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Den ersten Teil dieses Artikels über unsere Fahrt mit dem Hausboot finden Sie hier.

* Donnerstag 8.Juni 2006: Ruhige Nacht. 0700 Uhr, 16°C, blauer Himmel. Wir haben seit Jahren ein Außen-Thermometer mit, daher die Temperaturangaben. Wir gehen in die Stadt. Rundfahrt mit der Minibahn. Einkäufe (Man darf in Straßburg die Gänseleberpastete nicht versäumen) Einen Kranz Extrawurst, Baguetten und Tortenstücke. Zurück zum Boot. Wasser gebunkert. Abfahrt 1315. Wir fahren beim Europaparlament ein Stück die ILL hinauf.

Dies ist zwar nach den Navigationskarten verboten, es gibt aber kein internationales Wasserverkehrszeichen, welches das Befahren verbietet. Nach kurzer Zeit wissen wir auch warum man dies für Hausbootfahrer, die möglicherweise wenig Erfahrung mitbringen, verboten ist. Die ILL ist an dieser Stelle nämlich relativ schmal und hat eine ziemliche Strömung (Ungefähr 7km/h). Also kehrt und weiter in Richtung Hesse. Mit dem GPS haben wir übrigens die Geschwindigkeit des Bootes gemessen. Mit voller Pulle satte 11 km/h. Lustig ist es nur, wenn uns unsere Freundin dann am Boot ansagt: „In 300 m Kreisverkehr, biegen sie links ab, dritte Ausfahrt.“. Sie hat halt nicht begriffen, dass wir nicht auf der Strasse weiterfahren können. Weiter geht´s bis km 297, dort ist ein gutes Anlegen möglich. 1700 Uhr. Nach wie vor blauer Himmel und sehr warm. In Straßburg haben wir ja einen herrlichen Kranz Extrawurst gekauft. Die Verkäuferin hat sich noch gewundert warum wir ein ganzes Kranzl haben wollten. War für Wurstfleckerl am Abend gedacht. Norbert hat sich als Überbrückungshilfe gleich ein größeres Stück herunter geschnitten. War aber keine Extrawurst, sondern Mettwurst. Wir haben sie abgebraten. Da kam aber viel Fett raus. Mit Nudeln war´s aber gar nicht so übel. Cayenne-Pfeffer hat einiges dazu beigetragen. Aber davon haben wir jetzt eine Weile genug. Hinterher die köstlichen Tortenstücke. Die Hitze und die viele Sonne machen uns müde. Es geht zeitig ins Bett.

* Freitag 9.Juni 2006: Sehr ruhige Nacht. Wunderbar geschlafen. 0730 strahlende Sonne. Keine Wolke am Himmel. Es war wirklich ein hervorragender Liegeplatz. 0930 Abfahrt. Wer hätte das gedacht, dass wir nach dem schlechten Wetter in den vergangenen Wochen mit so raumhaften Tagen verwöhnt werden. Wir bummeln dahin. Bei km 285 machen wir 1 ½ Stunden Pause. Mittagsschläfchen. Es ist sehr heiß. An Saverne 1600 Uhr, 28°C. Schönen Liegeplatz in der Marina gefunden. Stromanschluss zum Handy aufladen und Wasserbunkern. Vorher haben wir noch kräftig geduscht. Um 1930 noch immer 23,4°C.

* Samstag 10. Juni 2006: 0700 bereits 17°C. Sonne, keine Wolke am Himmel. Abfahrt 0900. Wir bummeln dahin. Einige Schleusen geben mit der Automatik nicht frei. Wir sind aber draufgekommen, wie man die Automatik überlisten kann, wenn das obere Schleusentor nicht zugeht. Beim oberen Tor ist eine Lichtschranke. Die muss man 20 Sekunden zuhalten. Nun glaubt die Automatik, dass ein Boot endlich bergseitig in die Schleuse eingefahren ist. Nun die blaue Stange in der Mitte der Schleuse (damit wird im Normalfall die Automatik in Betrieb genommen) anheben. Oberes Tor wird geschlossen der Wasserspiegel abgesenkt und das untere Tor geöffnet. Nun kann man einfahren. Aber nun geht das untere Tor nicht zu. Die Automatik glaubt, dass nur das in der Schleuse befindliche Boot ausgefahren ist. Daher zur unteren Lichtschranke, Hand vorhalten. Jetzt ist die Automatik zufrieden und es geht regulär weiter. Wenn man diese Systematik erkannt hat, braucht man keine telefonische Hilfe mehr in Anspruch nehmen. Es ist zwar bei jeder Schleuse ein Telefon und ein Helfer kommt in ein paar Minuten. Aber selber geht es doch schneller. Ankunft Lutzelbourg 1345. Wir legen oberhalb der Schleuse an und machen einen kurzen Einkaufsbummel. Als wir zurückkommen hat ein Boot mit 8 jungen Leuten vor uns festgemacht, und einen Fernseher am Ufer mit Stromkabel vom Boot und quer gespannter Fernsehantenne aufgebaut. Fußballweltmeisterschaft. Lautstärke Trommelfell zerreisend. Eine Kiste Bier. Das kann ja eine herrliche Nacht werden. Aber siehe da. Nach zwei Stunden fahren sie weg. Es wird ein ruhiger Abend.

* Sonntag 11. Juni 2006:Kühle Nacht. Um 0730 Uhr hat es 11°C. Abfahrt 0910. Das Tal bis zum Schiffshebewerk ist sehr lieblich. Wir fahren mit 4 lustigen Bayern durch die paar Schleusen. Dabei wird viel geplaudert und geblödelt. Die Fahrt durch die beiden Tunnels bringt angenehme Abkühlung, aber der Lichtunterschied nach der grellen Sonne ist doch sehr stark. Eintreffen in Hesse 1330. 32°C. Unser Auto steht unversehrt da. Wir fangen langsam an einzupacken. Allmählich tauchen auch die anderen Boote auf. Da mit dem Heck angelegt werden muss, gelingt das nicht immer ganz einfach. Neben uns versucht es einer einige Male. Nur lautes Schreien verhindert, dass er uns mehrmals fast rammt. Dabei hat er ein Boot mit Bugschraube. Aber unser Ärger verraucht ziemlich schnell als wir erfahren, dass ihm irgendwo Geldbörse mit Geld, Kreditkarten und Fahrzeugpapieren abhanden gekommen sind.

* Montag 12 Juni 2006: Auch die letzte Nacht am Boot war herrlich kühl. Bootrückgabe total unkompliziert. Das Personal der Basis ist wirklich prima. Abfahrt 0900. Zurück fahren wir über Friedrichshafen und Lindau nach Bregenz. Dann die Bregenzerwaldstrasse. Wunderschön zu fahren. Auf den Berggipfeln noch Schnee. Wir suchen ein Quartier in etlichen Hotels: „Haben Sie ein Zimmer für uns?“ – „Selbstverständlich! Für wie lange?“ – „Eine Nacht!“ – „Leider! Für eine Nacht haben wir keines!“ Die werden es auch noch einmal billiger geben. In der Pension Niederblick in Hof/Andersbuch bekommen wir ein schönes Zimmer mit fantastischem Blick in die Berge. Abendessen in einem sehr guten Restaurant.

* Dienstag 13. Juni 2006: Abfahrt nach einem guten Frühstück um 0900 Uhr. Lech, Zürs, St. Christof, St. Anton. Wie hier alles anders aussieht.

Wir kennen das alles nur im Winter. Es wird irrsinnig viel gebaut. Die Orte sind aber wie ausgestorben. Nach Innsbruck. Wir fahren kreuz und quer durch die Stadt und suchen ein Eisgeschäft, finden aber keines. Unsere Freundin (GPS) führt uns wieder elegant auf die Autobahn. Vor Kufstein Mittagspause in einer Raststätte. Weiter geht’s. Kein Stau. Eigentlich wollten wir im Raum Salzburg nochmals übernachten, aber es läuft so herrlich. Wir rollen weiter. Abendessen in Großrahm. Ankunft in Wien 1900 Uhr.

Resümee: Das Wetter hat es ganz besonders gut mit uns gemeint. Die Basiscrew in Hesse unkompliziert, hilfsbereit und freundlich. Das Boot, die Sheba, innen sauber mit überkompletter Ausstattung. Außen sehr überholungsbedürftig. Offensichtlich hat eine vorherige Crew die Leinen über die Reling festmachen wollen und die Reling dabei arg verbogen. Auch Schrammen auf allen Seiten. Technisch aber alles in Ordnung. Die Gegend bis Saverne sehr reizvoll. Die Marina in Straßburg wunderbar, weil man in ein paar Minuten im Zentrum ist. Hesse – Straßburg und retour eine angenehme Wochentour.