Anlaufstelle für Studierende für Beratung bei Arbeitskonflikten in Österreich und Deutschland
Die „Faktory“ in Wien hat sich als zentrale Anlaufstelle für Studierende etabliert, die Probleme wie nicht ausgezahlte Überstunden oder unrechtmäßige Rückzahlungsforderungen am Arbeitsplatz haben. Die von Arbeiterkammer (AK) und ÖGB betriebene Einrichtung bietet kostenlose Rechtsberatung durch Jurist:innen – inklusive außergerichtlicher und gerichtlicher Vertretung. Gleichzeitig dient der Raum als Diskursort mit Veranstaltungsbühne und Lernplätzen.
Wieso braucht es eine Anlaufstelle für Studierende?
Laut einer IHS-Studie arbeiten 69 % der Studierenden neben dem Studium, im Schnitt 21 Stunden pro Woche. Konflikte mit Arbeitgebern sind häufig, etwa bei befristeten Verträgen oder verweigerten Zuschlägen. Die Anlaufstelle für Studierende in der Wiener Innenstadt reagiert auf diese Herausforderungen mit niederschwelliger Hilfe.
Beratungsangebote in Österreich
Neben der Faktory als spezialisierter Anlaufstelle gibt es weitere Unterstützungsstrukturen:
- ÖH (Österreichische Hochschüler_innenschaft): Zuständig für studienbezogene Themen wie Stipendien, aber keine arbeitsrechtliche Beratung.
- Psychologische Studierendenberatung: Hilft bei Prüfungsstress oder persönlichen Krisen, jedoch nicht bei Lohnforderungen.
- Arbeiterkammern bundesweit: In Graz, Linz oder Innsbruck existieren ähnliche AK-Beratungsstellen, allerdings ohne vergleichbares Raumkonzept wie die Wiener Anlaufstelle für Studierende.
Deutschland: Dezentrale Lösungen für erwerbstätige Studierende
In Deutschland fehlt eine vergleichbar institutionalisierte Anlaufstelle. Lösungen sind kleinteiliger:
- AStA-Arbeitsrechtsberatungen:
An vielen Unis (z. B. Hamburg, Berlin) bieten Allgemeine Studierendenausschüsse Peer-to-Peer-Beratung – meist durch Jura-Studierende. - DGB-Jugend:
Die Gewerkschaftsjugend organisiert Workshops zu Mindestlohn oder Werkverträgen, richtet sich aber nicht exklusiv an Studierende. - Studierendenwerk-Beratungen:
Einrichtungen wie in München oder Köln helfen bei Wohn- und Finanzfragen, nicht jedoch bei Arbeitsrechtsstreits.
Faktory vs. deutsche Modelle: Ein Vergleich
Aspekt | Faktory (Wien) | Deutsche Angebote |
---|---|---|
Rechtskraft | Professionelle AK-Jurist:innen | Ehrenamtliche Peer-Beratung |
Kosten | Kostenlos | Kostenlos |
Raumkonzept | Kombination aus Beratung, Lernort, Events | Meist reine Beratungszimmer |
Warum die Anlaufstelle für Studierende Zukunft braucht
Die Faktory zeigt, wie so eine Anlaufstelle nicht nur Rechtshilfe, sondern auch Gemeinschaft stiften kann – durch Diskussionsveranstaltungen oder Lerncafés. In Deutschland bleibt die Beratungslücke groß: Wer als Studierender in München oder Frankfurt Lohn einfordern muss, findet selten eine vergleichbar starke Anlaufstelle. Hier könnten Kooperationen zwischen Gewerkschaften und Hochschulen Abhilfe schaffen.
Die Wiener Anlaufstelle für Studierende ist ein Leuchtturmprojekt – doch der Bedarf an arbeitsrechtlicher Beratung besteht europaweit. Deutschland könnte von Österreichs ganzheitlichem Ansatz lernen.