Was Gesten wirklich sagen: Die Macht der Gestik im Kommunikationsprozess
Im Berufsleben reicht es nicht, was wir sagen – entscheidend ist oft, wie wir es sagen. Neben Tonfall, Mimik und Haltung spielt dabei besonders die Gestik eine Schlüsselrolle. Sie ist das nonverbale Begleitmedium unserer Sprache, wirkt auf mehreren Ebenen und beeinflusst nicht nur, wie wir wirken, sondern auch, ob unsere Botschaft ankommt – und wie. Dieser Artikel beleuchtet die unterschiedlichen Formen der Gestik, ihre psychologische Wirkung und gibt praktische Hinweise für einen bewussteren Einsatz im Berufsalltag.
Die verschiedenen Arten der Gestik
1. Vorauseilende Gestik
Diese Gestik setzt vor dem eigentlichen Inhalt ein und bereitet das Publikum visuell auf das Kommende vor.
Beispiel: Sie präsentieren ein Projekt zur Effizienzsteigerung. Noch bevor Sie sagen: „…und das bringt uns Schrittweise zu größerem Erfolg!“ heben Sie Ihre Hand stufenweise nach oben und lassen den Blick folgen.
Der Clou: Der Zuhörer „sieht“ die Erfolgskurve bevor Sie sie benennen. Seine Erwartung wird visuell vorbereitet und durch Ihre Worte bestätigt. Das verstärkt die Wirkung Ihrer Aussage enorm.
Tipp: Üben lässt sich diese Technik besonders gut beim Geschichtenerzählen mit Kindern. Sie sind ehrlich und zeigen unmittelbar, ob Ihre Gesten lebendig, stimmig oder „langweilig“ sind.
2. Mitlaufende Gestik
Sie läuft parallel zum gesprochenen Wort und unterstreicht dessen Bedeutung.
Beispiel: Beim Satz „Diese Lösung greift ineinander wie Zahnräder“ bewegen sich Ihre Hände synchron wie drehende Zahnräder. Diese Form der Gestik ist häufig unbewusst, aber sehr wirkungsvoll – vor allem, wenn sie mit dem Inhalt harmoniert.
3. Nachlaufende Gestik
Die Geste folgt nach dem gesprochenen Satz und dient oft der Verstärkung oder dem Abschluss einer Aussage.
Beispiel: Sie sagen „…damit ist die Entscheidung gefallen.“ und legen danach ruhig beide Hände oder ein Dokument auf den Tisch. Das signalisiert: Es gibt nichts mehr hinzuzufügen.
Was Gesten wirklich sagen: Die drei Ebenen der Arm-Hand-Bewegung
Je nachdem, wo sich Ihre Hände im Raum bewegen, erzeugen Sie eine ganz unterschiedliche Wirkung:
Ebene | Bewegungsrichtung | Bedeutung |
---|---|---|
Obere Ebene | Vertikal nach oben | Emotional, bejahend, bewertend, inspirierend |
Mittlere Ebene | Horizontal | Rational, erklärend, neutral |
Untere Ebene | Vertikal nach unten | Ablehnend, verneinend, abschließend |
Diese Differenzierung erlaubt es, Gesten strategisch einzusetzen – z. B. um durch hohe Handbewegungen Begeisterung zu zeigen oder mit mittleren Gesten neutral zu erläutern.
Bedeutung der Gestik – Für Sprecher und Publikum
Für den Sprecher:
- Ventilfunktion: Durch Gesten wird Nervosität reduziert – der Körper entlädt Spannung über Bewegung.
- Motorische Steuerung: Sie helfen dabei, den Sprechrhythmus zu strukturieren und das eigene Denken zu ordnen.
- Lebendigkeit: Ein gestikulierender Sprecher wirkt engagiert, präsent und souverän.
Für das Publikum:
- Rationale Ebene: Bewegungen auf mittlerer Höhe fördern das Verständnis, denn sie wirken sachlich und klar.
- Emotionale Ebene: Gesten auf oberer oder unterer Ebene bewegen im wahrsten Sinne des Wortes – sie erzeugen emotionale Resonanz.
Gestik ist mehr als Bewegung – sie ist Bedeutungsträger
Unsere Hände sind kein Beiwerk, sondern lebendiger Teil unseres Ausdrucks. Wer lernt, sie bewusst einzusetzen, kann Zuhörer nicht nur informieren, sondern überzeugen. Ob beim Pitch, im Mitarbeitergespräch oder in einer Präsentation – starke Gestik ist ein Schlüssel zur Wirkung.
„Make the gestures a part of your personality!“
Denn: Zu den Augen des Menschen muss sprechen, wer zu seinem Herzen sprechen will.
Das ist ein toller Artikel. Nicht mal nur über gestik allgemein sondern vorauslaufend, mitlaufend und nachlaufend. Ich bin begeistert.