Warum gute Führungskräfte schwer zu finden sind – und wie Unternehmen gegensteuern können
„Die meisten Branchen kranken an Führungslosigkeit“ – diese Diagnose des Organisationsentwicklers Daniel Vonier beim HR-Branchentreff „PoP – Power of People“ verdeutlicht ein Dilemma: Gute Führungskräfte sind schwer zu finden, obwohl jährlich 90 Mrd. Euro weltweit in ihre Entwicklung fließen. Mehr als 70 % der Kündigungen hängen mit unzufriedenstellenden Vorgesetzten zusammen, und weniger als 30 % der Nachwuchskräfte streben überhaupt Führungspositionen an. Doch warum ist das so, und wie lässt sich die Lücke schließen?
1. Demografie trifft Wertewandel
Der demografische Wandel verschärft das Problem: Bis 2040 fehlen in Deutschland bis zu 8,7 Mio. Arbeitskräfte, darunter potenzielle Führungspersönlichkeiten. Gleichzeitig sinkt die Attraktivität von Führungsrollen. Die Generation Y sucht Sinnhaftigkeit und flexible Arbeitsmodelle – klassische Karrierepfade verlieren an Reiz. Gute Führungskräfte sind schwer zu finden, weil viele junge Talente lieber fachliche Expertise ausbauen, statt Verantwortung für Teams zu übernehmen.
2. Mangelnde Vorbereitung auf Führungsaufgaben
Viele Unternehmen befördern verdiente Mitarbeiter in Leitungsrollen, ohne sie systematisch auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Das Resultat: Überforderung, Micromanagement und Fluktuation. Gallup-Studien zeigen, dass schlechte Führung Milliardenschäden verursacht – etwa durch mangelnde Empathie oder fehlende Kommunikationsfähigkeit. Gute Führungskräfte sind schwer zu finden, wenn interne Programme nur technische Skills schulen, statt mentale Stärke und Konfliktmanagement zu trainieren.
3. Systemische Fehler: Hierarchien und Tool-Overload
Daniel Vonier kritisiert, dass viele Firmen an veralteten Strukturen festhalten: „Der Rahmen steuert das Verhalten mehr als das Herumschrauben an Skills.“ Der Abbau von Hierarchien führt oft zu informellen Machtnetzwerken, die neue Probleme schaffen. Gleichzeitig werden Führungskräfte mit Tools überhäuft – KI, agile Methoden, Feedback-Apps –, ohne die Kernfrage zu klären: Wie schaffen wir ein Umfeld, in dem sich Mitarbeiter wie „Trüffel“ statt wie „Champignons“ fühlen? Gute Führungskräfte sind schwer zu finden, wenn Systeme sie eher bremsen als befähigen.
4. Führung braucht Persönlichkeit – nicht nur Prozesse
Annette Scheckmann, Vorstandsmitglied der Strabag, bringt es auf den Punkt: „Es geht um das Gefühl im Unternehmen. Man muss Menschen wirklich lieben.“ Führungspersönlichkeiten, die Begeisterung entfachen und Vertrauen schaffen, sind selten. Viele Chefs scheitern an der Balance zwischen Leistungsdruck und Wertschätzung. Gute Führungskräfte sind schwer zu finden, weil Empathie und Authentizität sich nicht in Crashkursen vermitteln lassen.
Lösungen: Was wirklich wirkt
- Führung im Team etablieren: Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen, um Überlastung zu vermeiden.
- Langfristige Mentoring-Programme: Nachwuchskräfte Schritt für Schritt an Leitungsaufgaben heranführen.
- KI strategisch nutzen: Routinetasks automatisieren, um Raum für zwischenmenschliche Führung zu schaffen – wie Datenexperte Daniel Mühlbauer betont.
- Kultur der Wertschätzung: Mitarbeiter als Individuen fördern, nicht als Ressourcen verwalten.
Die Gründe, warum gute Führungskräfte schwer zu finden sind, liegen in veralteten Systemen, mangelnder Vorbereitung und steigenden Anforderungen. Unternehmen müssen Führung neu denken: als Dienstleistung für Mitarbeiter, geprägt von Empathie und klaren Rahmenbedingungen. Nur so entstehen Teams, die nicht einfach funktionieren – sondern begeistern.