem Bug und hinter dem Heck waren dann nur 50 cm Platz. Ohne Bugschraube!!! Aber gekonnt ist gekonnt. Nochmals kleiner Spaziergang. Dann geht’s wieder weiter. Berliner Dom, dahinter Stahl- und Glasmonster, kahle Betonflächen. Ich weiß nicht??? Es ist vom Wasser aus doch sehr, sehr pompös und unpersönlich. Steuerbordseitig ein Bahnhof, wie aus einem utopischen Film und weitere Baustellen und Baustellen. Und natürlich keine Anlegemöglichkeit. Spandau. Wir suchen einen Anleger. Erst an der scharfen Lanke gibst die Marina Lanke Berlin. Wir legen um 1600 Uhr an. Liegepreis für eine Nacht (ermäßigt, weil wir weder Strom, noch Wasser, noch WC oder Dusche benötigen) € 15.-. Ein stolzer Preis Man hat uns schon vorher empfohlen dort auf keinen Fall Wasser zu bunkern oder Fäkalien zu beseitigen, weil bei mehreren Vorgängern mehr Wasser verrechnet wurde als in den Tank hineingeht. Bei der Entsorgung hat’s auch nicht ganz gestimmt. Na ja. Wir bleiben trotzdem und verbringen eine ruhige Nacht.

Mittwoch 9.6.2004 Abfahrt 0845. Sonne, aber kräftiger Wind und kühl. Die Havel abwärts. Wir fahren durch die schmale Durchfahrt bei der Pfaueninsel. Jungfernsee, Weißer See, Sacrow-Paretzer-Kanal. Es beginnt zu regnen. Rein ins Boot, Heizung aufdrehen. Starker Regen und Gewitter. Verdammt wenig Sicht. Keine Anlegemöglichkeit. Wir fahren mit halber Kraft und setzen alle Lichter. Norbert schaut nach vorne und ich bin achtern am Ausguck, da nämlich dicke Lastkähne uns trotzdem mit voller Fahrt überholen. Temperatur fällt auf 13°C. Schlänitzsee. Weiter bis Paretz, dann die Potsdamer Havel hinauf. Der Regen hört auf. Bei km 5,5 legen wir um 1200 Uhr am rechten Ufer (Backbordseite) bei den „Gästehäusern Insel Toplitz“ am kleinen Zernsee an. Weit und breit keine Gasthäuser. Lesen muss man können. Es sind nämlich Gästehäuser. Eine Feriensiedlung, in der man die Gästehäuser mieten kann. Daher wird wieder einmal an Bord gekocht. Schlafen und Lesen. Immer wieder Regen, aber das stört uns überhaupt nicht.

Donnerstag 10.6.2004 Sehr ruhige Nacht. Tagwache erst um 0800 Uhr. 19°C aber nebelig und sehr feucht. Abfahrt 1030. Langsam kommt die Sonne. Großer Zernsee, Vorbei an Werder, Schwielowsee, Templinersee. Um 1145 sind wir wieder an der Basis. Es ist warm aber bewölkt. Wir packen schön langsam ein, beladen unser Auto, faulenzen und lesen. Am Abend gibts nochmals zum „Börsianer“.

Freitag 11.6.2004 0800 Uhr unkomplizierte Bootsrückgabe. Abfahrt 0815 bei 19°C. Wir wollen unsere Wahlkarten wegschicken, aber nicht einmal am Hauptbahnhof gibt’s es ein Postamt. Nach langem suchen finden wir eines, aber offen erst um 0930. Frühstück daher erst in einem Autobahnrasthaus. Ankunft in Wöllbattendorf 1345. Bummel in Hof.

Samstag 12.6.2004 18°C, bewölkt. Übernachtung war wieder im Hotel „Grüne Linde“. € 55.- (zuerst wollten sie € 64.-, aber, als wir ihnen gesagt haben, dass wir bei der Hinfahrt nur € 55.- bezahlt haben, war es plötzlich ein Irrtum). Müssen nochmals in Deutschland tanken. (In Potsdam hätte der Liter Diesel € 0.999 gekostet). Hier auch über € 0,90. Weiterfahrt über Weiden nach Passau. Dort herrscht ein Rummel. Viele Autobusse, Fahrgastschiffe. Kein Quartier zu bekommen. Wir fahren Donau abwärts bis nach Freinsberg-Hinding ins Landgut Faberhof. Das Hotel wurde erst vor 3 Wochen neu übernommen und restauriert. Es liegt außerhalb der Ortschaft und nur 4 km von Passau entfernt und ist sehr zu empfehlen. Eintreffen 1300 Uhr. Nettes, sehr ruhiges Zimmer mit Frühstück € 30.-/Person. Fahren nochmals nach Passau. Norbert wollte Parkgebühr bezahlen, aber der Automat nimmt unsere € nicht an. Endlich bemerken wir, dass eine Schrift erscheint. „Sa/So keine Parkgebühr erforderlich“. Auch so etwas gibt es. Vor dem Nachtmahl sitzen wir in der Sonne am Balkon.

Sonntag 13.6.2004 Angenehme Nacht. Abfahrt 0900 Uhr bei 13°C. Ankunft bei Freunden in Neuhofen 1100. Es gibt viel zu plaudern (Computer, Orgel, usw.) und gut zu essen: Abfahrt 1430 bei Regen. Ankunft Wien 1610.

Resümee: Das Boot wirklich sehr bequem, auch ohne Bugschraube sehr leicht zu manövrieren. Basis und das Team von CBL sehr, sehr freundlich und hilfsbereit. Die Havel aufwärts erst ab Havel-Oder-Dreieck von Industrie und Frachtverkehr weniger belastet, aber auch dort wenige Anlege- und Einkaufsmöglichkeiten. Berlin und östlich davon muss man sich ansehen, dann merkt man, dass wir doch etwas anders denken und andere Erwartungen haben. Das Kartenmaterial dieser Gegend ist stark überholt und teilweise unrichtig. Wir kommen immer wieder zu dem Schluss, dass uns persönlich eher Holland, England, Frankreich oder der westdeutsche Raum zusagt. Aber alles in allem war es wieder ein gelungener Urlaub und dank der Hilfe von „Hausboot Böckl“ wunderbar vorzubereiten und zu erleben.